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Before Midnight

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Before Midnight Kritik

Before Midnight Kritik

Before Midnight Kritik
0 Kommentare - 28.03.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Before Midnight" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Achtzehn Jahre nach ihrer ersten Begegnung in Wien und neun Jahre nach ihrer zweiten in Paris sind Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delphy) ein Paar und Eltern von Zwillingen. Zusammen verbringt die Familie einen Sommerurlaub in Griechenland mit Jesses Sohn Hank (Seamus Davey-Fitzpatrick) aus erster Ehe. Die beiden kehren nach dem Urlaub nach Amerika zurück und Jesse fühlt sich schuldig, nicht mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen zu können, während Celine befürchtet, daß er ihr die Schuld dafür geben könnte, daß sie nicht in die USA umziehen möchte. Im Laufe des Urlaubs diskutieren sie die Wesenszüge einer romantischen Beziehung.

Als es noch um das große Träumen einer Jungen-Liebe ging, waren auch die Moralvorstellungen der Akteure im Zentrum des Filmes noch ganz andere. Über allem schwebt nun die Erkenntnis, daß die gemeinsame Uptopievorstellung niemals Wirklichkeit werden kann. All diese Momente, die man sich einredet und zu hoffen wagt, daß man vielleicht dann doch der Ewigkeit gehört, werden zur immer wiederkehrenden Frage in Before Midnight. Ein Film, der eigentlich ziemlich mutig sein will, weil er den Gedanken der romantisch verklärten Liebe in die Realität holen will und dabei im Gegensatz zum ersten Teil in eine ganz andere Richtung schießt. Man konnte nach Before Sunset (2004) nur hoffen, daß Richard Linklater nicht einen eher konventionellen Weg einschlägt und diese Hoffnung zerstört der dritte und finale Teil der Before-Trilogie in gewissen Punkten schon. Denn schließlich merkt man den Figuren die Ermüdung an. Und auch der Umstand, daß die Liebe, die sie füreinander mal hegten, nun anders, vielleicht gar erlischt ist, lässt dies im Vergleich zu den pubertären Träumen aus den vorangegangenen Werken wesentlich erwachsener wirken. Doch bedauerlicherweise, fehlt es der Geschichte in letzter Instanz dann doch an Mut, ihre eigentlich offenkundige Botschaft zu streuen.

Trailer zu Before Midnight

Denn jeder scheint es zu wissen. Ob beim gemeinsamen Essen mit Freunden, ob in der endlosen Einsamkeit zu zweit und so ziemlich allem, was Celine und Jesse miteinander erleben. Es ist vorbei und darin liegt eine große Wahrheit, schaue man sich doch nur mal die Statistik der geschiedenen Menschen an. Nun könnte man argumentieren, daß Celine und Jesse ja ob ihrer rebellischen Form der Beziehung sich ja sowieso nicht scheiden lassen können und es insofern zu dieser Katharsis nie kommen kann, auf der anderen Seite kann es auch Trennungen ohne Papier geben und dennoch scheint Linklater hier weitestgehend offen lassen zu wollen, wie sein Finale denn nun zu interpretieren ist. Denn die Figuren verlassen einander nicht und suchen in einem rührseligen Moment Entschuldigungen, die sie sich ebenso wie ihre wüsten Beschimpfungen an den Kopf knallen können. Dabei dekonstruiert der Film clever das Konzept der Monogamie und der Ehe, weil er eben um den Umstand weiß, daß Liebe immer frisch sein muss. Liebe kann nur pures Gift sein, wenn sie monoton wird und die Liebenden ständig aufeinander hängen. Natürlich ist das zynisch, doch die Wahrheit sieht nun mal so aus. Und so tauschen auch die Figuren ihr ehemals wildes Verlangen nacheinander durch endlose Sticheleien und abwertende Kommentare aus.

