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Babel

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Kurz-Kritik: Wenn das Fass vor lauter Leid überläuft

Babel Kritik

Babel Kritik
7 Kommentare - 16.02.2016 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "Babel" ist.

Bewertung: 3 / 5

In Marokko kauft ein Familienvater einem Nachbarn ein Gewehr ab und überlässt es seinen beiden Söhnen zum Schutz der Ziegenherde vor Schakalen. Ein US-amerikanisches Ehepaar begibt sich auf eine Reise durch Marokko, um über den Tod ihres jüngsten Kindes hinwegzukommen. Um ihre beiden älteren Kinder kümmert sich währenddessen die mexikanische Haushälterin des Ehe-Paars, welche die Hochzeit ihres in Mexiko lebenden Sohnes feiern möchte. Parallel dazu versucht eine japanische, gehörlose Jugendliche, den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten.

Ähnlich wie in 21 Gramm geht Inarritu auch in Babel den Weg des Leidens, nur erweitert er die Geschichte diesmal auf vier Handlungsstränge und lässt obendrein die titelgebende Sprachbarriere miteinfließen. Man sollte sich auf viele Untertitel einstellen, welche sich allerdings mehrfach auszahlen, da es Inarritu hier wie fast kein zweiter versteht, verschiedensprachige Menschen miteinander interagieren zu lassen. Englisch und Spanisch, Englisch und Arabisch, Japanisch und japanische Gebärdensprache. Abermals konnte Inarritu aus seinem hervorragenden Cast den letzten Rest herauskitzeln, welcher u.A. aus Brad Pitt, Cate Blanchett, Elle Fanning und den beiden Oscar-Nominierten Rinko Kikuchi und Adriana Barraza besteht.

Nichtsdestotrotz erreichte mich Babel nicht so sehr, wie es 21 Gramm tat. Zum Einen war ich etwas enttäuscht darüber, dass sich die Verknüpfung der Handlungsstränge zum Großteil nur auf Kleinigkeiten beschränkte. Von einer vollkommenen Verschmelzung wie in 21 Gramm ist keine Spur. Zum Anderen legt Inarritu den Weg des Leidens in Babel bedeutend grausamer und deprimierender an als es in 21 Gramm der Fall war. Er führt seine hervorragend geschriebenen Charaktere gnadenlos von einem Unglück ins nächste und irgendwann war es für mich dann einfach zu viel. Mein Fassungsvermögen an Leid lief über, den Rest konnte ich nicht mehr aufnehmen, mein Kopf schaltete also auf Durchzug. Man könnte hier auch von einem konstruierten Drehbuch sprechen, welches genau auf diesen Leidensprozess (nochmal und nochmal und nochmal,...) ausgelegt ist. Selbst die positiv und fröhlich gedachten Momente verschafften keine Linderung, da über ihnen ständig eine schwarze, niederdrückende Wolke des Leids und des "Gleich geschieht etwas Schlimmes"-Gedankens hing. Erlösung erlangte ich erst mit dem Ende des Films und damit meine ich nicht nur das tatsächliche Ende (Abspann) sondern auch Inarritus Entscheidung, manchen Charakteren etwas zurückzugeben, was er ihnen über den gesamten Film hinweg genommen hatte: Hoffnung und Erlösung.

Babel Bewertung
Bewertung des Films
610

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7 Kommentare
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PaulLeger : : Moviejones-Fan
12.01.2020 23:01 Uhr | Editiert am 12.01.2020 - 23:02 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.334 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ TiiN

Die Aussage ist tatsächlich merkwürdig und sowas hätte ich von Akin nicht erwartet (auch wenn ich ihm inhaltlich sogar zustimme).

Aber wie du schon sagtest, ist er ja kein Ami und sieht sich somit vielleicht in der Tradition von Leuten wie Bergman, Godard oder Herzog und die waren/sind geradezu berüchtigt dafür, ihre Ablehnung der Werke von Kollegen öffentlich mitzuteilen, was schon einige amüsante Bonmots zu Tage brachte.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
12.01.2020 23:01 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

TiiN

Danke, das wusste ich nicht, dass er sich von Babel hat beeinflussen hat lat lassen, wie er manche Sachen nicht machen sollte. Wie gesagt, ich finde beider Regisseure Filme gut, aber babel halt um Längen souveräner umgesetzt. Auf der anderen Seite hingegen ist mir zu klein und brav im Vergleich, um nicht zu sagen europäisch wink

Kannst ja mal Rückmeldung geben, wie der dir gefällt und welchen du besser findest.

Dünyayi Kurtaran Adam
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
12.01.2020 22:49 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.994 | Reviews: 173 | Hüte: 605

Danke für eure Einschätzungen.

@MobyDick

Zu Fatih Akins Auf der anderen Seite habe ich vorhin folgendes bei Wikipedia gelesen:

Der deutsche Regisseur Fatih Akın erklärte, dass Babel ihm eine echte Hilfe gewesen sei, zu verstehen, wie ein dramaturgisches Konzept nicht funktioniert, und es in seinem Film Auf der anderen Seite besser anzugehen.

Fand die Aussage etwas merkwürdig. Innerhalb Amerikas würde es solche Aussagen unter Kollegen vermutlich nicht geben. Trotzdem bin ich nun auch auf diesen Film von Akin gespannt.


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MobyDick : : Moviejones-Fan
12.01.2020 22:27 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Da bin eigentlich auch ein bißchen der Meinung von eli4s, die drei Filme sind schon als voneinander unabhängige Trilogie unbedingt sehenswert. Babel finde ich persönlich zwar nicht sooo besonders, aber der Mann hat es einfach drauf. Man muss nur mal den etwa zeitgleich entstandenen ähnlich gelagerten "Auf der anderen Seite" von Fatih Akin als Vergleich heranführen (übrigens auch Teil einer sehr interessenten Trilogie), da sieht man schon, was für ein Riesenmonstertalent Inarritu ist, wenn er den derzeit in meinen Augen besten deutschen Regisseur so derart in die Schranken weisen kann.

Meine Rangfolge wäre Amorres Perros, Babel, 21 Gramm - ich würde sie glaube ich auch in dieser Reihenfolge empfehlen.

Biutiful ist im Grunde genommen 2 Std. lang einem Mann beim Sterben zusehen, nicht schlecht, und bei Leibe nicht so deprimierend wie es klingt, aber naja, wer es braucht

Dünyayi Kurtaran Adam
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eli4s : : Moviejones-Fan
12.01.2020 22:03 Uhr | Editiert am 12.01.2020 - 22:09 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@Tiin

Amores Perros, 21 grams und Babel bilden ja eine lose Trilogie (Inarritu hat hier auch dreimal mit demselben Autor zusammengearbeitet). Bedienen sich alle ähnlicher Stilmittel, wenn auch oft zu unterschiedlichen Zwecken.
Ameros Perros ist noch etwas rauer und in kleinerem Rahmen als Babel. Gefällt mir persönlich besser. 21 grams habe ich erst richtig schätzen gelernt, als ich mir die Struktur mal genauer angesehen habe. Bei Babel überspannt er halt den Bogen etwas, finde ich.
Nichtsdestotrotz sind alle ganz spannend erzählt.

Biutiful ist sicher der sperrigste seiner Filme, auch wenn die Themen immer wieder ähnliche sind.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
12.01.2020 21:15 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.340 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@TiiN

Ja, die aktuelle politische Lage an der US-mexikanischen Grenze und in Nordafrika kann da natürlich sensibilisieren, da hast du Recht.

Innaritus Erzählstil und Schauspielerführung mag ich insgesamt auch sehr. Da bin ich dann mal gespannt, wie dir seine anderen früheren Filme gefallen, "Biutiful" und "Amores Perros" habe ich selbst auch noch nicht gesehen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
12.01.2020 20:49 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 8.994 | Reviews: 173 | Hüte: 605

Ich nahm mir vor, diverse Filme von Alejandro González Iñárritu aufzuarbeiten, weil ich The Revenant und Birdman großartig fand.

Babel lief mir vor 13 Jahren im Zuge der Oscars über den Weg, aber ich sah ihn damals nicht. Nun habe ich es nachgeholt - habe anschließend ein paar Kritiken über den Film gelesen und war überrascht. Noch überraschender finde ich, dass sich deine Kritik mit dem Mittel der Presse deckt.

Denn ich fand diesen Film von vorne bis hinten spanennd und mitreißend. Vielleicht bin ich etwas abgestumpfter geworden, aber mir war es nicht zu viel Leid. Möglicherweise weil Mexiko die letzten Jahre etwas aktueller war und man über Konflikte in Nordafrika (wenn auch nicht Marokko) auch immer wieder hört.

Aber am meisten gefällt mir dieser eindringliche Erzählstil von Iñárritu, hier fühlt sich jede Szene echt (gespielt) an und nichts ist von der Darstellung over the top.

Beim Thema zu viel Leid würde war mir 12 Years a Slave eher ne Schippe too much. Auch wenn er ein mehr oder weniger versöhnliches Ende hatte.

Nach Babel mag ich nun Biutiful, 21 Gramm sowie Amores Perros schauen.


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