Bewertung: 4 / 5
Das ist er nun, der achte Film von Quentin Tarantino und wie seine Filme zuvor, stellt auch The Hateful 8 ein Ereignis dar. Wie kaum ein anderer Regisseur hat Tarantino in der Vergangenheit sein filmisches Können immer und immer wieder unter Beweis gestellt, denn die audiovisuelle Darstellung kombiniert mit interessanten Besetzungen gehört immer wieder zum Besten, was das Kino zu bieten hat. Mit The Hateful 8 unterstreicht der Ausnahmeregisseur einmal mehr, dass er seit einigen Jahren den Höhepunkt seiner kreativen Laufbahn erreicht hat und ihm so schnell keiner das Wasser reichen kann. Selbst wenn es Abzüge in der B-Note gibt.
Der Amerikanische Bürgerkrieg ist einige Jahre her, aber die Gräben zwischen Nord- und Südstaaten fußen immer noch tief. Inmitten dieser Epoche rast eine Kutsche durch die verschneite Landschaft Wyomings. Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) hat es eilig, denn als Hangman bekannt, hat sich der Kopfgeldjäger einen Namen gemacht, seine Gefangenen dem Henker stets lebendig zu übergeben. Seine aktuelle "Beute" ist die Verbrecherin Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), auf die in Red Rock der Galgen wartet. Unterwegs nimmt Ruth zwei Reisende mit auf: Den berüchtigten Kopfgeldjäger Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und den künftigen Sheriff von Red Rock, Chris Mannix (Walton Goggins). Ein Schneesturm macht den Plan, Red Rock schnell zu erreichen, jedoch zunichte und gemeinsam machen sie Halt in "Minnies Kutschen-Zwischenstopp". Anstelle von Minnie warten dort vier andere Personen auf die Reisenden und inmitten des Sturms sind nun acht völlig Fremde auf engstem Raum eingeschlossen. Bald schon ist klar, dass das kein Zufall ist...
Trailer zu The Hateful 8
The Hateful 8 Filmkritik
Ein Film von Quentin Tarantino ist immer wie ein großes Kammerspiel. Eine simple Idee, eine kleine Bühne, tolle Schauspieler und unterhaltsame Dialoge. Auch The Hateful 8 bildet hier keine Ausnahme. Noch immer versteht es Tarantino wie kaum ein anderer Regisseur, das Maximum aus seiner Besetzung herauszuholen. So ist es wenig verwunderlich, dass selbst B-Movie-Stars wie Michael Madsen in seinen Filmen glänzen, ein Kurt Russell geradezu aufblüht und ein Samuel L. Jackson sowieso der Garant dafür ist, dass man als Zuschauer wirklich weiß, womit man es zu tun hat. Das Talent, alte Darstellergrößen, bekannte Schauspieler der Gegenwart und Akteure aus der zweiten Reihe gekonnt in Szene zu setzen und mit ihnen verrückte Figuren zum Leben zu erwecken, ist die große Stärke von Tarantino. Wenn dann noch die Optik stimmt und die Dialoge sitzen, muss man sich als Zuschauer nur noch zurücklehnen und den wilden Ritt genießen.
Begleitet wird das neue Werk dabei ebenfalls von einer wundervollen Musik. Obwohl die Kooperation zwischen Tarantino und Ennio Morricone bei Django Unchained ein einmaliges Ereignis sein sollte, hatte sich Morricone noch einmal für eine Zusammenarbeit erweichen lassen. Das Ergebnis kann sich hören lassen, wundervolle Klänge, die zwar nicht an seine ganz großen Werke heranreichen, aber dem Ohr wohlgefallen, gemixt mit dem Gespür von Tarantino, einen Film mit Musik aus er eigenen Plattensammlung abzurunden. Das geht ins Ohr und wertet den Film wie alle seine Werke spürbar auf.
Schade nur, dass Tarantino nicht das Maximum aus The Hateful Eight herausholt. Da wäre zum einen das Ultra Panavision-Format zu nennen. Im Vorfeld wurde das 70mm-Format angepriesen und eine extra längere Roadshow-Version des Films entwickelt und wer die Chance, hat diese zu sehen, sollte es tun. Doch die Möglichkeiten, die das Breitbildformat bietet, werden nicht ausgereizt, denn fast 90% des Films spielen auf engstem Raum, wo das Format wenig bis gar nicht zum Tragen kommt. Panorama- und Landschaftsaufnahmen werden viel zu selten eingesetzt, doch wenn, dann verfehlt der Effekt auch nicht seine Wirkung.
Selbst Markenzeichen Tarantinos, sein Episodenformat, meldet sich bei The Hateful 8 wieder zurück. Mehr als eine Reminiszenz früherer Werke ist es jedoch kaum, denn sein neuester Film präsentiert sich deutlich stringenter als es in der Vergangenheit der Fall war. Dieses Mal verzichtet er auf übertriebene Zeitsprünge und erzählt seine Geschichte chronologisch, was The Hateful 8 zum klassischsten Film seiner Karriere macht. Nur wird die Geschichte leider zu sehr in die Länge gezogen, mit unzähligen Details und Nebengeschichten angereichert, obwohl die Grundidee auf einen Bierdeckel passt. Tarantino liebt es wirklich, jedes Detail zu präsentieren, nichts passiert, was er als Regisseur dem Zuschauer vorenthält. Was andere Regisseure oft zu wenig gestalten, ist bei ihm hingegen zu üppig.
Überhaupt hat Tarantino in seinen letzten Filmen etwas von der Leichtigkeit seiner früheren Werke verloren. Inglourious Basterds und Django Unchained, obgleich sehr gut, wiegen schwer und hätten mit einer Straffung noch besser werden können. Auch bei The Hateful 8 verliert sich Tarantino in Details und so überrascht es dann nicht, dass über 90 Minuten vergehen, bevor wirklich etwas passiert und der Punkt der Handlung erreicht wird, auf den der Zuschauer wartet.
The Hateful 8 Fazit
Jeder Regisseur dürfte froh sein, einen Film wie The Hateful 8 in seiner Vita zu haben, viele würden über den grünen Klee ob dieses grandiosen Meisterwerks gelobt werden. Doch ein Tarantino spielt in einer eigenen Liga, es gelten andere Maßstäbe und diese greifen nun mal. Zu lang, zu wenig Substanz, es fehlt an Leichtigkeit. Dies sind die Kritikpunkte, die man ihm vorwerfen kann und muss. Und doch wird man als Zuschauer mehrfach für den Kinobesuch belohnt. The Hateful 8 ist großes Kino, es unterhält und es versprüht diese einzigartige Magie. Man merkt, mit welcher Leidenschaft Tarantino zu Werke geht, jede Szene bis ins Detail durchdenkt. Es scheint, als würde man einem Bildhauer bei der Arbeit zusehen: Der macht zwar auch ab und an Fehler, aber auf solch hohem Niveau, so dass der Rest von uns nur ehrfürchtig staunen kann.