Gefeuert zu werden, ist immer doof. Das können wir hier mal festhalten, und es gilt auch und ganz besonders für Filmregisseure, die all ihr Herzblut und ihre Zeit in ein Projekt gesteckt haben, nur um dann ihren Hut nehmen zu müssen - danke und tschüss! Meistens passiert so was noch vorm Produktionsstart. Richtig bitter ist es dagegen, wenn die Dreharbeiten schon laufen. Kommt sehr viel seltener vor, aber es kommt vor.
Gerade erst traf es Phil Lord und Christopher Miller, die beim Han Solo-Film durch Ron Howard ersetzt wurden, nachdem sie kurz vor Drehschluss gehen mussten. Schwacher Trost: Sie sind nicht die ersten, denen es so ergangen ist, und werden sicher nicht die letzten sein. Wenn ein Studio das Vertrauen in den Regisseur verliert und die Reißleine zieht, muss eben jemand anders her, um den Film ins Ziel zu bringen. Und wenn es auf den letzten Drücker ist. Wir stellen euch weitere Fälle dieser Art vor - Regisseure, die während des Drehs rausgeworfen wurden!
Das zauberhafte Land
Kaum zu glauben, dass ein Filmklassiker wie Das zauberhafte Land ein derart turbulente Produktion hinter sich hat. Norman Taurog, Regisseur Nr. 1, musste früh für Richard Thorpe (Nr. 2) weichen. Der flog nur zwei Wochen später, da Produzent Mervyn LeRoy mit seiner Arbeit unzufrieden war. George Cukor (Nr. 3) rückte nach und wurde ebenfalls nach wenigen Wochen durch Victor Fleming (Nr. 4) abgelöst, der den Großteil des Films drehte, ehe er Cukor auch bei Vom Winde verweht (gleich mehr dazu) ablöste. King Vidor (Nr. 5) und LeRoy selbst (Nr. 6) brachten es schließlich zu Ende. Puh!
Vom Winde verweht
Das zauberhafte Land führt uns direkt zu Vom Winde verweht, einem anderen Klassiker mit holpriger Entstehungsgeschichte. George Cukor, der dafür Oz verließ, hatte den Film zwei Jahre lang vorbereitet, wurde aber nach gerade mal drei Drehwochen vor die Tür gesetzt. Auslöser soll ein Machtkampf mit Produzent David O. Selznick gewesen sein, und auch Hauptdarsteller Clark Gable hatte was gegen ihn. Victor Fleming nahm Cukors Platz ein und führte fortan Regie. Allerdings war er nicht der letzte Regisseur: Wegen Erschöpfung musste Fleming kurzzeitig pausieren, solange sprang Sam Wood ein.
Spartacus
Man vergisst leicht, dass Spartacus tatsächlich ein Stanley Kubrick-Film ist, bringt man Kubrick doch eher mit anderen Meisterwerken in Verbindung. War es auch nicht immer: Ursprünglich saß Anthony Mann auf dem Regiestuhl, den Hauptdarsteller Kirk Douglas aber nicht wollte. Douglas glaubte nicht, dass er der richtige Mann für den Job ist, und schrieb in seiner Autobiografie, Mann habe sich vom Cast (mit Stars wie Tony Curtis oder Laurence Olivier gespickt) und der Größe des Projekts einschüchtern lassen. Nach nur einer Woche im Dreh kam das Aus, und Kubrick nahm die Zügel in die Hand.
Fear and Loathing in Las Vegas
Terry Gilliam kam bei Fear and Loathing in Las Vegas erst relativ spät zum Zuge, vorher war Alex Cox, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, der zuständige Regisseur. Dessen Rauswurf hatte mehrere Gründe: Er verstand sich weder mit Hauptdarsteller Johnny Depp noch mit Hunter S. Thompson, dem Autor der Romanvorlage. Beide hielten nicht viel von seinem Skript, am allerwenigsten von der Idee, Zeichentrickszenen einzubauen. Thompson war deswegen regelrecht beleidigt. Also Cox raus, Gilliam rein und her mit einem ganz neuen Drehbuch - inklusive Zeichentrickszenen.
Superman 2 - Allein gegen alle
Superman 2 - Allein gegen alle wurde gleichzeitig mit Superman gedreht, bei beiden Filmen hieß der Regisseur Richard Donner. Doch das blieb nicht so. Als etwa drei Viertel des Sequels im Kasten waren, war Feierabend für Donner, dem die Produzenten die Schuld am überzogenen Budget und Zeitplan gaben. Zudem wollte man mit dem Sequel eine komödiantischere Richtung einschlagen, als er es tat. Die Produktion wurde gestoppt und erst fortgesetzt, als sich Superman als Hit erwies, dann unter Regie von Richard Lester. Bei Cast und Crew hielt sich die Begeisterung über den Wechsel in Grenzen.
Der Weiße Hai
Es ist nicht ganz klar, wie viel Dick Richards schon von Der Weiße Hai gedreht hatte, aber diese Geschichte ist einfach zu kurios, um sie zu überspringen. Bevor der junge Steven Spielberg an Bord kam und das Meisterwerk ablieferte, das wir kennen, saß Richards am Ruder. Er hätte vielleicht auch bis zum Schluss dort gesessen, wenn er den Hai nicht immerzu "Wal" genannt hätte. Vermutlich nicht das einzige, was ihm zum Verhängnis wurde, aber der berühmteste Grund. Die Produzenten waren von seiner biologischen Ignoranz irgendwann so genervt und irritiert, dass sie ihn feuerten. Glück für Spielberg!
DNA - Experiment des Wahnsinns
DNA - Experiment des Wahnsinns muss der reinste Albtraum gewesen sein, denn Val Kilmer und Marlon Brando zickten am Set nur rum. Kilmer kritisierte Regisseur Richard Stanley ständig und stellte alle möglichen Forderungen. Brando verschärfte die Situation nur noch weiter. Nach einer Woche im Dreh hatte New Line Cinema genug gesehen und feuerte Stanley per Fax, da er seine Stars ja offensichtlich nicht unter Kontrolle bekam. Unter seinem Nachfolger John Frankenheimer wurde es nicht viel besser. Auch er geriet mit den beiden Diven aneinander, schaffte es aber irgendwie, den Film abzudrehen.
Exorzist - Der Anfang
Wieder John Frankenheimer, nur dass er bei Exorzist - Der Anfang frühzeitig vom Regieposten zurücktrat. Stattdessen übernahm Paul Schrader, der dem blutigen Horror, den die Produzenten wollten, eine psychologische Herangehensweise vorzog. Nachdem er ihnen seinen Film präsentiert hatte, flog er in hohem Bogen raus, und Renny Harlin durfte das meiste neu drehen. Witzig: Harlins Film kam so schlecht an, dass Morgan Creek Productions Schrader 35.000 $ gab, damit er seine Version noch fertigstellen konnte. Die dann als Dominion - Exorzist - Der Anfang des Bösen veröffentlicht wurde.
Merida - Legende der Highlands
Bei Pixar ist es nicht unüblich, dass Regisseure während der laufenden Produktion ausgetauscht werden, siehe Ratatouille, Cars 2 oder Arlo & Spot. Der bekannteste Fall ist aber sicherlich Merida - Legende der Highlands. Brenda Chapman sollte Pixars erste Regisseurin werden, hatte nur leider einen düstereren Film im Sinn als ihre Vorgesetzten. Die Folge: Rauswurf wegen "kreativer Differenzen". Mark Andrews verpasste dem Fantasy-Abenteuer daraufhin einen fröhlicheren Anstrich. Chapman, für die es ein sehr persönliches Projekt war, war am Boden zerstört. Immerhin, der Oscar gehört zur Hälfte ihr!
WarGames - Kriegsspiele
Zwölf Tage hielt Martin Brest auf dem Regiestuhl von WarGames - Kriegsspiele durch, dann wurde er von selbigem entfernt. Produzent Leonard Goldberg störte nämlich, dass die Schauspieler (wie Matthew Broderick) nicht so aussahen, als hätten sie Spaß. Er wollte einen weniger ernsten, weniger rebellischen, weniger düsteren Film. Darum kümmerte sich dann John Badham, der Brest hinter der Kamera ersetzte und für die gewünschte Auflockerung sorgte. Ist ja auch so witzig, ein junger Hacker, der versehentlich fast den Dritten Weltkrieg auslöst. Mehrere Brest-Szenen blieben aber erhalten.
Piranha 2 - Fliegende Killer
Eigentlich sollte Miller Drake Piranha 2 - Fliegende Killer machen, doch er musste für einen Newcomer namens James Cameron weichen, der in der Effekt-Abteilung des Films arbeitete. Cameron schrieb auch das Drehbuch um. Produzent Ovidio G. Assonitis ließ ihn allerdings nicht in Ruhe drehen, sondern mischte sich immer wieder ein. Nach rund zwei Wochen war sein erstes Engagement als Regisseur auch schon wieder vorbei und Cameron entlassen. Legendär: Später brach er des Nachts in den Schneideraum ein, um seine Version zu vollenden. Was Assonitis wieder rückgängig machte.
Fantastic Four
Greifen wir uns noch mal einen aktuelleren Film heraus. Bei Fantastic Four krachte es gewaltig zwischen 20th Century Fox und Josh Trank, schon während der Dreharbeiten. Dem Studio gefiel Tranks Fassung ganz und gar nicht, obendrein soll er auf Cast und Crew losgegangen sein. Also wurde ihm das Projekt entzogen. Fox ordnete eigene Änderungen an und ließ mehrere Szenen neu drehen, ohne dass Trank noch etwas zu sagen hatte. Vielleicht vergleichbar mit Dredd (Pete Travis) oder Rogue One - A Star Wars Story (Gareth Edwards), wo die Regisseure auch nicht direkt gefeuert wurden, zum Schluss aber beiseite treten mussten.