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Die Kinder des Fechters

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Prädikat: besonders wertvoll

Die Kinder des Fechters Kritik

Die Kinder des Fechters Kritik
0 Kommentare - 17.12.2015 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Estland, 1953. Das stalinistische System steht kurz vor seinem Zusammenbruch. Der Fechter Endel kommt in ein kleines, verschlafenes Städtchen am Meer, auf der Flucht vor den Schergen der russischen Polizei aus Leningrad, heute Sankt Petersburg. Die Stelle an der örtlichen Schule langweilt ihn, die konservativen Strukturen stoßen ihn vor den Kopf. Dann beginnt er, auch auf Wunsch seiner Schülerin Martha, einen Fechtclub anzubieten. Als er seinen autoritären Lehrstil ablegt und für die Schüler, vor allem für Martha und ihren Mitschüler Jaan, zu einer Art Vaterersatz wird, beginnt er sein neues Leben wertzuschätzen. Er lernt Kadri kennen, verliebt sich in sie und es scheint, als könnte er seiner Vergangenheit entfliehen. Bis der Fechtclub zu einem Turnier nach Leningrad fährt und Endel die Gefahr, in die er sich damit begibt, unterschätzt...

Klaus Härös auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte Die Kinder des Fechters über das Suchen nach einer Identität und die Flucht vor den eigenen Dämonen ist ein mehr als sehenswertes Filmdrama. Getragen vom grandiosen Schauspiel Märt Avandis, der seinem Endel eine beeindruckende Menschlichkeit und Authentizität verleiht, zeigt der Film ebenfalls die Zustände am Ende der stalinistischen Gewaltherrschaft. Die Kinderdarsteller Liisa Koppel (Martha) und Joonas Koff (Jaan) bilden einen brillanten Gegenpol zu dem aus der Großstadt kommenden Endel. Sie schaffen es, eine Wahrhaftigkeit in die Geschichte zu bringen, die den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Die ruhige Kameraführung und der unaufdringliche Score tragen ihr Übriges zu einem rundum positiven Gesamteindruck bei.

Trailer zu Die Kinder des Fechters

Klaus Härös Film erinnert deutlich an erfolgreiche Arthouse-Hits der letzten Jahre wie Die Kinder des Monsieur Mathieu oder Wie im Himmel. Hier wie dort ist es ein Außenstehender, der eine bestehende Gemeinschaft durch sein Erscheinen gründlich auf den Kopf stellt und ihnen durch die Vermittlung neuer Fähigkeiten den Horizont und die Welt öffnet - und das gegen den erbitterten Widerstand alter Machtstrukturen, die durch den Eindringling in ihrer Legitimation bedroht sind und sich dementsprechend heftig zur Wehr setzen.

Das Erzählmuster ist bekannt und vielfach erprobt, so hält der Film wenig wirklich Überraschendes parat, man ahnt, wohin die Reise der Fechtmannschaft und ihres Trainers gehen wird, und dass die Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen werden, überwunden werden können, wenn sie als Team zusammenwachsen. Die Kinder des Fechters ist ein liebenswerter Film, der die erprobten Erzählstrukturen seines Segments mit viel Können und inszenatorischem Geschick nur leicht variiert, niemals aber wirklich in Frage stellt. Zugleich aber geschieht all das mit erlesenen Bildern, einer exzellent und auf den Punkt komponierten Filmmusik, einer liebevollen Ausstattung und mit einem hinreißenden Darstellerensemble, das bis in die kleinste Nebenrolle hinein herausragend agiert.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Die Kinder des Fechters Bewertung
Bewertung des Films
810

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