Bewertung: 3.5 / 5
American Horror Story ist eine Anthologie-Serie, welche sich an bestimmten „Klischee“-Elementen von Horror-Genres orientiert. Die Handlungen der jeweiligen Staffeln sind dabei abgeschlossen, durch Anspielungen und Crossovern gibt es jedoch zwischen den Staffeln Verbindungen, weshalb die Serie sich trotzdem nach einem größeren zusammenhängenden Universum anfühlt.
Dies wird auch durch den immer wiederkehrenden Cast deutlich, wobei die Besonderheit liegt, dass die Darsteller in jeder Staffel unterschiedliche Figuren und Personen spielen. Durch die Crossover kommt es sogar vor, dass ein Darsteller mehrere verschiedene Rollen innerhalb einer Staffel einnimmt. Das Rekrutieren bekannter Gesichter führt dazu, dass sofort eine gewisse Vertrautheit entsteht, andererseits führt dies gerade zu Beginn der Staffeln öfters zu Verwirrungen.
Hauptmerkmal ist natürlich der namensgebende Horror, wobei typische Grusel- und Jump Scares eher eine Seltenheit darstellen. Eher legt man den Fokus auf Folter- und Ekelszenen – in jeder Staffel sind mehrfach Gedärme und viel Blut zu sehen. Ein weiteres Merkmal sind die freizügigen Sex- und Nacktszenen. Oftmals orientiert man sich dabei an wahren Begebenheiten oder nutzt bekannte historische Faktoren.
Ich habe die ersten 7 Staffeln angeschaut, welche momentan auf Netflix verfügbar sind.
Trailer zu American Horror Story
Staffel 1: Murder House
Staffel 1 spielt in der Gegenwart und orientiert sich an bekannten Spukhaus-Filmen wie etwa Conjuring. Durch die Darstellung und Bildsprache sowie die einzelnen Geschichten der Bewohner, welche durch Flashbacks erzählt werden, herrscht eine ständige Anspannung und ein gewisser Gruselfaktor. Die Handlung kann mit einigen Überraschungen und Twist aufwarten und legt auch für spätere Staffeln den Grundstein (z.B. Halloween-Episode). Problematisch ist jedoch, dass man sich mit dem Hauptcast quasi nicht identifizieren kann und besonders der Vater, gespielt von Dylan McDermott durchgängig unsympathisch rüber kommt. Dumme Entscheidungen werden ebenfalls getroffen, weshalb man den Charakteren oftmals zurufen möchte: „Haut doch ab!“, was dann durch dumme „Zufälle“ nicht wirklich möglich zu sein scheint. Letztendlich trotzdem eine der besseren Staffeln, wobei man versteht weshalb die Eltern später keine größeren Rollen im Franchise spielten.
Thema: Gruselhaus und Geister
Angelehnt an: Conjuring und Co.
Bewertung: 3,5/5
Staffel 2: Asylum
Die wohl stärkste Staffel, welche das Thema Horror wohl am besten trifft und mehrere unterschiedliche Themen miteinfließt. Auch hier herrscht durch das Setting, welches im Jahr 1964 angesiedelt ist, sowie durch die Thematik eine ständige Bedrohung und Grusel. Wahre Begebenheiten fließen wie auch schon in Staffel 1 mit ein, was den Gruselfaktor erhöht. Zudem führt die Handlung dazu, dass man mit den Darstellern mitfühlt, da sie echte Gefangene in dieser Irrenanstalt sind. Leider wollte man wohl zu viel und vermischt mehrere Themen: von Exorzismus über Serienmörder über Verstümmelung und Experimenten wird alles bearbeitet. Das Ende passt jedoch gar nicht mehr und die Existenz von Aliens macht vieles kaputt.
Thema: Irrenanstalt und Exorzismus
Angelehnt: der Exorzist und den Skandal des realen Byberry Mental Hospitals (1946)
Bewertung: 4/5
Staffel 3: Coven
Zurück in der Gegenwart dreht sich diesmal alles um die Ausbildung von Hexen. Natürlich muss man sofort an Hogwarts denken und so fern liegt man bei diesem Gedanken nicht. Denn auch durch das Setting (helle Schule, oftmals Schauplatz bei Tageslicht) kommt nie der Grusel wie in den vorherigen Staffeln auf. Auch sonst ist der Ton auch durch die Teenager-Dynamik deutlich lockerer und teilweise herrscht sogar viel Humor. Doch auch der Ekelfaktor kommt nicht zu kurz, bedingt vor allem durch die wahren Begebenheiten um die Figur Delphine LaLaurie. Doch der Horror weicht eher Magie, bedingt durch Voodoo und Hexen, vor allem das Ende der Staffel ist dann eher mit Slapstick vergleichbar. Auch fehlen diesmal durch die Magie die passenden Konsequenzen. Leider somit eine schwächere Staffel.
Thema: Hexen und Voodoo
Angelehnt: Hexenprozesse von Salem und die wahren Begebenheiten um Delphine LaLaurie sowie Marie Laveau
Bewertung: 3/5
Staffel 4: Freak Show
Staffel 4 spielt wieder in der Vergangenheit, diesmal im Jahr 1952. Handlungsort ist diesmal ein Wanderzirkus, der durch seine Freakshow in aller Munde ist. Thema ist ganz klar: „Wer ist das wahre Monster?“, da die Freaks ständigem Hass ausgesetzt sind. Als dann auch noch ein Killer-Clown auftaucht, ist es klar, dass die Freaks verdächtigt werden. Die Staffel kommt nahezu ohne übernatürliche Elemente aus und nutzt das Thema „Vorurteile“ gekonnt und zeigt letztendlich auf, dass Menschen, egal wie sie aussehen, immer zu grässlichen Taten fähig sind. Dabei scheut man sich auch nicht vor erschreckenden Szenen. Die Staffel bleibt im Gedächtnis, da mehrere Musical-Nummern vorkommen. Und mit dem Killer-Clown Twisty erschafft die Serie auch erstmals ein Merchandise-Garant, welcher lange vor Pennywise zum „Killer-Clown-Hype“ führt. Für mich eindeutig wieder eine stärkere Staffel, bei der besonders die Charaktere im Mittelpunkt stehen. Durch das Crossover mit Staffel 2 fühlt sich die Serie auch erstmalig nach einem Universum an. Beste Intro!
