Bewertung: 4 / 5
Nachträglich mal als Kritik veröffentlicht.
Ich habe eine Schwäche für Bücher bzw. Filme, die vom Lesen oder Geschichten Erzählen handeln und so hatte "Nocturnal Animals" mich eigentlich schon in der Tasche, als Susan (Amy Adams) das Buch "Nocturnal Animals" zum ersten Mal aufschlug und Tom Ford die Buchhandlung filmisch visualisierte. Dieser Wechsel zwischen der Buchhandlung über den Familienvater Tony (Jake Gyllenhaal) und dem schockierten, emotional ergriffenen Blicks Susans gelingt so gut, dass ich mir diesen Filmabschnitt stundenlang ansehen könnte. Die Faszination des Lesens eines spannenden und bewegenden Buches bringt Ford in Perfektion auf die Leinwand.
Trailer zu Nocturnal Animals
In seiner Gesamtheit konnte mich "Nocturnal Animals" allerdings nicht so stark begeistern, speziell erinnerte mich der Erzählfluss an G.R.R. Martins "A Dance with Dragons": eine Geschichte mit mehreren Handlungssträngen, von denen manche mehr und manche weniger spannend ausfallen. Erstere möchte man unbedingt weiterlesen, weswegen man sich zunächst ein bisschen durch die letzteren quälen muss. Der Spannungsbogen in "Nocturnal Animals" wurde für mich durch die Buchhandlung hochgehalten, während mich die nicht-fiktionale Handlung weniger interessierte und in der zweiten Hälfte des Films sogar etwas langweilte. Letztendlich fühlt sich das Buch realer und lebendiger an als die eigentlich reale Geschichte, ein ärgerliches Paradoxon.
Aufgrund der Endszene saß ich, während der Abspann lief, dennoch schwer beeindruckt und fassungslos im Kinosessel. Der Vorhang fällt, die Erkenntnis spricht, dieses böse Ende muss man erst einmal verdauen. Weil ich niemanden spoilern möchte, schreibe ich hier nicht mehr dazu. "Nocturnal Animals" ist zwar kein perfekter, dafür aber ein äußerst clever geschriebener Film, das Anschauen lohnt sich in jedem Fall!
Schauspielerisch übertrifft Amy Adams ihre Leistung aus "Arrival", Jake Gyllenhaal und Michael Shannon treten so klasse wie zuletzt immer auf und Aaron Tylor-Johnson sowie Isla Fisher dürften hier wohl die besten Leistungen ihrer bisherigen Karrieren abgeliefert haben. Die deutsche Synchronisation ist übrigens sehr zu empfehlen! Des Weiteren trägt Abel Korzeniowskis Soundtrack enorm zur Atmosphärenbildung bei, gekonnt passt er sich den stilistisch verschiedenen Filmpassagen an und entwickelt überraschend oft einen ausgeprägtes James-Bond-Flair. Ob Barbara Broccoli etwas damit zu tun hat, die im Abspann unter "Special Thanks" aufgeführt wird?^^