Tyrion & Bran
Ein kleiner Zeitsprung versetzt die Zuschauer vor die versammelten Mächtigsten von Westeros, vor die Tyrion nun aus seiner Zelle geführt wird. Grey Worm will Tyrion und Jon tot sehen, dagegen haben natürlich Sansa (Sophie Turner) und Co. ihre Einwände. Bevor der Streit eskalieren kann, ergreift Tyrion selbst das Wort und macht ihnen die Situation klar: Erstmals in der Geschichte von Westeros könnten die Mächtigsten ihren König selbst wählen. So sollten sie es denn auch tun und auf diese Weise das Rad des Erbrechts brechen.
Nach etwas Hin und Her inklusive Sams (John Bradley-West) rasch verlachter Idee, das Volk das entscheiden zu lassen, soll Tyrion selbst sagen, wen er denn am Geeignetsten fände. Und er schlägt Bran (Isaac Hempstead-Wright) vor! Denn weder Armeen noch Gold eine die Menschen, sondern Geschichten. Er kenne die komplette Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart und wie wir wissen, auch die Zukunft, strebe aber dabei selbst gar nicht eine königliche Macht an. Er, der Gebrochene, habe es bis hierher geschafft, er könne keine Kinder bekommen, womit die Erbfrage sich bei ihm auch zukünftig von selbst erledigt, also sollte er es auch sein.
Tatsächlich stimmen dem alle nach kurzem Schweigen nacheinander zu, außer Sansa. Sie verlangt einen unabhängigen Norden, den Bran ihr auch nickend gewährt. Bran stimmt der Ernennung zu, mit einem typischen Weird-Spruch: Warum sonst sei er den Weg bis hierher mitgegangen. Ob er diese Zukunft für sich wohl schon wusste? Und daher immer so entspannt blieb? Wissend, dass nicht nur er, sondern auch seine Geschwister am Ende noch leben würden? Wissend, dass aber der Massentod durch Dany und daraufhin Jons Mord nötig waren, um diese neue Welt ohne einen Eisernen Thron, ohne königliche Erbfolge auf den Weg zu bringen? Sollte das so sein, wie hart muss es sein, dies einfach nur mit anzuschauen, wissend, dass man den Tod so vieler als Preis dafür nicht verhindern darf?
Ausblick auf die Zukunft
Bran The Broken ist also nun König, und befriedet Grey Worm damit, selbst ein eigenes Haus zu gründen, Tyrion als Brans Rechte Hand damit zu bestrafen, sein restliches Leben zu versuchen, die eigenen Fehler wieder gerade zu biegen, und Jon zur Nachtwache zu verdonnern. Gute Wahl, Tyrion hat bewiesen, dass er eigene Fehler sogar im Angesicht eines zu erwartenden Todes zugestehen kann, und Jon - er hat die Pflicht über die Liebe siegen lassen, wie es schon immer Aufgabe der Nachtwache war: Ein Beschützer aller zu sein, ohne Frau, ohne Kinder, sein Leben nur dieser Pflicht widmend.
Während Bran als König eher repräsentativ agiert, versammeln sich denn auch erstmals wieder die Mächtigsten des Landes um den gut bekannten Tisch, und diskutieren die nächsten wichtigen Schritte um den Wiederaufbau. Sam bringt die Geschichte von Westeros mit, deren Titel er selbst vorschlug: Das Lied von Eis und Feuer! Brienne (Gwendoline Christie) schreibt später im Buch der Kommandanten der Königswache Jaimes Geschichte zuende, die sie damit schließt, dass er als Beschützer seiner Königin starb.
Arya verabschiedet sich von Jon, sie geht auf Entdeckerreise gen Westen von Westeros, wo alle Karten enden, ein Niemand geht also ins Niemandsland. Jon verabschiedet sich auch von Sansa und Bran, wird an der Mauer aber dafür von Tormund und Ghost freudig erwartet. Und erkundet nun jenseits der Mauer mit ihm und seinen Wildlingen den Norden. Sansa lässt sich umjubelt zur Königin des Nordens krönen.
Ja, es ist ein ungewöhnliches Ende, der eigentlich Dauerheld Jon verliert das, was man sonst in solchen Geschichten und Märchen den Helden oft am Ende gewinnen sieht: Einen Thron und eine Königin oder Prinzessin an seiner Seite, königliche Macht und Liebe. Aber das ist eben nicht Game of Thrones. Das Spiel der Throne wird mit dem Ende des einen großen Eisernen Throns besiegelt, und mit dem Ende der Erb-Thronfolge. Dieses Spiel ist "Game Over".
Fazit
Trotz schneller Entwicklungen, trotz auch absehbarer Entwicklungen, für uns ist das Serienfinale von Game of Thrones überraschend genug, mit Macken, mit denen man aber durchaus leben kann, auch wenn man manches gern langsamer sich hätte entwickeln sehen, es sich etwas zu konstruiert anfühlt durch das flotte Tempo. Man kann sich sicher über Vieles streiten, aber wie hier die Schicksale der Hauptcharaktere beendet wurden, passt einfach zu ihnen, bedenkt man ihre komplette Vorgeschichte und Entwicklung seit Beginn der Serie, ihren Hauptplot, ihre basale Motivlage, ihren hervorstechendsten Charakterzug. Aber ihr dürft das natürlich anders sehen. :-)
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