Es gibt sie noch, die schönen Geschichten des echten Lebens, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Normalerweise würden wir über Standing Ovations in Venedig keinen Artikel verfassen. Aber in diesem ganz besonderen Fall fühlen wir einfach das Bedürfnis dazu. Und wir glauben, vielen von euch wird es ähnlich ergehen. Denn es geht um den umwerfenden Brendan Fraser.
Doch um zu begreifen, wieso dies ein so schöner Moment ist, muss man mit der traurigen Vergangenheit anfangen. In den 90ern und auch noch Anfang der 2000er gehörte Fraser zu den ganz großen in Hollywood. Allein mit Die Mumie setzte er sich ein Denkmal. Doch dann verschwand er allmählich aus dem Scheinwerferlicht. Sein letzter wirklich nennenswerter Film dürfte Ausnahmesituation an der Seite von Harrison Ford aus dem Jahr 2010 sein. Doch auch bereits in den Jahren davor schien sein Stern zu sinken. Was war passiert?
2018 veröffentlichte GQ einen Artikel, bei dem Fraser öffentlich machte, was ihm geschehen ist. Laut seinen Angaben wurde er im Jahr 2003 durch den damaligen Präsidenten der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), Phillip Berk, sexuell belästigt.
Dieser Vorfall hatte für Fraser gleich mehrere Auswirkungen: Zum einen ist die HFPA für die Austragung der Golden Globes zuständig, und dort war Fraser nach dem Vorfall nicht mehr willkommen. Seinerzeit war die HFPA eine sehr mächtige Organisation, weswegen selbst große Stars ihnen den roten Teppich ausrollten. Sie zu verärgern, war nicht gerade karrierefördernd.
Zudem geriet Fraser durch diesen Vorfall in eine Spirale aus Depressionen. Dass er durch seine auf Action fokussierten Filme auch körperliche Schäden davon trug, war ebenfalls wenig förderlich. Man kann wohl behaupten, Fraser war zu dieser Zeit sowohl körperlich wie auch seelisch kaputt.
Die Jahre vergingen, bis er schließlich 2018 mit dem GQ-Interview den Weg zurück an die Öffentlichkeit suchte. 2019 sorgte er dann erstmals wieder beruflich für größeres Aufsehen, als er die Rolle von Cliff Steele/Robotman in der DC-Serie Doom Patrol übernahm. Ein vielleicht nicht großer, aber doch wichtiger Schritt zurück ins Rampenlicht Hollywoods.
Und dass es auch im wahren Leben Happy Ends gibt, zeigt eben genau diese Geschichte, denn sie erreichte mit den Filmfestspielen von Venedig ihren bisherigen Höhepunkt. Darren Aronofskys neuester Film The Whale hatte dort am 4. September seine Premiere und Brendan Fraser spielt dort die Hauptrolle des 272 Kilogramm schweren homosexuellen Englischprofessors Charlie, der versucht, sich wieder mit seiner entfremdeten Tochter (Sadie Sink) zu versöhnen.
Auch wenn Fraser nicht mehr ganz in der körperlichen Verfassung wie vor 20 Jahren ist, der Mann ist immerhin auch inzwischen 53 Jahre alt, so musste er für den Film einen Fat-Suit tragen und befand sich täglich mehrere Stunden in der Maske. Und die Anstrengung muss sich gelohnt haben, denn nach der Premiere gab es minutenlangen Applaus und Standing Ovations.
Jedoch nicht so sehr für den Film, der eher gemischte Reaktionen erhielt, sondern vielmehr für Brendan Fraser selbst, der eine tolle Performance abgeliefert haben muss. Und zu sehen, wie er bei dieser Anerkennung mit den Tränen kämpft, erweicht einem das Herz.
Man this makes me so happy to see this beautiful ovation for Brendan. He supported me coming into his Mummy Returns franchise for my first ever role, which kicked off my Hollywood career. Rooting for all your success brother and congrats to my bud Darren Aronofsky. TheWhale ???????? https://t.co/SNBLPHHmEZ
— Dwayne Johnson (@TheRock) September 4, 2022
Wie dieser Tweet zeigt, wird Fraser nicht nur vor Ort, sondern auch in der Filmwelt allgemein gefeiert. Jeder freut sich für ihn, nicht nur die Fans. Es mag sich nicht mehr jeder daran erinnern, aber Dwayne Johnson verdankte ihm eins seine erste Filmrolle überhaupt in Die Mumie kehrt zurück. Johnson selbst hat es definitiv nicht vergessen, wie sein Tweet beweist.
The Whale hat noch keinen deutschen Kinostart. Am 9. Dezember soll er in den US-Kinos starten. Und dieser Zeitpunkt ist mit Sicherheit kein Zufall, passt dies doch perfekt in die kommende Award-Saison. Und Brendan Fraser werden große Chancen auf eine Nominierung bei den Oscars ausgerechnet. Das ganz große Happy End, es steht uns vielleicht erst noch bevor.
Doch bis dahin: Willkommen zurück, Mr. Fraser. Wir haben sie vermisst!
Darren Aronofsky, Brendan Fraser, Sadie Sink and Hong Chau receive a standing ovation at the #Venezia79 premiere of ‘The Whale’ pic.twitter.com/A6tQPUqMfc
— Film Updates (@FilmUpdates) September 4, 2022