Bewertung: 2.5 / 5
Sagten wir es schon? Ach, Mark. Du kannst es doch besser. Ebenso Peter Berg (Deepwater Horizon), der hier einen chaotischen CIA-Schrägstrich-Ami-Russen-Thriller abliefert, der anderthalb Stunden lang eine Actionszene an die nächste reiht, aber keinen wirklich stimmigen Film erzählt. Nicht viel Zeit, um 22 Meilen zu schaffen ... für den Zuschauer ist das teils quälender als für die Akteure.
Mile 22 Kritik
22 Meilen. Eigentlich keine unfassbar lange Strecke. Doch für Black Op James Silva (Mark Wahlberg) und sein Team, darunter seine Kollegin Alice Kerr (Lauren Cohan), ein Kraftakt, denn ein Polizist ist im Besitz hochbrisanter Informationen, der umgehend außer Landes gebracht werden muss. Ganze 22 Meilen liegen vor ihnen bis zum Flughafen - doch von der strenggeheimen Aktion weiß leider nicht nur James´ Vorgesetzter Bishop (John Malkovich) mit seinen schlagkräftigen IT-Spezialisten, die für die Überwachung zuständig sind...
Trailer zu Mile 22
Für sich genommen ist Mile 22 ein ganz typischer Actionreißer im Agentenmilieu. Schnelle Schnitte, hochmoderne Technik und Ausrüstung, Fachleute, Spezialkräfte und jede Menge Kämpfe - das ist es, was Fans des Genres einheizt. Jedoch ist mit Regisseur Berg hier der Gaul durchgegangen, denn von allem zu viel, nur von einer wirklich gut inszenierten Story wird zu wenig geliefert.
Dabei sind wie so oft gerade die Schauspieler weniger das Problem. Wahlberg spielt seine Nummer souverän runter, Cohan tritt mal nicht Zombies den Schädel ein, sondern fegt Angreifer weg, und niemand spielt so schön lässig-aggressiv den Chef wie Malkovich (beziehungsweise J.K. Simmons, aber der spielt nun mal nicht mit). Kurzum von der Castingriege aus und Gegenspieler Iko Uwais ist nichts Negatives zu vermelden, was also läuft schief?
Es fängt schon damit an, dass wir über eine Person eine recht interessante Familiengeschichte zu hören bekommen, die aber rein gar nichts weiter zur Story beiträgt. Man versucht, das Ganze etwas menscheln zu lassen, aber Substanz wird damit kaum erzeugt und dazu trägt auch bei, dass der Film unfassbar technisch daherkommt. Zum einen erleben wir das ganze Arsenal an Waffen, Dronen, Überwachung und was der amerikanische Geheimdienstbereich noch so hergibt, zum anderen sind die Spezialisten unnahbar. Verständlich, dass es sich hier nicht um Jedermann handelt, wir fähige Kämpfer, Agenten oder Programmierer vor uns haben. Aber wenn 80% des Films fast nur durch Kameras oder mit dem Gewehr im Anschlag erlebt werden, dann sollten manche Szenen, in denen Entscheidungen getroffen werden oder einer Spur nachgegangen wird, wenigstens so aufbereitet sein, dass man als Zuschauer folgen kann.
Und so verkommt Mile 22 zu einer Aneinanderreihung von Szenen, die weit davon entfernt sind, eine hochbrisante Jagd ausgefeilt auf die Leinwand zu bringen. Der Film ist verwirrend, voller kantiger Action, aber nicht einmal entsteht ein Sog, den man sich als Zuschauer bei so einem Thema wünscht. Safe House hier, Agenten dort, ein bisschen Russen und Amerikaner wie im Kalten Krieg, atomare Verseuchung und Waffen, überall Waffen ... das macht es nur leider zu konfus, wenn man es in anderthalb Stunden pressen will und viel für Schießereien draufgeht.
Bis auf die harte Inszenierung, die niemanden schont und dem Film auch ein paar Lorbeeren einbringt, und die ganz gut besetzten Rollen kommt Mile 22 nicht über Mittelmaß hinaus. Schlussendlich wird so viel Wert auf Realismus gelegt, dass man sich bei der ganzen Rettungsaktion schon fragt, wie die Uhren bei den Black Ops eigentlich ticken - und ob verdammt noch mal ein gepanzerter Heli nicht doch vielleicht die bessere Wahl gewesen wäre.