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Der aus dem Regen kam

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Ein Bronson im Doppelpack, und Chuck Norris rennt weinend davon

Der aus dem Regen kam Kritik

Der aus dem Regen kam Kritik
1 Kommentar - 12.02.2021 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Der aus dem Regen kam" ist.

Bewertung: 4 / 5

Immer und immer wieder breche ich mein Wort und lege ein weiteres Review zu einem Thema vor, das ich selbst als für mich abgeschlossen deklariere. Nun also "notgedrungen" wieder. Im Grunde genommen wollte ich einen guten alten Action-Reisser alter Machart würdigen, der leider nicht in der MJ Datenbank ist. Also dann, einen anderen Film mit dem Hauptdarsteller ungefähr zur selben Zeit rauskramen und ein Double Feauture daraus machen. Gesagt getan, der interesanteste Film in diesem Zusammenhang, der mir da auf die Schnelle unterkommt, ist der fast vergessene kleine Klassiker des Psychothrillers "Der aus dem Regen kam". Ihr könnt es euch schon denken, wir sprechen von Mr Charles Bronson. Dieser Film ist ein recht früher Vertreter der Film-Gattung "Püppchen, wisse um deinen Platz!" (Um mal augenzwinkernd den Filmjargon jener Tage zu bedienen). Der andere Film, der den ich eigentlich besprechen wollte und weiter unten besprechen werde, ist da schon ein ganz anderes kaliber, der ist richtig groß: Mr Majestic (und wenn ihr wollt, könnt ihr da natürlich auch einen weiteren Wortbruch meinerseits reinlesen, da dort natürlich wieder Arm-Reich-Gefälle und rassistische Ressentiments besprochen werden). Wie auch immer beides ganz großartige Werke, das nur mal vorab :-)

Charles Bronson war, was seine Filmkarriere angeht, eigentlich ein Spätzünder, der irgendwann im gestandenen Alter zum Superstar aufstieg, wohl massgeblich daran Schuld sind wohl seine Aktivitäten im italienischen und französischen Kino jener Zeit. Sicher er hatte immer schon in irgendwelchen Klassikern mitgemischt wie Gesprengte Ketten oder die glorreichen Sieben, aber das waren eher immer höchstens durchaus ambivalente Nebenrollen, der große Durchbruch müsste irgendwann um Spiel mir das Lied vom Tod gelungen sein. Und er war ja nicht mal erste, geschweige denn dritte oder vierte Wahl für die Rolle. Wie auch immer Gerüchten zu Folge (das nur als Disclaimer, da ich das alles aus dem Gedächtnis schreibe und nicht belegen kann oder die Musse habe, da hinterher zu forschen) war er dann Anfang bis Mitte der 1970er der offiziell "beliebteste Schauspieler der Welt" und soll dafür sogar irgendso einen PopcornPokal oder sowas (Golden Globe? ich weiss es echt nicht mehr) bekommen haben. Und tatsächlich ist hier auch ein Film fast besser als der andere.

Das Problem (nennen wir es mal so) war allerdings dass er dann diesen einen Film drehte: "Ein Mann sieht rot". Fortan war er in dieser Rolle gefangen, egal was er drehte, und die Filme verloren immer mehr an Ambivalenz und wurden teilweise immer dumpfere konservative Reisser (man denke nur an die zig Fortsetzungen), so allmählich begann sein Stern zu sinken, da die Zeiten sich änderten, und ein anderes Kino sich entwickelte. Für das Action-Kino der 1980er war er dann definitiv zu alt, auch wenn ihm ab und zu der eine oder andere Kracher gelang. Hinzu kam dann noch die persönliche Tragödie mit dem Krebstod seiner über alles geliebten Ehefrau, dessen Trauerarbeit auch (und das war ihm an dieser Stelle auch sehr nachrangig) seine Karriere nachhaltig negativ beeinflusste.

An diesem Punkt seiner Karriere äußerte sich Bronson auch deutlich über seine Filme: "I am not a Fan of my Films." Etwas was wohl auch dazu führte, dass er bei den Produzenten allmählich unterging, aber andererseits war ihm das wohl auch recht egal. Er, der da recht spät ins Rampenlicht rückte, und dann auch immer recht bodenständig und ohne Skandale durchkam, war sich wohl auch darüber im Klaren, dass der Abstieg eines tages kommen würde. Also wozu klammern?

Dennoch war er schon längst ein Kultschausieler, lange bevor so eine Fresse wie Chuck Norris der letzte harte Mann des Planeten wurde, und es kommt ja nicht von ungefähr, dass es dann solche Figuren wie diesen ebenfalls mit einem Film gewürdigten Knasti namens Charles Bronson gibt.

