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Das Fenster zum Hof

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Voyeuristischer Stummfilm mit Ton

Das Fenster zum Hof Kritik

Das Fenster zum Hof Kritik
3 Kommentare - 12.04.2011 von regularmaddin
In dieser Userkritik verrät euch regularmaddin, wie gut "Das Fenster zum Hof" ist.

Bewertung: 5 / 5

Da der Fotograf Jeff  (James Stewart) , durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist ,beobachtet er aus Langeweile ,das Verhalten seiner Nachbarn im Innenhof. Durch seine teils voyeuristischen Beobachtungen drängt ihm sich der furchtbare Verdacht auf das einer seiner Nachbar die eigene Ehefrau umgebracht hat. Er weiht seine Verlobte, seinen Freund und die Haushaltshilfe in seine Vermutungen mit ein, kann diese jedoch nicht von der Richtigkeit seiner Anschuldigungen überzeugen………. Auch wenn der Film wie der übliche Thriller daherkommt ,handelt es sich eigentlich um eine Liebesgeschichte.  Einer Liebesgeschichte zwischen Jeff, der sich gegen eine feste Beziehung sträubt  und seiner wunderschönen und reichen Freundin Lisa (Grace Kelly).Jeder der Nachbarn repräsentiert ihr Beziehungsleben und sich selbst als eine mögliche Variante.Da ist die ledige Frau “Miss Lonelyhearts”  die unter dem Mangel an Liebe leidet und obwohl allein, denn Tisch immer für zwei Personen deckt oder die Tänzerin “Miss Torso” die für die Schönheit, das Leben und die Liebe steht aber auch für den moralischen Verfallen dieser Werte.Der Pianist ist vom mangelnden Erfolg frustriert und leidet an mangelnder Fantasie, die Bildhauerin ist so in ihre Arbeit vertieft das sie soziale Kontakte vernachlässigt und ebenfalls vereinsamt , das kinderlose Paar ist in ihren Hund vernarrt und behandelt diesen wie ein Kind, das frisch vermählte Pärchen zeigt den romantischen Zustand ihrer Beziehung.Und zu guter Letzt der grimmige Handelsvertreter und seine behinderte Ehefrau deren Ehe ein dunkles Spiegelbild von Lisas und Jeffs Beziehung zeichnet. Eine von Hitchcocks größten Leistung in “Das Fenster zum Hof” ist die Tatsache das der gesamte Film aus der Sicht des Hauptdarstellers,   (James Stewart) gedreht wurde. Diese grandiose Idee hatte Hitch teilweise in früheren Werken ,wie “Cocktail für eine Leiche” oder auch “Das Rettungsboot” schon einmal  zu verwirklichen versucht. Allerdings wurde der Voyeurismus erst in „Das Fenster zum Hof“ so offensichtliche umgesetzt und nicht einfach nur angedeutet. Dieser Umstand verhilft dem Zuschauer die Liebe,das Leiden, die Freude und die Angst vor einer festen Beziehung einfach alle Gefühlslagen von Jeff , “mit” Jeff mitzuerleben. Der besondere Kniff:  Der Zuschauer erkennt den “Spanner” in Jeff und verurteilt Ihn wegen seiner voyeuristischen Ader, ungeahnt der offensichtlichen Mittäterschaft. Hitch nutzt die Erwartungshaltung und die Vorurteile seines Publikums aus und lässt dieses so ins “moralische Messer” laufen. Kein Wunder das Brian DePalma in seinem “Der Tod kommt zweimal” diese Strategie einfach aber intelligent ebenfalls angewendet hat und dem Meister der McGuffins so seinen Respekt zollte. Der Zuschauer  wird zum moralischen Mittäter auch wenn er das eigentlich gar nicht möchte. Indem Hitch jedes Fenster des Innenhofs als Bühne fungieren lässt, offenbart er in allen Szenen des Films die Essenz des Kinos auf eine ´bis dato unbekannte aber geniale Weise. Jeder Nachbarn wird zum Schauspieler in seinem persönlichen Drama und der Innenhof fungiert als ein geschlossenes soziales System. Dieses soziale System wird am Anfang des Films mit einem einzigen Kameraschwenk in wenigen Sekunden vorgestellt und spiegelt Hitchcocks Filmverständnis wieder ,das auf dem Anspruch beruht, alles was wichtig erscheint visuell und mit so wenig Dialogen auszudrücken wie möglich.Auch die langen Schnittintervalle beim Beobachten der Wohnungen kommen ohne Dialoge oder Musik aus und lassen dem Zuschauer Zeit die Gegebenheiten intensiv zu verarbeiten. Aktionen und Reaktionen der Nachbarn werden nur durch deren Gestik  offenbart und brauchen keine erklärenden Dialoge. Das passt zu Hitchcocks und Kubricks Meinung „Das die Filmsprache in der Stummfilmära vollendet wurde“ .Hitch beweist das in diesem Film mit Bravur und James Stewart dient ihm als fleischgewordenes Kameraauge. Was der unbedarfte Zuschauer niemals erwartet hat ist die Tatsache das “Rear Window” , wie die meisten  Hitchcock-Filme auch als Komödie funktioniert und Jeff mehr als einmal die Lacher auf seiner Seite hat.Letztendlich bleibt ein genialer Film der dem interessierten Filmfreund einen wahren Fundus an  Informationen über Schnitt, Kamera, Kompositionen, Schauspielkunst und weiteren Details über Filmsprache und deren Wirkung offenbart.

Das Fenster zum Hof Bewertung
Bewertung des Films
1010

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3 Kommentare
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regularmaddin : : Moviejones-Fan
12.04.2011 15:13 Uhr | Editiert am 12.04.2011 - 15:13 Uhr
0
Dabei seit: 12.09.10 | Posts: 636 | Reviews: 15 | Hüte: 10
Vielen Dank aber ein paar Dinge hätte ich noch erwähnen können.

Die Beziehung von Jeff zu seiner Verlobten ist doch ziemlich seltsam und er kommt in jedem Augenblick des Films "verklemmt" rüber. Er kann sich auf nichts einlassen. Am Ende ist Sie es (und natürlich seine Erlebnisse) die Ihn von seinen Ängsten befreit und er öffnet sich ihr voll und ganz.
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Tim : : King of Pandora
12.04.2011 14:18 Uhr
0
Dabei seit: 06.10.08 | Posts: 2.989 | Reviews: 192 | Hüte: 82
Ich muss den echt mal nachholen, kenne nur die moderne Variante mit Disturbia, aber die alten Hitchcocks sollte man sich wirklich mal geben.
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Sully : : Elvis Balboa
12.04.2011 13:39 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.555 | Reviews: 30 | Hüte: 547
Wirklich tolle Kritkik, die alles Wichtige aufgreift und behutsam analysiert! Dafür mal nen Hut von mir! Ich habe Hitchcocks-Spiel beim sehen damals zwar durchschaut, aber es funktionierte trotzdem, da ich ja unbedingt weiter "mitgehen" wollte. Das war wirklich Klasse...

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

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