Bewertung: 4 / 5
Die DDR, 1956. Noch ist die Mauer nicht gebaut, doch die Grenzen in Deutschland sind gezogen. Als eine Abitursklasse in Stalinstadt durch den verbotenen Westfunk von den Unruhen des ungarischen Volksaufstands hört, legt sie zu Beginn einer Schulstunde eine Schweigeminute ein. Die Schulleitung reagiert mit Härte und errichtet eine Kommission, um herauszufinden, welcher der Schüler für diesen Akt des "Ungehorsams" verantwortlich ist. Die Klasse jedoch hält geschlossen zusammen und schweigt weiter - zunächst. Denn genau wie im Land selbst sind auch im Klassenverbund die Fronten verhärtet. Und jeder Schüler muss für sich herausfinden, welchem Ideal er folgen wird.
Lars Kraumes Das schweigende Klassenzimmer basiert auf einer wahren Geschichte. Im Zentrum der Handlung stehen die Schüler der Abiturklasse, dabei wählt Kraume Figuren, die stellvertretend für die verschiedenen Positionen und politischen Überzeugungen der damaligen Zeit zu sehen sind. Da ist Kurt, der von seinem Vater, einem hohen Tier in der Verwaltung, zum Gehorsam gezwungen wird, obwohl ihn sein Gewissen zur Rebellion treibt. Oder Theo, der gelernt hat, sich im System irgendwie "durchzumogeln" und der sich vor einer eindeutigen Haltung drückt. Und da ist Lena, die von ihrer Großmutter den Kampfgeist geerbt hat und sich gegen die Obrigkeit stellt.
Trailer zu Das schweigende Klassenzimmer
All diese Charaktere verankert Kraume glaubhaft in ihrer Zeit, Ausstattung, Maske und Kostüm sind überaus authentisch. Getragen wird der Film von den fantastischen Jungdarstellern und Nachwuchstalenten Leonard Scheicher, Tom Gramenz, Lena Klenke und Jonas Dassler, die von einem erfahrenen Erwachsenencast, unter anderem Roland Zehrfeld, Jördis Triebel und Michael Gwisdek, unterstützt werden.
Obwohl die Geschichte im Damals verankert ist, vermittelt sie auch wichtige Botschaften für das Hier und Jetzt. Dies macht Das schweigende Klassenzimmer neben seiner filmischen Qualität zu einem gesellschaftlich relevanten Film über die Verantwortung des Einzelnen innerhalb einer Gemeinschaft. Ein hervorragendes Drehbuch, dessen authentische Handlung auf den Erlebnissen eines tatsächlichen Zeitzeugen basiert, bietet glaubhafte Dialoge. Ein Film, der allen Altersgruppen einen spannenden und sehr wichtigen Einblick in ein Stück Zeitgeschichte in ein Land bietet, das selbst schon Geschichte ist, und gleichzeitig ein Film, der auch zu berühren vermag.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung