Bewertung: 3 / 5
Maestro ist ein biografischer Film über Leonard Bernstein aus dem Jahr 2023. Inszeniert, geschrieben, mit-produziert und gespielt wurde das Werk von Bradley Cooper. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Maestro
Ich muss gestehen dass mir Leonard Bernstein im Vorfeld nur wenig gesagt hat. Ich kannte seinen Namen von dem einen oder anderen Klavier, aber mehr auch nicht. Bradley Cooper liefert zur heißen Phase der Award-Saison einen ganz eindeutigen Beitrag ab. Nach limitierten Kinostarts im Oktober und Anfang Dezember erschien der Film nun vor einigen Tagen auf Netflix.
Vor einigen Monaten ließ ein Trailer Interesse aufkommen und mit vier Golden-Globe-Nominierungen hat Maestro nochmals seine Ambitionen unterstrichen. Nun ist der Film Netflix-Abonnenten online zugänglich. Möglicherweise bin ich mit meinem Musikbezug die falsche Zielgruppe, aber für mich trieft der Film nach der Award-Saison und das lässt ihn sehr unnatürlich wirken.
Bradley Cooper spielt stark. Zwischen ihm und Leonard Bernstein sind durchaus Ähnlichkeiten erkennbar. Die Nebenrollen, etwa von Carey Mulligan, sind ebenfalls gut besetzt und gespielt. Die Kamera ist insbesondere bei den vielen schwarz-weiß-Aufnahmen unglaublich künstlerisch, aber der ganze Film wirkt sehr erzwungen. Man will die wunderschöne Totale haben, welche Cooper unter dem Baum sitzend, mit dem kompletten Schatten dieses Baumes zeigt, man will den scheinbaren One Shot im Konzertsaal haben und so weiter. Ab etwa der Hälfte des Films ist man überwiegend im späteren Leben Bernsteins unterwegs, was durch farbliche Aufnahmen untermauert wird. Hier lässt die Inszenierungswut glücklicherweise nach und der Film wirkt natürlicher. Auch Coopers Schauspiel wirkt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr so überstrapaziert.
Bei all den Ambitionen vergisst der Film ein bisschen eine spannende oder zumindest bewegende Geschichte um Leonard Bernstein zu erzählen. Da gibt das Drehbuch, was Cooper gemeinsam mit Josh Singer schrieb, zu wenig her. Zwar gibt es einige starke Szenen, etwa Bernsteins Musikleidenschaft bei Symphony No. 2 in C Minor Resurrection, aber das sind leider nur einzelne Szenen, welche kein stimmiges Gesamtwerk bilden können. Wir reden hier auch nicht von einem klassischen Biopic sondern man steppt an verschiedenen Punkten von Bernsteins Leben.
Tatsächlich hat Bradley Cooper inzwischen ganze neun Oscarnominierungen erhalten (4 davon als Mitproduzent für den besten Film), vermutlich wird er für Maestro weitere ein bis drei bekommen. Aber dieser Film wirkt in Summe auf mich zu erzwungen um in bestimmten Kategorien überzeugen zu wollen und zu können.
Zwar ist Maestro eine Art Biopic über Leonard Bernstein, aber ich habe den Eindruck, dass ich mehr über die Leidenschaft und den Ehrgeiz des Schauspielers Bradley Cooper erfahre, als über Bernstein selbst.
Weil es einige wirklich gute Szenen gibt und ich thematisch nicht sehr verwurzelt bin mag ich trotzdem 6 von 10 Punkten geben.