Update: Neue, nicht unbedingt erfreuliche Details zu den Hintergründen des ungewöhnlichen Auslöschung-Vertriebsmodells sind ans Licht gekommen. Es steckt mehr dahinter, als zunächst angenommen wurde. So sollen sich zwei der einflussreichen Produzenten verkracht haben, auf der einen Seite Scott Rudin (The Social Network), auf der anderen David Ellison (Terminator - Genisys) von Skydance Media.
Der Film, der bereits im Juli 2016 abgedreht wurde, schnitt bei einem Test-Screening in diesem Sommer nicht gut ab, was der Auslöser des Konflikts gewesen sein soll. Nach dem Screening zeigte sich Ellison besorgt, dass Auslöschung zu intellektuell und zu kompliziert für die Zuschauer sein könnte. Darum forderte er Änderungen, um ein breiteres Publikum anzusprechen, wie die, Natalie Portmans Charakter sympathischer wirken zu lassen und das Ende zu optimieren.
Rudin hingegen schlug sich auf Alex Garlands Seite, verteidigte den Film und weigerte sich, Ellisons Forderungen nachzukommen. Er setzte sich durch, da er bei der finalen Schnittfassung das letzte Wort hat. Von da an wurde die Stimmung nur noch gereizter, und Paramount Pictures saß zwischen den Stühlen. Letztlich kam das Studio zu dem Schluss, dass es das Beste wäre, für Auslöschung noch einen anderen Verleih zu suchen, vorzugsweise einen Streaming-Dienst, weil man glaubt, dass dem Film am Box Office gewisse Grenzen gesetzt sind.
Ellison will nach dem kostspieligen Flop mit Geostorm nicht schon wieder Geld verlieren und einen weltweiten Kino-Release daher vermeiden, er hofft, dass eine digitale Veröffentlichung besser zu Auslöschung passt. Der Deal sieht vor, dass Netflix einen großen Teil des Produktionsbudgets (um die 55 Mio. $) übernimmt. Auch Paramount profitiert, da so quasi der mögliche Schaden begrenzt wird, den eine andere Führungsabteilung angerichtet hat. Als Auslöschung in Auftrag gegeben wurde, leiteten noch Brad Grey und Rob Moore das Studio, heute steht jedoch Jim Gianopulos an der Spitze.
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Dass Streaming-Diensten wie Netflix die Zukunft gehört, wird immer deutlicher. Und diese Zukunft gestaltet Netflix schon jetzt maßgeblich mit. Mit Paramount Pictures und Skydance Media verhandelt man über eine Kooperation bei Auslöschung, die Netflix die internationalen Rechte gewähren und die Möglichkeit geben soll, den Sci-Fi-Thriller nur 17 Tage nach seinem US-Kinostart am 23. Februar 2018 im Stream anzubieten. Paramount würde sich um den traditionellen Kino-Release in den USA, Kanada und China kümmern.
Einen so großen Film so kurze Zeit nach Kinostart schon auf Netflix verfügbar zu machen, bewertet Deadline als ähnlich bahnbrechend wie den vergleichbaren Deal, der zuvor mit Warner Bros. und New Line Cinema für Shaft ausgehandelt wurde. Netflix zahlt über die Hälfte des 30 Mio. $-Budgets aus eigener Tasche und erhält im Gegenzug die internationalen Rechte sowie die Erlaubnis, den Film außerhalb der USA zwei Wochen nach US-Start auf seiner Streaming-Plattform zu veröffentlichen.
Möglicherweise ein lohnendes neues Modell für Filme, die international schwer zu vermarkten sind, wenn es sich denn bewährt. Auslöschung soll der nächste Testballon werden, da man hier wohl dass Gefühl hat, dass ein spezialisierter Film wie dieser den Großteil seiner Kinoeinnahmen aus den USA beziehen wird. Bereits Ex Machina, die hochgelobte erste Regiearbeit von Alex Garland, war in den USA (25,4 Mio. $) erfolgreicher als auf internationaler Ebene (11,4 Mio. $). Da könnte Netflix helfen und seinerseits profitieren. Die Hauptrollen in der Verfilmung von Jeff VanderMeers "Southern Reach"-Trilogie spielen Natalie Portman, Tessa Thompson, Jennifer Jason Leigh und Gina Rodriguez, die eine gefährliche Expedition ins Ungewisse antreten.