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Der Soldat James Ryan

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Der Soldat James Ryan Kritik

Der Soldat James Ryan Kritik

Der Soldat James Ryan Kritik
0 Kommentare - 02.12.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Soldat James Ryan" ist.

Bewertung: 5 / 5

Am 6. Juni 1944 laden die amerikanischen Soldaten in Omaha Beach. Eine Gruppe von acht Solden, die den Ansturm auf die Küste überlebt haben, bekommen den Auftrag den Fallschirmjäger James Ryan (Matt Damon) zu retten und nach Hause zu bringen. Die Soldaten unter der Leitung von Captain John Miller (Tom Hanks) dringen tief in das feindliche Gebiet ein und stellen sich nach und nach die Frage, ob es dieser eine Mann wirklich wert ist, daß sie ihr Leben aufs Spiel setzen.

Ein Konsens, auf den Diejenigen die im Film die Wahrheit und diejenigen die darin Fiktion sehen wollen, ist zunächst unvorstellbar. Der Film scheint etwas grundsätzlich voyeuristisches zu haben und immer daran gebunden zu sein, eine gewisse Fiktion zu erschaffen. Im besten Falle ist diese Fiktion fordernd und das ist sie in diesem Falle definitiv. Gleich zu Beginn malt Spielberg hier ein im guten Sinne grotesk brutales Bild des sogenannten D-Days, der kein Mittel zum Zweck ist, wie so häufig. In den ersten paar Minuten bricht Spielberg mit der Voyeurismus-These und zieht den Zuschauer durch das Zusammenspiel aus Chaos, Gewalt und einfacher Angststarre in seinen Bann. Hierbei vermittelt er auch brillant das Gefühl der kompletten Überforderung, des menschlichen Organismus. Eichenberge, Schüsse, der Wechsel von Bewegung zu stillstand. Schreie, ein schier unerreichbares Ziel und es wird bestätigt, was schon lange vermutet war. Krieg kann man nicht üben. So oft man ihn auch probt, so gut man ihn auch plant. Und die Frage, wie viel Menschlichkeit im Krieg liegen kann, beginnt ebenfalls hier und erstreckt sich dann über das gesamte Werk und vielleicht darüber hinaus. Immer wieder führt das die Figuren, die sich im Zuge der Gewalt, ebenso ein Stück weit vom Menschsein verabschieden an ihre Grenzen. Körperlich, wie Psychisch. Wie könnten sie auch anders damit umgehen? Kämpfen Sie doch im Krieg der Kriege. Spielberg wendet nicht allzu viel Zeit auf, um diese Truppe, die das Zentrum seiner Geschichte wird zu charakterisieren. Er gibt ihnen dennoch genügend Facetten, weil er sie nicht zu Heiligen erklärt.

„Du sollst nicht töten“ lässt ja auch keinen Spielraum. Und dann kommt sogar der Spielberg sonst so heilige Kitsch, den er wie einen Augapfel in Filmen wie Hook (1991) oder Schindlers Liste (1993) hütet, hier durch das absurde Vertrauen in die Menschheit abhanden und wird gleichsam auf die Probe gestellt. Der Soldat James Ryan ist eine Odyssee des Schreckens, die seine Figuren direkt in die Hölle des wirklich letzten Ortes auf Erden führt. Es ist kein Film, der platt zeigt, wie die Nazis endlich zurückgedrängt und besiegt wurden. Viel mehr spielen diese keinerlei Rolle mehr, wenn es um die wahrlich brennenden Fragen des Lebens geht. So ganz universell befasst sich der Film dann zwar auch nicht mit dem Sein, doch wie sollte er auch? Viel Zeit zum Denken bleibt den wenigsten in dem Meer aus Gräueltaten.

Die zentrale Frage von Spielbergs Film ist tatsächlich eine, die über den Film und den Zweiten Weltkrieg hinausgeht. Eine Mutter, die bereits drei ihrer vier Söhne im Zuge des Krieges verloren hat, ist hier der Auslöser. Der Staat gewährt ihr eine Hoffnung auf ein Wiedersehen und entsendet acht Menschen, um einen zu retten. Diese ethische Frage, die natürlich auch zu Reibereien und Fragezeichen in den verdutzten Augen einzelner Menschen auf ihrem Weg führt, ist mit Sicherheit eine der komplexesten Fragen, die Spielberg in seinem Schaffen je stellte. Gerade aus heutiger Sicht, in der wir in einem postheroischen Zeitalter leben. Es ist ja nur logisch. Man kennt diese Person, für die man alles riskiert gar nicht und wird sie zum Ende des Films auch nicht kennenlernen. Das ist eben das Problem an Befehlen, man entscheidet zu wenig, was man eigentlich tut. Und selbst wenn, muss man mehr wüsste, muss man sich immer fragen, ob diese Person das auch wert ist oder war. Doch genau das unterscheidet eben gute von bösen Menschen. Normalerweise wäre mir Spielbergs Kategorisierung jenes Werkes eigentlich zu banal. Und doch gibt es wohl in der Menschheitsgeschichte kaum vergleichbar eindeutigere Verbrechen als die der Faschisten an ihrem eigenen Volk und schließlich der gesamten Menschheit.

Eine tiefere philosophische Studie über die reine Geschichte anzustellen, wäre schwierig. Der gesamte Film spielt zwar komplex an, ist aber im rein geschichtlichen Segment vielleicht banal. Doch das ist eben einer der Punkte, warum Der Soldat James Ryan gut funktioniert. Man kann das kaum greifen, es ist ähnlich wie mit Werken wie 1917 (2019), oder einem Christopher Nolan-Film. Dieser Film ist ein Erlebnis, das sich zwar tonal vom Schaffen Spielbergs abhebt, aber eben auch unscheinbar als solcher identifiziert werden muss. Und es ist sozusagen fordernde Unterhaltung. Großartig ist das, weil es sich auf das Schauspiel reduziert und dabei inszenatorisch so kraftvoll wie selten noch im Falle Spielbergs daherkommt. Man braucht nichts Komplexes, um ein Meisterwerk zu schaffen. Denn vermeintliche Komplexität gab es im Film auch erst recht spät. Hier funktionieren die Schauspieler, allen voran Tom Hanks, der vom üblichen Strahlemann und Super-Daddy-Image hier abweicht und einen Soldaten verkörpert, der zwar das Richtige tun will, aber auch in dieser grauenhaften Situation von Gefühlen geleitet wird. Es ist erstaunlich, daß sein Captain Miller, dann von einem jüngeren Mann über moralisches Handeln belehrt wird. Das muss dann nicht zwingend auch bedeuten, daß es die klügste Entscheidung ist. Die Frage ist auch eigentlich reine Nebensache, es geht immer wieder auf die Kernfrage zurück, sich die Moral zu behalten und auch den Unterschied zwischen Nazis und Alliierten hervorzuheben.

Das Gesamtbild ist so immersiv, weil die gemalten Szenen sich durch einen ganz unscheinbaren Pathos quälen. Nicht indessen, daß die Figuren nicht irgendwelche wichtigen Reden schwingen würden, wohl aber, daß der Film Kratzer auf diesen Helden hinterlässt. Wenn sie sich von Dorf zu Dorf und Stadt zu Stadt begeben, nicht mehr eindeutig zwischen Freund oder Feind unterscheiden können, dann spürt man den gesamten Film über den Kraftakt, der diese Menschen an die Grenzen allen Möglichem führt. Man weiß nicht, wie sie da überhaupt weitermachen, man weiß nur wofür. Und man hat immer den Eindruck, direkt dabei zu sein, ein Zustand, den die belanglosen Produktionen über den Zweiten Weltkrieg neuerer Tage nicht kreieren können. Wenn Gary Oldman in Die dunkelste Stunde (2017), dann glaubt man das vielleicht, aber der Rest ist Innovationsloses Oscar bait.

Man kann über die Qualität von Der Soldat James Ryan sicherlich streiten, doch Spielberg kreierte hier einige der erschreckendsten und wahnwitzigsten Momente des Kinos, gefolgt von einer Botschaft, die man nur selten im Kriegsfilm wiederfindet. Er schuf sich hier, auch nicht zuletzt durch den brillanten Cast, sein ganz eigenes Meisterwerk, das vielleicht nie wieder so gekonnt Blockbuster und Arthaus miteinander verband. Die Bilder, die hier gezeigt werden halten, sich nie zurück, sind aber auch nicht einfach einem peinlichem Voyeurismus unterlegen, sondern immer stilvoll und insgesamt reduziert sich der Film auf das wesentliche, was Film in letzter Instanz ausmacht.

Der Soldat James Ryan Bewertung
Bewertung des Films
1010

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