Zwei der Filme dieses Mannes, des echten und einzig wahren Charles Bronson, werden nun besprochen:

Der aus dem Regen kam

Hierbei handelt es sich um einen französischen Psychothriller um eine junge Frau, perfekt verkörpert von einer absolut grandiosen Marlene Jobert, die eines Nachts vergewaltigt wird, ihren Peiniger in Panik tötet und dann die Leiche entsorgt. Sie erzählt niemandem was davon, auch ihrem Mann nicht. Eines Tages taucht ein mysteriöser Amerikaner auf (gespielt von Bronson), auf der Suche nach dem Vergewaltiger und seltsamerweise weiss er wohl, dass sie etwas mit seinem Verschwinden zu tun hat und fängt an, sie zu drangsalieren und sie unter Druck zu setzen.

Eines ganz klar vorweg: Der Film ist antiquiert und heute so nicht mehr tragbar, und trotzdem oder gerade deswegen ist er auch heute noch so verdammt fesselnd, gut und auch (ja, ich lehne mich mal aus dem Fenster) intelligent. Das Bild der Frau ist ganz klar: Die Frau ist ein Heimchen, der Mann bringt die Kohle, sie kocht, putzt und lässt sich begatten. Wer nicht in dieses Bild passt, ist eine Schlampe. Immer wieder werden als Kontrast zur zerbrechlichen Hauptfigur so starke Schlampen ins falsche Licht gerückt, wie zB die Mutter. Aber anders als noch im Original Thomas Crown mit McQueen und Dunaway, wo ja dieses Thema auch thematisiert wird, und komplett am Thema vorbei geht, weil die starke Frau dort nach allen regeln der Kunst vorgeführt und entblößt zurück gelassen wird (eine wirklich ärgerliche Altherrenallmachtsfantasie mit Revenge Aspekt), ist diese thematische Darstellung von guter vs schlechter Frau hier nur ein Spiegelbild der Gesellschaft und eigentlich durchaus kritisch betrachtet und sehr doppelbödig aufgezogen. Denn wie sich heraus stellt, wird die Frau sowohl klein gehalten, als auch sie hält sich klein, um nicht aufzufallen bzw. durchzufallen. In die Enge getrieben wächst sie phänomenal über sich hinaus und hinterlässt bei allen einen mächtig großen Eindruck, und selbst die alte Schlampe steht dann plötzlich auch ganz anders da. Das wird sehr nuanciert von Jobert eingefangen und sehr präzise beobachtet gefilmt und in Szene gesetzt. Aber so ein Film lebt natürlich auch von seinem Gegenspieler, und da ist Bronson plötzlich ganz anders als in seinen anderen Filmen: Er ist sexy, mysteriös und sehr charismatisch. Ersteres ist etwas, was eigentlich in keinem seiner Filme ist, aber hier passt es perfekt zu seiner Rolle und Interpretaion und zeigt die ungeheure Wandelbarkeit dieses eigentlich auf stoische Rollen abonnierten Darstellers. Und in perfekter Geschichtenerzählmanier durchlaufen die beiden Figuren eine Art von Wertewandel.

Der Film ist wirklich spannend und so in Szene gesetzt, dass es ein bicßhen an Soderbergh erinnert. Ich habe eigentlich auch jahrelang insgeheim darauf gehofft, dass mal jemand ein Remake davon macht, etwa zur Mitte bis Ende der 1990er hätte besipielsweise ein George Clooney die Rolle des Amerikaners hier perfekt ausfüllen können, anstatt dann "den Amerikaner" zu geben ;-)

Also klare Empfehlung.

Lets move on...

Das Gesetz bin ich (oder auch Mr Majestic)

Der deutsche Titel spielt natürlich auf Bronsons Paraderolle an und hat rein gar nichts mit dem Film zu tun. Lange bevor ein gewisser Tarantino Elmore Leonard adelte und zum Mustread deklarierte, war er schon eine große Nummer, der unter anderem sogar beim Original von Todeszug nach Yuma mitmischte. Sein Steckenpferd war die klassische Underdog Geschichte des Mannes, der wider besseren Wissens durch eine Verkettung von äußeren Umständen und gesellschaftlicher Normen an den Rand gedrückt wird und der dann trotz aller Widrigkeiten sich dann irgendwie profilieren muss, um da irgendwie raus zu kommen. Dabei hat er immer eine sehr genaue Beobachtungsgabe und gibt dem kleinen Mann eine authentische glaubwürdige Stimme, und die eruptive Gewalt ist eigentlich immer der Geschichte dienlich und nicht umgekehrt.