Thema: Freaks und Killerclowns
Angelehnt: Freaks (Film)
Crossover: Staffel 2
Bewertung: 4/5
Staffel 5: Hotel
Wieder in der Gegenwart nähert man sich vom Thema her wieder stärker Staffel 1. Diesmal ist es jedoch kein Horroraus, sondern ein Horror-Hotel, wobei die langen Gänge und Labyrinth-artigen Verstecke das Highlight sind. Auch diesmal geht es relativ eklig zu, haben wir es doch gleich mit mehreren Serienkillern zu tun. Doch in keiner Staffel war der Sex-Anteil so groß wie hier. Schuld daran ist auch Lady Gaga, welche überraschenderweise nicht singt, aber nicht überraschend viel Haut zeigt. So steht Nacktheit, Sex und damit verbunden oftmals eklige Perversionen im Vordergrund, weshalb die Handlung oftmals hinten dranbleibt. Der große Plottwist wird viel zu früh verschwendet, das Ende ist eine Kopie von Staffel 1. Zudem wusste man nicht auf was man sich konzentrieren wollte: auf Geister oder doch eher Vampire, die jedoch nix mit den bekannten Vorlagen zu tun haben um besser in der Handlung zu funktionieren. Interessante Aspekte wie der Ausbruch einer Vampir-Epidemie werden leider nur kurz angeteasert, stattdessen legt man dann den Fokus auf uninteressante Figuren. Schade, da war mehr drin. Hätte man sich nur auf Geister oder doch Vampire konzentriert, würde es sich runder anfühlen.
Thema: Vampire, Geister und Serienkiller
Angelehnt: Homes Hotel, Winchester House, Tower of Terror, Stephen Kings Shining sowie wahre Begebenheiten um verschiedene Serienkiller
Crossover: Staffel 1 und 3
Bewertung: 3/5
Staffel 6: Roanoke
Staffel 6 ist in zwei Hälften eingeteilt und wird als fiktive Dokumentation dargestellt. Handlungspunkt ist der Mythos um die verlorene Kolonie, Handlungsort ein Gruselhaus. Ähnlich wie bekannte „Fake Dokumentationen“ erzählen Überlebende, was sie in diesem Haus erlebten, während Schauspieler die Situationen nachspielen. Die zweite Hälfte der Staffel wiederholt das Spiel: sowohl Schauspieler als auch die „Überlebenden“ sollen nochmals einige Nächte im Haus verbringen, diesmal wird wie bei Found Footage-Filmen alles festgehalten. Die Staffel ist ziemlich experimentell, scheitert aber daran, dass durch die Kommentare der Überlebende während der ersten Hälfte das jeweilige Schicksal der Figuren bekannt ist. Die zweite Hälfte, in der nun auch die Schauspieler erfahren, dass alles wahr ist, leidet umgekehrt darunter, dass man die Situationen schon ähnlichgesehen hat und es wenig Neues gibt. Vor allem die letzte Folge ist dann ziemlich ermüdend und will nicht so richtig zur Staffel passen. Auch diesmal ist der Horror-Faktor groß, durch das Waldsetting herrscht ständiger Gruselfaktor, zudem nutzt man wirklich eklige Folterszenen und Kannibalismus. Umgekehrt existieren diesmal fast keine Sexszenen. Vermutlich hätte diese Staffel in „normaler“ Form sogar besser funktioniert.
Thema: Geister und Kannibalismus
Angelehnt: die verlorene Kolonie, Blair Witch Projekt, The Witch, Paranormal Activity
Crossover: Staffel 2
Bewertung: 3/5
Staffel 7: Cult
Die wohl cleverste Staffel und durch die Verankerung in die reale Welt auch die Bedrückendste, welche zum Nachdenken anregt. Thema ist nämlich der Wahlsieg von Donald Trump, welcher einen jungen Psychopaten dazu anregt, selbst ins Weiße Haus zu gelangen. Fake News, Kontrolle der Medien, Beeinflussung von Menschen und die wahren Begebenheiten von Sektenführern à la Charlie Manson sorgen dafür, dass man nicht umher kommt daran zu denken, dass dies immer und überall passieren kann. Klar, letztendlich wird einiges übertrieben, trotzdem ist die Staffel durch reale Vorbilder der Geschichte wahrer Horror, wenn auch der Horrorfaktor wohl so gering ist wie sonst nirgends. So kommt man diesmal ohne übernatürliche Elemente aus und nur die anfänglichen Horrorclowns sorgen zu Beginn für etwas Grusel. Nach Staffel 4 hat die Staffel zudem das beste Intro! Zu gerne würde ich wissen, was Donald Trump von dieser Staffel eigentlich hält.
Thema: Horrorclowns und Wahlsieg Donald Trump
Angelehnt: wahre Begebenheiten um verschiedene Sektenführer
Crossover: Erwähnung von Staffel 2
Bewertung: 3,5/5
Momentan würde ich folgene Reihenfolge festlegen:
- Asylum
- Freak Show
- Murder House
- Cult
- Roanoke
- Coven
- Hotel