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Unser letzter Sommer

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Prädikat: besonders wertvoll

Unser letzter Sommer Kritik

Unser letzter Sommer Kritik
1 Kommentar - 20.09.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Sommer 1943: Die deutsche Sicherheitspolizei kontrolliert das besetzte Ostpolen. Romek ist Heizer und träumt davon, als Lokomotivführer zu arbeiten. Er will das Herz von Franka erobern, die eine Anstellung als Küchenhilfe im deutschen Gendarmerieposten hat. Franka wiederum lernt dort den jungen Deutschen Guido kennen, der für das Hören von entarteter Musik in ihr Dorf strafversetzt wurde. Er soll die Bahnstrecke absichern, nach Flüchtlingen suchen und Partisanen aufspüren. Die Liebe zum Jazz bringt die drei zusammen. Polen und Deutsche haben sich fernab der Ostfront in einer vermeintlichen Idylle eingerichtet. Der Krieg scheint weit weg, dafür ist der Sommer umso näher. Auf dem Weg zur Arbeit, entlang der Zugstrecke, findet Romek das verletzte jüdische Mädchen Bunia. Er beschließt ihr zu helfen. Für einen Moment in diesem Sommer ist der Wunsch nach Liebe größer als die Vorsicht vor der stetigen Bedrohung. Doch die Gefahr und die Auswirkungen des Krieges kommen immer näher. Am Ende muss jeder von ihnen eine lebenswichtige Entscheidung treffen...

Mit exzellent eingefangenen Bildern gelingt der deutsch-polnischen Koproduktion Unser letzter Sommer, die latente Bedrohung, die auf die Bevölkerung einwirkt und die Willkür der Gewalt durch die Soldaten spürbar zu machen. Der Film erzählt eine Geschichte, die keiner Helden bedarf. Das Spiel der Jungdarsteller, allen voran Jonas Nay, Filip Piotrowicz, Maria Semotiuk und Urszula Bogucka sowie der Schauspielgrößen Gerdy Zint, André M. Hennicke und Steffen Scheumann ist überzeugend und authentisch.

Trailer zu Unser letzter Sommer

Regisseur Michal Rogalski, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, nimmt sich Zeit, seine Charaktere vorzustellen und seine Geschichte zu entwickeln. Sie ist eingebettet in eine wunderbare Szenerie im ländlichen Polen, die von der hervorragenden Kamera stimmungsvoll eingefangen ist. Die Handlung ist auf wenige Schauplätze begrenzt: die Wohnung, in der Romek mit seiner Mutter lebt, die Gendarmeriestation, den Lokschuppen, die Bahnlinie und die alles umgebende Wald- und Flusslandschaft. Das ist das Umfeld, in dem die Protagonisten sich bewegen, hier hat es sie hin verschlagen, hier können sie nicht weg, hier kreuzen sich ihre Wege.

Die Musik ist wohltuend zurückhaltend und entwickelt ihre Tonalität aus Maschinen- und Umweltgeräuschen mit eingewobenen Jazzklängen und -stücken. Der Regisseur hat den Film seiner Großmutter gewidmet, die ihm "ALLES erzählte". Siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, zu dem gerade viele Filme veröffentlicht werden, gewinnt er dem Genre eine neue Facette ab, die von viel Mut und großer Menschlichkeit gekennzeichnet ist. Leise und lebendig erzählt Unser letzter Sommer von einem Stück Kriegsgeschichte, das vom Überleben, der Orientierungslosigkeit der Menschen handelt und seine beeindruckende und intensive Wirkung ohne überzogenes Drama erzielt.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Unser letzter Sommer Bewertung
Bewertung des Films
810

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Sully : : Elvis Balboa
18.10.2016 22:35 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555

Ich habe schon unzählige Filme gesehen, die sich auf die verschiedensten Weisen mit dem Thema 2.Weltkrieg befassen. Trotzdem bin ich der Thematik nie überdrüssig geworden. Besonders viele deutschsprachige Produktionen wissen mich hier zu überzeugen. "Unser letzter Sommer" ist davon jedoch meilenweit entfernt. Selten habe ich mich bei einem so anspruchsvollen Thema dermaßen gelangweilt. Das lag jedoch keineswegs daran, dass man hier weit weg vom eigentlichen Kriegsgeschehen eine kleine Geschichte erzählte... Nein, es lag daran, dass man eigentlich überhaupt keine Geschichte erzählte. Der Film plätschert einfach so dahin, ohne einen echten Anfang, einen richtigen Mittelteil und ein greifbares Ende. Es existiert kein Spannungsbogen und die Figuren vollziehen auch kaum nennbare Entwicklungen. Einzig die Bilder und die Schauspieler wissen zu überzeugen.

1/5 Hüten

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