Anzeige
Anzeige
Anzeige

Die Farbe Lila

Kritik Details Trailer News
Die Farbe Lila Kritik

Die Farbe Lila Kritik

Die Farbe Lila Kritik
0 Kommentare - 10.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Farbe Lila" ist.
Die Farbe Lila

Bewertung: 3 / 5

Die beiden Geschwister Celie (Fantasia Barrino) und Nettie (Halle Bailey, später Ciara Harris) leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts im amerikanischen Süden. Mit vierzehn wird sie das erste Mal von ihrem Vater vergewaltigt und anschließend an Albert „Mister“ Johnson (Colman Domingo) verbreitetet, der ihre Schwester bald darauf aus dem Haus vertreibt. In den folgenden Jahren führt sie eine gewaltvolle und ekelerregende Ehe mit diesem Mann. Eines Tages lernt sie die Sängerin Shug Avery (Taraji P. Henson) kennen, zu der sie – obwohl sie die Geliebte des Misters ist – eine Freundschaft entwickelt. Bald darauf beschließen die Frauen, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen.

„Es ist heilige Arbeit und heiliger Boden. Die Farbe Lila ist kritischer und wichtiger Text für so viele Menschen. Wenn du also nichts zu sagen hast, solltest du besser die Klappe halten und das Buch nicht noch einmal neu verfilmen.“ sagte Regisseur Blitz Bazawule zu seinem Film Die Farbe Lila. Ein Film, der den Anspruch an sich hat, wichtige Kunst zu erschaffen und eine wichtige Botschaft mitzugeben. Nur leider ist das Werk nach vielen etlichen Minuten durchaus stark denkfaul und vor allem ein Werk, daß Menschen das Recht nehmen will, selbst zu denken. Da kommen wir gleich zu Beginn dieser durchaus brutalen Geschichte ins Straucheln. Denn was wir sehen ist sexueller Missbrauch, Rassismus und vor allem ein systemisches Problem. All das sind allzu moderne Fragen, gerade wenn man in die Staaten blickt, kommen patriarchal pervertierte Strukturen immer mehr um Vorschein und sorgen für gesellschaftliche Zwiespalt. Insofern ist Die Farbe Lila schon ein moderner Film. Doch wie in etlichen politischen Debatten ist der neoliberale Zeitgeist hier vordergründig. Das Problem ist da und man hat es auch erkannt, nur will man dann wieder nichts davon hören, daß Menschen Funktionäre eines vielleicht viel zu vulnerablen Systems sind, daß Rassismus, das Klassizismus, daß Sexismus und das viele weitere Gräueltaten zulässt. Es ist so, als habe man einfach Pech und dann vielleicht einfach Glück, also mit Gott und der Erlösung.

Trailer zu Die Farbe Lila

Jeder, der ein wenig zum Denken imstande ist, muss Die Farbe Lila eigentlich hassen. Und einfach machte das Werk einem das schon, weil man hier auch inhaltlich festgefahren ist. Denn während die politischen Themen aktueller denn je nicht sein könnten, beruft man sich als Lösung dessen aber auch immer wieder auf die gleichen Phrasen. Ähnlich wie der Markt im neoliberalen Zeitalter die Lösung allen Übels ist. Besser gesagt „...der Markt regelt das“, regelt Gott das für die Menschen in diesem Film. Es ist ein geistiges Armutszeugnis, daß man hier intellektuell auf dem Level eines Fast & Furious-Films mit Vin Diesel angekommen ist. Denn auch hier werden die üblichen Themen bedient, wenngleich auch marginal abgewandelt. Die Zweckfamilie ist hier die Kernfamilie. Probleme gibt es eher untereinander, weil man systemisch gegeneinander ausgespielt wurde und so weiter und so fort. Ja, man kann Bazawules Werk durchaus schnell hassen, verliert aber auch inhaltlich schnell den Faden, wenn man nicht aufpassen möchte. Denn die eigentlich vordergründig drängende Frage am Film ist, warum er so ewig lang andauert. Dafür gibt es keine nennenswerte Begründung und es kann ja wohl nicht an der Geschichte selbst liegen, die man hier aufbereitet. Dieses ist dümmlich und kitschig und eben zu wenig – ob bewusst oder unbewusst sei mal dahingestellt – gedacht. Eigentlich beobachtet man Menschen hier im ewigen Leid, daß dann als Legitimation für das ewige unbedachte Glück herhalten soll und wird.