Das baut sich dann nach und nach auf, und so staut sich eben insgesamt auch viel in den Figuren an. Es wirkt mitunter sogar so, als wäre es eine Art Kalter Krieg, indem beide Parteien nur darauf warten, daß jemand zuerst feuert, um so eine Art moralischer Überlegenheit zu haben. Ebenso, wie Krieg, ist es aber auch der Frieden, denn die Figuren ob gesellschaftlicher Strukturen suchen und vielleicht spielt dann auch eine gewisse Form von Charme eine Rolle, wenn man unangenehmen Themen ausweicht und sie durch weitere unangenehme Themen ersetzt. So wird eine Eskalation der Worte durch den Tod eines Familienmitglieds unterbrochen, denn man möchte ja keineswegs pietätlos sein und irgendwie erscheint der eigene Ruf noch wichtiger als die eigenen Gefühle. Dabei bauen sich aber dennoch diese Sticheleien auf. Ein unrasierter Mann, peinliche Witze, die Hoffnung einander zu überleben, Sorgen um finanzielle Situationen, durch die Kostenfrage einer Reise. All das wird in dem ebenso dialoglastigen dritten Teil ganz subtil und clever aufgebaut. Trotz der schönen Kulisse und dem eigentlichen Traum der Ferne, haben die Charaktere somit nicht Besseres zu tun, als sich ständig irgendwelche Sachen an den Kopf zu knallen. Daß daß alles vor dem Hintergrund eines Urlaubes stattfindet, ist eine weitere geniale Idee, denn nicht umsonst bleibt der Urlaub, denn sich gutbetuchte Menschen innerhalb ihrer Ferien leisten, auch immer eine Form von Realitätsflucht und dabei zu lernen, daß man dem Ganzen trotzdem nicht entweichen kann, ist eine wahrhaftig weise Erkenntnis.

Denn es muss irgendwann zum Konflikt kommen. Irgendwann ist das Maß aller Dinge erreicht und der Hass, den die Figuren für einander empfinden, mündet auch darin keinerlei Charme mehr zu verspüren, wenn man sich von etwaigen Seitensprüngen berichtet. Doch das paradoxe darin ist, daß der Film, ebenso wie die Realität, nicht genau zeigt, was sich die Figuren eigentlich vom Streiten, aber auch vom Leben erhoffen. So gehört Veränderung schließlich zum Leben und vielleicht ist gerade dann ein Seitensprung, besser gesagt das Berichten davon die Hoffnung entweder komplett verlassen zu werden, oder um neues Feuer beziehungsweise Interesse im Gegenüber zu entfachen. Ginge man von der Ausgangssituation aus, würde man vermutlich ersteres behaupten, doch das clevere Drehbuch maßt sich nicht an, es besser zu wissen. Und überhaupt scheint der Film in den seltensten Fällen mit erhobenem Zeigefinger die Zustände analysieren zu wollen, sondern viel mehr den Ist-Zustand zu zeichnen und auch gar keine Antwort auf diese doch sehr individuellen Fragen liefern zu können. Denn das Verlangen nach etwas Neuem oder gar nichts ist eben genauso groß, wie die Angst vor Einsamkeit.

Und ebenso großartig wie das gesamte Konzept ist auch das Schauspiel von Ethan Hawke und Julie Delphy, die sich am laufenden Band mit Dialogen beschießen, ohne daß dabei großartig Schnitte zum Einsatz kämen. Natürlich haben sie auch über Jahrzehnte bereits in diesen Charakteren gewohnt, dennoch scheint es hier, als lieferten sich die beiden ihre beste Performance, wenn es darum geht, wo die Charaktere stehen und welchen Aufgaben sie unterliegen. Dabei scheinen auch Nuance, wie etwa das Annehmen eines Jobs, der Umgang mit etwaigen Kindern und vieles mehr nach und nach immer wieder eine Rolle zu spielen. Sie verkörpern diesen langsam eskalierenden Moment, aus welchem der Film letzten Endes besteht, so großartig. Dabei scheint das auch kein Wunder, schließlich schrieben Delphy und Hawke zusammen mit Richard Linklater auch diesen Film.

Schade ist, daß Before Midnight eigentlich so etwas wie ein Geniestreich sein könnte, wenn er denn Mut bewiese, auch die Dekonstruktion seiner Themen zu einem anderen Status-Quo zu führen. Klar obsiegt hier ein wenig der Zynismus, wenn etwaige Konzepte der modernen Gesellschaft dargestellt werden, dennoch gelangen die Charaktere ja auch zu einer Erkenntnis und wissen um den Zustand der Konzepte. Diese Gefühle, werden von Julie Delphy und Ethan Hawke perfekt in Szene gesetzt und der Film stellt die perfekte Katharsis aus den bereits angesprochenen Themen und Fäden seiner Vorgänger dar.

Before Midnight Bewertung
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