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Der Marshall

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Der Marshal Kritik

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Der Marshall Kritik
0 Kommentare - 09.04.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Marshall" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Als Mattie Ross (Kim Darby) nach Fort Smith reist, tut sie das, um die Leiche ihres Vaters zu identifizieren. Dieser wurde von dem Banditen Tom Chaney (Jeff Corey) ermordet. Mattie behaart darauf, daß dem Mann eine gerechte Strafe zugeführt wird, allerdings interessieren sich die Behörden kein bisschen für das kleine Mädchen. Also engagiert sie einen abgehalfterten Marshall namens Reuben J. „Rooster“ Cogburn (John Wayne) und verspricht ihm eine Bezahlung von 100 Dollar. Zunächst nimmt er das Mädchen kein Stück ernst, doch entschließt sich schließlich doch ihr zu helfen.

„Früher war alles besser, für war alles gut“ schrieb Campino im August 1986 nieder und kommentierte damit ironisch das Aufbäumen der rechten, konservativen gegen die Punkbewegung im Land. Um eine Brücke zu John Wayne und insbesondere Der Marshal zu schlagen, braucht es einen solchen Vergleich. Denn dieser Film und auch die Persona John Wayne sind durchaus interessante und diskussionswürdige Ideen, die man auch in einen Kontext setzen muss. Zunächst sei gesagt, daß dieser Film ein unglaublich simples und ziemlich stringent erzähltes Werk ist. Der Vater von Mattie Ross wird ermordet und das kleine Mädchen sinnt nun auf Rache. Daraus entsteht natürlich vor allem ein sogenanntes Prestige-Projekt für Altmeister John Wayne, der hier von seinem Ruf abweichend eine Figur verkörpert, die eigentlich keine Kontrolle mehr über das eigene Leben hat und diese auch gar nicht will. Wenn man John Waynes Figuren in Rio Bravo (1959) oder auch Der Mann, der Liberty Valance erschoß (1962) beobachtet, dann fällt auf, daß er eigentlich immer Herr der Situation war und alles um sich herum kontrollieren konnte. Als versoffener, abgehalfterter Marshal hingegen, zeigt er eigentlich das komplette Gegenteil von dem, was man von ihm so kannte. Es gelingt dem Film dabei ganz gut dem Zuschauer diesen und all seine anderen Charaktere nach und nach näher zubringen, sodass diese eigentlich als Rachethriller ausgelegte Geschichte, primär über die Interaktion zwischen den einzelnen Figuren funktioniert.

Etwas ermüdender hingegen ist der Vergleich zum Remake der Coen-Brüder True Grit aus dem Jahr 2010. Denn da zeigt sich ganz klar, daß früher eben nicht alles besser war. In Der Marshal fällt zunächst ganz deutlich auf, daß man hier noch die 1960er Jahre im Rücken hat. Das Spiel der einzelnen Figuren ist daher sehr betont maskulin oder eher vermeintlich männlich angehaucht. Diese für Western so typische einsamer Wolf-Mentalität sorgt dafür, daß die Figuren höchst albern stellenweise durch diese Szenerie streiten. Es hat gleichsam auch immer etwas theatralisches zu sich, wenn etwa die Figuren miteinander sprechen. Das ist natürlich nicht unbedingt ein Problem, weil das eben der Zeit geschuldet ist und ebenso auch etwas Gutes sein kann. Doch dann wird man vor die Wahl gestellt, welches Werk man sich lieber anschauen würde und man käme wohl zu dem Entschluss, daß die Coen-Brüder hier gewinnen würden. Das liegt unter anderem auch daran, daß das 2010er-Werk hier deutlich konsequenter ist. Ansonsten stellt Der Marshal aber durchaus interessante Fragen auf. Zum einen ist die Frage, inwieweit Rache einem überhaupt irgendeine Form von Befriedigung geben kann. Ein großer Konflikt, der ja durchaus eine der zentralen Fragen des Lebens darstellt. Gleichsam kann dieser Film auch damit punkten, daß er ein weibliches Kind in den Mittelpunkt rückt. Diese von Kim Darby verkörperte Figur der Mattie Ross ist eben eine, die sich nicht so schnell von irgendwelchen Menschen, insbesondere von Männern erzählen lassen möchte, was sie zu tun hat. Das ist natürlich zum einen feministisch und zum anderen emanzipierend. Insofern ein durchaus löbliches und für seine Zeit auch sehr gewagtes Thema.

Das große Verkaufsargument von Der Marshal sind seine gut ausdefinierten Charaktere. Natürlich sind die auch etwas klischiert. Doch wenn man diese Mattie Ross, die sehr eloquent daherkommt, sieht und verfolgt, dann ist man schon auf ihrer Seite. Den großen Kontrast bieten da die Revolverhelden Rooster Cogburn und La Boeuf, die allesamt eine interessante und nachvollziehbare Dynamik haben. Da gibt es das Mädchen, daß Rache will und relativ naiv in die Welt streitet. Es gibt den männlichen Helden, der lernen muss, also in gewisser Weise, daß Frauen auch einen Wert haben. Das Gute an ihm ist, daß er nicht mit einer reinen Anti-Haltung auftritt. Und dann gibt es eben jene Haltung in Form von La Boeuf. Unterdessen entsteht vor dem Gedanken an eine simple und brutale Rache, diese Postkartenlandschaft, die einen wunderschönen Hintergrund in sich trägt. Das ist natürlich eine der größten Stärken von Western im Allgemeinen. Denn wie so häufig, geht es auch in Der Mashal um einen puren Gewaltakt, um Rache, um das Ende eines oder mehrerer Wege. Doch was der Film zumeist präsentiert, ist eine unendlich schöne Welt, die keineswegs so gewalttätig wirkt und sich durch diese ausdrücken würde. Man kommt da leicht ins Grübeln, ob der Richtigkeit dieses Auftrages oder der Mission, die diese drei Figuren eingehen. Nobel ist das sicherlich nicht.

Für einen Italo-Western hingegen sind die analytischen Aspekte der dargestellten Gesellschaft, aber auch die Gewaltspitzen zu harmlos. Und vielleicht hätte es dem Film gutgetan, wenn er sich noch mehr von der Verklärung der alten Helden gelöst hätte. Auf der anderen Seite versucht er es auch. Zum einen natürlich durch die reine Geschichte. Zum anderen aber auch durch die gekonnt spitzen Dialoge, wie auch dem einfachen Umstand, daß man hier eine junge, frische, weibliche und durchsetzungsfähige Figur in Kontrast mit alt eingesessenen Männern stellt. In dieser Tatsache begründet sich durchaus eine gewisse Kritik am Patriarchat. Daß das mehr sein könnte, ist natürlich klar. Doch für seine Zeit reicht das vielleicht auch aus.

Sehr aufschlussreich ist Der Marshal nicht. Wenngleich der Film sehr routiniert daherkommt und auch tolle, darstellerische Leistungen wie schöne Bilder präsentiert, geht er in manchen Punkten nicht weit genug, um ihn wirklich als großes Werk zu bezeichnen. Der spannenden Prämisse jedoch ist es geschuldet, daß er zumindest über viele Genre-Vertreter hinweggeht.

Der Marshall Bewertung
Bewertung des Films
710

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