Bewertung: 5 / 5
Da der Fotograf Jeff (James Stewart) , durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist ,beobachtet er aus Langeweile ,das Verhalten seiner Nachbarn im Innenhof. Durch seine teils voyeuristischen Beobachtungen drängt ihm sich der furchtbare Verdacht auf das einer seiner Nachbar die eigene Ehefrau umgebracht hat. Er weiht seine Verlobte, seinen Freund und die Haushaltshilfe in seine Vermutungen mit ein, kann diese jedoch nicht von der Richtigkeit seiner Anschuldigungen überzeugen………. Auch wenn der Film wie der übliche Thriller daherkommt ,handelt es sich eigentlich um eine Liebesgeschichte. Einer Liebesgeschichte zwischen Jeff, der sich gegen eine feste Beziehung sträubt und seiner wunderschönen und reichen Freundin Lisa (Grace Kelly).Jeder der Nachbarn repräsentiert ihr Beziehungsleben und sich selbst als eine mögliche Variante.Da ist die ledige Frau “Miss Lonelyhearts” die unter dem Mangel an Liebe leidet und obwohl allein, denn Tisch immer für zwei Personen deckt oder die Tänzerin “Miss Torso” die für die Schönheit, das Leben und die Liebe steht aber auch für den moralischen Verfallen dieser Werte.Der Pianist ist vom mangelnden Erfolg frustriert und leidet an mangelnder Fantasie, die Bildhauerin ist so in ihre Arbeit vertieft das sie soziale Kontakte vernachlässigt und ebenfalls vereinsamt , das kinderlose Paar ist in ihren Hund vernarrt und behandelt diesen wie ein Kind, das frisch vermählte Pärchen zeigt den romantischen Zustand ihrer Beziehung.Und zu guter Letzt der grimmige Handelsvertreter und seine behinderte Ehefrau deren Ehe ein dunkles Spiegelbild von Lisas und Jeffs Beziehung zeichnet. Eine von Hitchcocks größten Leistung in “Das Fenster zum Hof” ist die Tatsache das der gesamte Film aus der Sicht des Hauptdarstellers, (James Stewart) gedreht wurde. Diese grandiose Idee hatte Hitch teilweise in früheren Werken ,wie “Cocktail für eine Leiche” oder auch “Das Rettungsboot” schon einmal zu verwirklichen versucht. Allerdings wurde der Voyeurismus erst in „Das Fenster zum Hof“ so offensichtliche umgesetzt und nicht einfach nur angedeutet. Dieser Umstand verhilft dem Zuschauer die Liebe,das Leiden, die Freude und die Angst vor einer festen Beziehung einfach alle Gefühlslagen von Jeff , “mit” Jeff mitzuerleben. Der besondere Kniff: Der Zuschauer erkennt den “Spanner” in Jeff und verurteilt Ihn wegen seiner voyeuristischen Ader, ungeahnt der offensichtlichen Mittäterschaft. Hitch nutzt die Erwartungshaltung und die Vorurteile seines Publikums aus und lässt dieses so ins “moralische Messer” laufen. Kein Wunder das Brian DePalma in seinem “Der Tod kommt zweimal” diese Strategie einfach aber intelligent ebenfalls angewendet hat und dem Meister der McGuffins so seinen Respekt zollte. Der Zuschauer wird zum moralischen Mittäter auch wenn er das eigentlich gar nicht möchte. Indem Hitch jedes Fenster des Innenhofs als Bühne fungieren lässt, offenbart er in allen Szenen des Films die Essenz des Kinos auf eine ´bis dato unbekannte aber geniale Weise. Jeder Nachbarn wird zum Schauspieler in seinem persönlichen Drama und der Innenhof fungiert als ein geschlossenes soziales System. Dieses soziale System wird am Anfang des Films mit einem einzigen Kameraschwenk in wenigen Sekunden vorgestellt und spiegelt Hitchcocks Filmverständnis wieder ,das auf dem Anspruch beruht, alles was wichtig erscheint visuell und mit so wenig Dialogen auszudrücken wie möglich.Auch die langen Schnittintervalle beim Beobachten der Wohnungen kommen ohne Dialoge oder Musik aus und lassen dem Zuschauer Zeit die Gegebenheiten intensiv zu verarbeiten. Aktionen und Reaktionen der Nachbarn werden nur durch deren Gestik offenbart und brauchen keine erklärenden Dialoge. Das passt zu Hitchcocks und Kubricks Meinung „Das die Filmsprache in der Stummfilmära vollendet wurde“ .Hitch beweist das in diesem Film mit Bravur und James Stewart dient ihm als fleischgewordenes Kameraauge. Was der unbedarfte Zuschauer niemals erwartet hat ist die Tatsache das “Rear Window” , wie die meisten Hitchcock-Filme auch als Komödie funktioniert und Jeff mehr als einmal die Lacher auf seiner Seite hat.Letztendlich bleibt ein genialer Film der dem interessierten Filmfreund einen wahren Fundus an Informationen über Schnitt, Kamera, Kompositionen, Schauspielkunst und weiteren Details über Filmsprache und deren Wirkung offenbart.
Das Fenster zum Hof Bewertung
