Schwieriges Marketing
Abseits von der Qualität des Musicals war es auch das Marketing des Streifens, das viel Verwirrung und Enttäuschung bei Fans verursachte. Manche Szenen aus den Trailern, wie die Szene, in der Arthur und Lee zusammen auf der berühmten Treppe tanzen, fehlen in der Kinofassung schlechthin.
"Joker - Folie à Deux" Trailer 1
Warner Bros. kommunizierte zu keinem Punkt eindeutig, ob es sich bei Joker - Folie à Deux nun um ein Musical handelt, oder nicht. Auch aus den Trailern ging dies nicht eindeutig hervor. Da sich nicht jeder mit Filmnews beschäftigt, landet man dann in einem komplett anderen Streifen als man es erwartet und sich vielleicht auch gewünscht hätte. Ein weiteres Beispiel dafür sind die Fans von Lady Gaga, die im finalen Film feststellen mussten, dass ihre Rolle lediglich der einer wichtigen Nebenfigur gleicht und angeblich während der Produktion gekürzt worden ist. Hinzu kommen die bewusst schwächeren Song-Performances von ihr, die viele Fans enttäuscht haben dürften. Dies ist besonders fatal, da Mund-zu-Mund-Propaganda, durch unser aller Verbindung über das Internet, zunehmend wichtiger für den Erfolg von Kinofilmen wird. Möglicherweise hätte diese Diskrepanz zwischen Erwartungshaltung und Realität durch Testscreenings vorausgeahnt werden können, doch entschied sich Phillips vehement dagegen, Joker 2 einem ausgewählten Publikum vorab zu zeigen. Angeblich aus Angst, es könnten Spoiler durchsickern.
Unklare Vision
Die Handlung selbst hat ebenso nicht wenige Fans enttäuscht, schreibt sie Arthur doch plötzlich eine multiple Persönlichkeitsstörung zu. Dazu gesellt sich eine Harley Quinn, die ihrer Figur aus den Comics nur bedingt gerecht wird und ein Ende, dass vielen Fans den Rest gegeben hat. Die Fortsetzung fügt der übergeordneten Narrative nicht viel hinzu und fokussiert sich sehr auf die neu ausgerichtete Persönlichkeit des Jokers. Es wirkt als hätte es keine gezielte Vision für Joker - Folie à Deux gegeben. So abwegig ist die Theorie nicht, bedenkt man, dass Todd Phillips ursprünglich die Idee einer Fortsetzung noch verneinte, bis es dann sogar zuerst als Broadway Stück geplant gewesen sein soll. Vielleicht fehlte ihm aber auch ein klares Vorbild für seinen Film, immerhin orientierte er sich bei Joker noch stark an Martin Scorseses Taxi Driver und King of Comedy.
Schwache Fortsetzungen
Ein ganz anderer Grund für die deutlich geringeren Besucherzahlen könnte der erste Joker selbst sein. Als die Ankündigung kam, dass Joaquin Phoenix den neuen Joker in einem Solo-Film verkörpert, waren wir alle gespannt, was uns da im Kino erwarten wird. Aufgrund des eher künstlerischen Ansatzes von Phillips, ist es nicht verwunderlich, wenn viele Fans von dieser Neuinterpretation bereits nach dem ersten Film genug hatten. Der zweite Teil würde somit nur noch alle Joker-Fans ansprechen, denen Phillips’ Interpretation gefallen hat. Nicht selten performen Sequels schlechter als ihre Vorgänger. Von den vier direkten oder im Falle von The Suicide Squad indirekte Fortsetzungen, die das DCEU seit Aquamans Überraschungserfolg nach 2018 hervorgebracht hat, war keines auch nur ansatzweise so erfolgreich, wie sein Vorgänger.
Düstere Zukunft
Mit einem Rotten Tomatoes Critics Score von 33% und Audience Score von 32% wird Joker 2 es auch weiterhin schwer an den Kinokassen haben. Wir bleiben gespannt, ob die Veröffentlichung am 16. Oktober in China ein ähnliches Debakel werden wird. Unabhängig davon, ob ihr Joker - Folie à Deux mochtet oder nach einer Stunde bereits den Saal verlassen habt, könnte der Misserfolg des Streifens weitreichende Auswirkungen auf die Zukunft von DC haben. Sollte der kommende The Batman 2 ebenfalls nicht die Erwartungen des Studios erfüllen, so wird die Trilogie vermutlich vorzeitig abgesägt. Für den Fall, dass James Gunns Superman Legacy an den Kinokassen nicht performt, könnte es düster für viele andere Projekte des DC-Reboots aussehen. So düster wie für Joker - Folie à Deux. Eines zeigt der Misserfolg an der Kinokasse auf jeden Fall: Wenn der Joker nicht sicher ist, werden wir in Zukunft möglicherweise noch weniger Experimente im Superhelden-Genre erleben.