Mr Majestic (Bronson) ist gerade aus dem gefängnis entlassen, hat sich mit seinem sauer ersparten eine kleine Melonenfarm gekauft und lebt mehr schlecht als recht in den Tag hinein. Er ist ein typischer Underdog, der keine Ressentiments gegenüber irgendwem hat, der sich aber auch nichts sagen lässt. So sind seine Mitarbeiter Mexikaner und Indianer, mit denen er selbstredend auch am gleichen Tisch sitzt und sich auch für sie stark macht, und die es ihm dafür mit Loyalität und ihrer echten Freundschaft danken. Als Geldeintreiber kommen, kann und will er ihnen keinen Obulus zukommen lassen, verprügelt einen der Geldeintreiber, dieser klagt ihn an, woraufhin er ins Gefängnis kommt, da ihm Vorbestraftem sowieso nicht gelaubt wird. Dort wird er Zeuge, wie ein Gangstersyndikatskiller gewaltsam flieht und in seiner Not flieht er mit, überwältigt diesen Mann und händigt ihn als Handel mit der Polizei straffrei davon zu kommen wieder aus. Er kommt frei, kann sich wieder um seine Melonen kümmern und der Killer im Knast schwört eiskalte Rache.

Alleine diese Vorgeschichte verdeutlicht ganz eklatant wie viele verschiedene Themen hier gestreift werden, und dass es hier in erster Linie um einen kleinen Mann geht, der eigentlich keine Chance hat. Denn das was er tut, tut er immer nur, um wirtschaftlich irgendwie über die unden zu kommen. Es geht hier nicht um irgendwelche nebensächlichen Probleme, die zur Rache ausarten, es geht hier um den täglichen Überlebenskampf. Und im Zuge des Films wird ihm sukzessive jegliche Lebensgrundlage genommen, seine Freunde, die ebenfalls im Grunde genommen Nichts haben, gehen so ebenso vor die Hunde. Dieser Konflikt mit dem Killer hat also auch auf dem Nebenschauplatz diverse Opfer. Und wenn es dann schliesslich im Finale wirklich notgedrungen auf Auge um Auge hinaus läuft, dann ist es kein Konflikt, an dessen Ende einer irgendwie triumphierend dastehen wird: Majestic hat alles verloren und kann froh sein, wenn er da lebend rauskommt, und der Killer hat in seinem gekränkten Ego das Syndikat gegen sich aufgebracht und dürfte auch vor massiven Problemen stehen.

Bronson zeigt auch hier wieder seine Wandelbarkeit und ist ein verschmitzter, sympathischer Kerl, den man eigentlich gern haben muss. Man erkennt sofort, dass er immer wegen seiner Art derjenige sein wird, dem die Polizei oder die Obrigkeit an sich nicht glauben wird, obwohl er eigentlich nicht wirklich was auf dem Kerbholz hat. Und mit Al Lettieri steht ihm ein Antagonist gegenüber, der in den 1970ern den Begriff des Bösewichts mit lächerlichen zwei Rollen (The Getaway und eben Mr Majestic) derart fulminant geprägt hat, wie es später sonst nur Alan Rickman in den späten 1080ern und frühen 1990ern in Die Hard und Robin Hood nachgemacht hat. Es ist eine ungeheure Freude diesen Widersacher, der zwar ein monster von einem Kerl ist, aber immer wieder so gehässig hinterlistig rüberkommt, dass man fast meinen könnte, er interpretiert den Begriff Bösewicht gerade ganz neu...

Fleischers Inszenierung ist über jeden Zweifel erhaben und weist eine perfekte 1970er Blockbusterkameraarbeit auf. Also auch hier die unbedingte Empfehlung Buchinskies Filmen der Ära 1960er bis 1970er eine Chance zu geben und dabei auch mal ruhig zu den Solo-Filmen zu greifen, denn seine Ensemble-Filme, so gut sie auch sind (da fiele mir auch noch das dreckige Dutzend ein!), es sind seine eigenen Star-Vehikel oder Co-Star Vehikel (vor allem aus seiner europäischen Zeit, dies beinhaltet auch England), die einen mit der Zunge schnalzen lassen ;-)

Also dann:

Der aus dem Regen kam: Mindestens 8 Punkte

Mr Majestic: Doch schon 9 Punkte

Der aus dem Regen kam Bewertung
Bewertung des Films
810

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MobyDick : : Moviejones-Fan
12.02.2021 11:43 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nur weil ich zu faul war, John Woo zu besprechen hier eine klitzekleine Retrospektive für Bronson

Dünyayi Kurtaran Adam
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