Bei David Fincher lässt sich immer schwer vorhersagen, was er wohl als nächstes macht. Jetzt lässt es sich aber etwas besser eingrenzen, insofern als wir wissen, wo er es macht. Denn Fincher sagt, dass er einen exklusiven Vier-Jahres-Vertrag bei Netflix unterschrieben hat, was bedeutet, dass all die Projekte, die er in absehbarer Zeit in Angriff nimmt, dort beheimatet sein werden.
Fincher hatte ohnehin schon einen guten Draht zu dem Streamingdienst, als Executive Producer (und teilweise auch Regisseur) der Netflix-Serien House of Cards, Mindhunter und Love, Death & Robots. Als Mindhunter dann auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt wurde, gab man ihm die Chance, eines seiner Traumprojekte umzusetzen, den Schwarz-Weiß-Film Mank, der am 4. Dezember erscheint. Ja, er habe einen Exklusivitäts-Deal mit Netflix für weitere vier Jahre, sagte Fincher dem französischen Magazin Premiere. Er sei dazu da, "Content" zu liefern, was auch immer das bedeute. Wahrscheinlich solle er Netflix in seinem kleinen Einflussbereich Zuschauer bringen.
Der Deal soll bereits vor Mank geschlossen worden und im neunstelligen Bereich angesiedelt sein. Er habe ihn auch deshalb unterzeichnet, weil er gern arbeiten würde, wie Picasso gemalt habe - er wolle verschiedene Sachen ausprobieren, Formate aufbrechen oder den Betriebsmodus ändern, ergänzt Fincher. Ihm gefalle die Vorstellung, ein "Œuvre" zu haben. Und ja, er gebe zu, dass es sich komisch anfühle, nach vierzig Jahren in diesem Beruf nur zehn Filme auf seinem Konto zu haben. Eigentlich elf, aber zehn, von denen er sagen könne, dass sie seine seien. Objektiv gesehen sei das eine ziemlich erschreckende Beobachtung.
Und Netflix ist noch ein anderer dicker Fisch ins Netz gegangen: Da die Kinos in Deutschland und anderen europäischen Ländern ja wieder dicht sind (mindestens bis Ende November), soll der internationale Release der Romanverfilmung Neues aus der Welt, für die sich Tom Hanks wieder mit Captain Phillips-Regisseur Paul Greengrass zusammengetan hat, nun über die Streaming-Plattform abgewickelt werden. Dieser Deal wird laut Deadline gerade unter Dach und Fach gebracht. Während Universal Pictures in den USA weiter beabsichtigt, Neues aus der Welt ab dem 25. Dezember auf der großen Leinwand zu zeigen, um den Film dann nur 17 Tage später auch als Premium-VoD verfügbar zu machen, ist der deutsche Kinostart am 7. Januar 2021 also sehr fraglich.
Fünf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs zieht Captain Jefferson Kyle Kidd (Hanks), ein Witwer und Veteran dreier Kriege, als Tatsachen-Geschichtenerzähler von Stadt zu Stadt. Er überbringt Neuigkeiten von Präsidenten und Königinnen, von glorreichen Fehden, von verheerenden Katastrophen und von packenden Abenteuern aus den entlegensten Gegenden der Welt. In der Prärie von Texas begegnet er Johanna (Helena Zengel, Systemsprenger), einer Zehnjährigen, die vor sechs Jahren von den Kiowa-Indianern aufgenommen und als eine der ihren großgezogen wurde. Johanna, feindselig gegenüber einer Welt, die sie nie kennengelernt hat, wird gegen ihren Willen zu ihrer leiblichen Tante und ihrem leiblichen Onkel zurückgeschickt. Kidd willigt ein, sie dort abzuliefern, wohin sie von Gesetzes wegen gehört. Während sie Hunderte von Meilen durch die unerbittliche Wildnis reisen und nach einem Ort suchen, den sie beide Zuhause nennen können, treffen die zwei auf gewaltige Herausforderungen durch Mensch und Natur.