Bewertung: 4 / 5
Franzose trifft Inder. So kurz, so unspektakulär. Und doch schafft es die melodramatische Komödie 7 jours pas plus mit dem Herz auf breiter Linie und so mancher persönlichen Erkenntnis, unseren Blick über den Tellerrand zu heben. So ungewollt wir oft liebgewonnene Gewohnheiten und Pfade verlassen wollen, so herzergreifend ist die Erkenntnis, die auch Benoît Poelvoorde in 7 jours pas plus ereilt, dass es manchmal gar nicht so schlimm ist, jemandem die Hand zu reichen, der diese dringend braucht - und ob es Zufälle sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.
7 jours pas plus Kritik
Pierre (Poelvoorde), pedantisch bis ins Mark, aber im Grunde ein herzensguter Kerl, trifft bei einem seiner Spaziergänge auf den indischen Arbeiter Ajit (Pitobash), der ihn in fremden Zungen stammelnd um Hilfe bittet. Pierre nimmt sich zögernd seiner an und erlaubt ihm für sieben Tage, in seiner Wohnung zu bleiben - sieben Tage und keinen mehr! Bis dahin muss Ajit seinen Onkel auffinden oder zu der Erkenntnis gelangen, dass auch die Geduld freundlicher Franzosen ein Ende hat. Auch Jeanne (Alexandra Lamy) erkennt die Gütigkeit in Pierre, doch Inder und Frauen, das ist für den zugeknöpften Einzelgänger zu viel...
Trailer zu 7 jours pas plus
Momentan sieht es nicht danach aus, dass 7 jours pas plus in die deutschen Kinos kommen wird, aber so wie uns schon Das brandneue Testament mit Benoît Poelvoorde gefallen hat, hoffen wir auch hier, dass 7 jours pas plus bald ausgestrahlt wird. Kantig, ehrlich und überaus liebenswert, so kommt die französisch-belgische Koproduktion daher, die im Zuge der Flüchtlingskrise weder mit erhobenem Zeigefinger noch zu theatralisch auftrumpft.
Zwar ist es ein typisches Zeichen unserer französischen Landsleute, dass nahezu jeder Film auch mit etwas Amour gewürzt wird, aber so wie Alexandra Lamy in einem Moment ihr Herz ausschüttet und Ajit gegenüber die Freundlichkeit in Person ist, so wenig kann man diesem typischen Filmkniff böse sein. Die Krönung ist wie so oft in seinen Filmen Benoît Poelvoorde, den man hierzulande eher aus Nichts zu verzollen und Mein liebster Alptraum kennt und der schon Anfang der Neunziger in C´est arrivé près de chez vous zeigte, was für ein grandioser Schauspieler in ihm steckt. Er spielt den einfachen Mann, der sich nichts gefallen lässt und eigentlich vom Leben enttäuscht ist mit einer Grandesse, die nahegeht. Und das besonders in den ruhigen Momenten und wenn wir erfahren, was aus seiner Familie geworden ist.
Dabei wirkt gerade das Aufeinandertreffen von Pierre und Ajit fast wie ein Zufall, doch wie uns 7 jours pas plus zeigen möchte, gibt es vielleicht so etwas wie Zufälle gar nicht. Ein Film, der mit einer der skurrilsten Szenen aller Zeiten eröffnet wird, schafft es überraschenderweise, gerade nicht lächerlich zu wirken und gibt dem Zuschauer mehr mit als es drei Heldenepen gleichzeitig schaffen würden.
7 jours pas plus ist ein skurriler Film, ein herzergreifender Film, der Ecken und Kanten hat und deutlich macht, wie schwer es ist, wenn man auf sich allein gestellt ist. In keinem Moment erfährt man als Zuschauer mehr aus Ajits Äußerungen als Pierre und Jeanne und allein die Ideen, um die Sprachbarriere zu überbrücken, sind spaßig und schlimm zugleich, gerade im Angesicht der Lethargie der indischen Botschaft. Niemand sollte je in eine solche Lage kommen - wohl dem, der dann einen raubeinigen Engel hat, der einem beisteht.