Bewertung: 3.5 / 5
Die Geschichte eines Mannes und seiner Liebe zu Bachs Musik, eines Kampfes mit den eigenen Dämonen und vor allem eine Geschichte über Freundschaft. Marten ist ein ehemaliger Hornist, der in der Kleinstadt Bückeburg in Niedersachsen ein eigenbrötlerisches Leben lebt. Als er vom Tod seines alten Schulfreundes hört, erfährt er auch, dass dieser ihm eine enorm wertvolle und rare Partitur Bachs hinterlassen hat. Hals über Kopf reist er nach Brasilien. Als er dort von Straßenkindern überfallen wird, muss er unfreiwillig länger dort bleiben. Auf der Suche nach seinen gestohlenen Noten lernt er die Kultur und vor allem eine Gruppe Kinder einer Jugendstrafanstalt kennen. Er erkennt ihr Talent, beginnt sie zu unterrichten und schon bald steht einer Konzertreise nach Deutschland fast nichts mehr im Wege.
Über die inspirierende Wirkung von Musik lassen sich gerade im Kino schöne Geschichten erzählen. Fast kann man von einem Sub-Genre sprechen, in das sich Bach in Brazil neben Publikumserfolgen wie Die Kinder des Monsieur Mathieu und Wie im Himmel gut einreihen lässt. Ansgar Ahlers erzählt die Geschichte mit einem eher handfesten als subtilen Humor, weiß aber genau, wie er die Helden sympathisch darstellen und ihre Widersacher, wie den hochnäsigen Festivalleiter und eine gegen Musik allergische Aufseherin, lächerlich zeichnen kann.
Trailer zu Bach in Brazil
Und mit Edgar Selge hat er einen Hauptdarsteller gefunden, der den eigenbrötlerisch skurrilen Marten Brückling als einen zugleich komischen und warmherzigen Menschen verkörpert, der durch die Leidenschaft, mit der er sowohl Musiker wie auch Lehrer ist, sehr berührend wirkt. Die brasilianischen Jugendlichen werden von Laiendarstellern gespielt, die in einigen Szenen vor der Kamera ein wenig unbeholfen wirken. Doch dies wird durch ihre natürliche Ausstrahlung und offensichtliche Spielfreude wettgemacht.
Ahlers nutzt seine Originaldrehorte sowohl in Norddeutschland (das Schloss von Bückeburg) wie auch in Brasilien (die Barockstadt Ouro Preto) als möglichst malerische und exotische Kulissen. Von Anfang an hat sein Film eher etwas Märchenhaftes, das auch durch die animierten Szenen (wie etwa jene von der Reise der Kinder von Brasilien nach Deutschland) betont wird. Eine weitere Qualität des Films besteht darin, dass die Musik von Bach sehr sorgfältig und in vielen originellen Arrangements und Variationen eingespielt wurde.
Witzige Momente des Films entstehen durch die Sprachschwierigkeiten zwischen dem deutschen Lehrer und seinen brasilianischen Schülern. Dem Verleih ist dafür zu danken, dass er diese Ebene des Films nicht durch eine Synchronisation auslöschte, sondern die zweisprachige Originalfassung in die Kinos bringt.
Prädikat: wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung