Bewertung: 3 / 5
In Marokko kauft ein Familienvater einem Nachbarn ein Gewehr ab und überlässt es seinen beiden Söhnen zum Schutz der Ziegenherde vor Schakalen. Ein US-amerikanisches Ehepaar begibt sich auf eine Reise durch Marokko, um über den Tod ihres jüngsten Kindes hinwegzukommen. Um ihre beiden älteren Kinder kümmert sich währenddessen die mexikanische Haushälterin des Ehe-Paars, welche die Hochzeit ihres in Mexiko lebenden Sohnes feiern möchte. Parallel dazu versucht eine japanische, gehörlose Jugendliche, den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten.
Ähnlich wie in 21 Gramm geht Inarritu auch in Babel den Weg des Leidens, nur erweitert er die Geschichte diesmal auf vier Handlungsstränge und lässt obendrein die titelgebende Sprachbarriere miteinfließen. Man sollte sich auf viele Untertitel einstellen, welche sich allerdings mehrfach auszahlen, da es Inarritu hier wie fast kein zweiter versteht, verschiedensprachige Menschen miteinander interagieren zu lassen. Englisch und Spanisch, Englisch und Arabisch, Japanisch und japanische Gebärdensprache. Abermals konnte Inarritu aus seinem hervorragenden Cast den letzten Rest herauskitzeln, welcher u.A. aus Brad Pitt, Cate Blanchett, Elle Fanning und den beiden Oscar-Nominierten Rinko Kikuchi und Adriana Barraza besteht.
Nichtsdestotrotz erreichte mich Babel nicht so sehr, wie es 21 Gramm tat. Zum Einen war ich etwas enttäuscht darüber, dass sich die Verknüpfung der Handlungsstränge zum Großteil nur auf Kleinigkeiten beschränkte. Von einer vollkommenen Verschmelzung wie in 21 Gramm ist keine Spur. Zum Anderen legt Inarritu den Weg des Leidens in Babel bedeutend grausamer und deprimierender an als es in 21 Gramm der Fall war. Er führt seine hervorragend geschriebenen Charaktere gnadenlos von einem Unglück ins nächste und irgendwann war es für mich dann einfach zu viel. Mein Fassungsvermögen an Leid lief über, den Rest konnte ich nicht mehr aufnehmen, mein Kopf schaltete also auf Durchzug. Man könnte hier auch von einem konstruierten Drehbuch sprechen, welches genau auf diesen Leidensprozess (nochmal und nochmal und nochmal,...) ausgelegt ist. Selbst die positiv und fröhlich gedachten Momente verschafften keine Linderung, da über ihnen ständig eine schwarze, niederdrückende Wolke des Leids und des "Gleich geschieht etwas Schlimmes"-Gedankens hing. Erlösung erlangte ich erst mit dem Ende des Films und damit meine ich nicht nur das tatsächliche Ende (Abspann) sondern auch Inarritus Entscheidung, manchen Charakteren etwas zurückzugeben, was er ihnen über den gesamten Film hinweg genommen hatte: Hoffnung und Erlösung.