Nun wäre es vielleicht ebenso dümmlich, von einem Hollyood-Mainstream-Produkt etwas anderes zu erwarten. Man fragt sich ja ohnehin, was es einem bringt immer wieder zu mahnen und zu erklären, wenn man mal die Kernfragen der westlichen Welt analysiert. Insofern ist es wohl die eigene Schuld. Unterdessen muss man sagen, daß Die Farbe Lila als reines Produkt zumindest Spaß machen kann. Die visuelle Pracht, die hier geboten wird, lässt aufhorchen und verwundert fragt man sich, warum Kameramann Dan Laustsen nicht für seine Bebilderung mit einer Oscarnominierung versehen wurde. Diese Farbpracht und das visuelle Verständnis tragen einen nicht unwesentlichen Teil dazu bei, daß der Film zumindest in seinem Kernelement als Musical atemberaubend wirkt. Etwas unglaubwürdig hingegen wirkt die Zeitspanne, die hier abgedeckt wird. Warum man in Hollywood stattdessen inzwischen mehr auf CGI und Make-Up, als auf Umbesetzungen setzt, ist schleierhaft. Denn wenn man diesen Film sieht, der sich über einen Zeitraum von beinahe vierzig Jahren erstreckt, dann ist man doch eher irritiert und verfällt vielleicht sogar in lautes Gelächter. Das will der Film sicherlich nicht, doch Regisseur Bazawule begeht hier eben den Fehler, nicht umzubesetzen. Wie soll man das denn bitte abnehmen? Zumal man sich hier sowieso in einem surrealen Genre befindet. Wenngleich natürlich die Geschichte alles andere als das hergibt.

Die Farbe Lila ist Balsam für die seichte Seele. Es ist insgesamt ein Film, der natürlich irgendwo ein Recht hat und vor die Wahl gestellt das eine oder das andere zu bekommen, ist man dann doch eher auf dem Weg diesen Film gut zu finden. Das fühlt sich zugegebenermaßen auch nicht so unendlich lang und sinnlos an, wie man den Anschein hat. Streitbar ist natürlich, ob der Film in seinen Kernelementen wirklich besteht. Arbeit und Traum, gegen Struktur und Unterdrückung. Andersrum wäre es ein intelligenter Film, den die Macher da zustande gebracht hätten. Nur leider spiegelt das nicht die Realität. Und so lässt sich Die Farbe Lila schon eher in die Kategorie vieler seichter Musicals einreihen. Wobei moderne Vertreter wie Greatest Showman (2017), Cyrano (2021), West Side Story (2021) oder eben auch Mean Girls – Der Girls Club (2024) da deutlich mehr zu bieten haben und sich auch weniger anbiedern. Tja und dann hast du wieder so Momente, wo du dich fragen musst, ob die Leute hinter dem Film zu viel Crack geraucht haben. Ein Paradebeispiel dafür ist die Figur des Farmers Albert Johnson, der seine Mitmenschen misshandelt. Dann betet man eben mal zu Gott, der schickt die Heuschrecken und gut ist. Klar, klingt im ersten Moment erst mal absurd, macht der Film aber genau so. Und dann ist man geläutert, wenngleich Die Farbe Lila auch erstaunlicherweise der Figur noch eine Art Wandel und Veränderung zugesteht. Insofern überragt man hier schon moderne Denkweisen ganz gut.

Großes Schauspiel, eine visuelle Pracht und eine nette Geschichte. Wichtig wird ja in Hollywood gerne mal mit gut verwechselt und das ist Die Farbe Lila nicht. Er ist moderat und das liegt vor allem daran, daß das Werk – ob unbewusst oder bewusst – extrem denkfaul ist. Das tut weh, aber man kann ja immer noch einen Saufen danach. Und Gott ist tot, wie Nietzsche sagte.

Die Farbe Lila Bewertung
Bewertung des Films
610

Weitere spannende Kritiken

Constantine Kritik

Constantine Kritik

Poster Bild
Kritik vom 05.05.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
John Constantine (Keanu Reeves) kann er mit einer Gabe Halbblut-Engel und -Dämonen erkennen, die sich als Menschen tarnen und unter diesen leben. Ein Grund, warum er einen Selbstmordversuch unternimmt, der schiefläuft. Als beschließt er, die Polizistin Angela Dodson (Rachel Weisz), d...
Kritik lesen »

Auslöschung Kritik

Auslöschung Kritik

Poster Bild
Kritik vom 05.05.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Vor drei Jahren kam es zu einem Zwischenfall, in einem Gebiet, das nun als Area X bekannt ist. Nun soll die geheime Regierungsorganisation Southern Reach herausfinden, was in dem ehemals besiedelten Gebiet vorgefallen ist. Mehrere Expeditionen entsandt die Organisation dorthin, von denen nur ein Sol...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY