Bewertung: 3.5 / 5
Die frustrierte Tess McGill (Melanie Griffith) fristet ein elendes Dasein als Sekretärin. Doch eines Tages wittert sie eine Chance, als ihre Chefin Katherine Parker (Sigourney Weaver) sich ein Bein beim Skiurlaub bricht. McGill nutzt die Situation geschickt aus, um ihre eigene Karriere voranzutreiben. Das heißt, sie tut sich mit dem Investmentbanker Jack Trainer (Harrison Ford) zusammen, um einen Handel abzuschließen. Doch die Situation wird kompliziert, als ihre Chefin plötzlich aus dem Krankenhaus zurückkehrt.
Wenn man den Titel, unter dem Die Waffen der Frauen in den hiesigen Kinos startete, mal einfach so außerhalb seines Kontexts betrachtet und durch den Kopf gehen lässt, dann bekommt man schnell den Eindruck, man würde sich hier mit einem Film der Vertreterin des Post-Feminismus Nancy Meyers befassen. Dabei ist das nicht so, wenngleich Mike Nichols hier einen Film inszenierte, der einerseits systemische Intelligenz aufweist, weil er auf gewisses Konkurrenzdenken und Arroganz in einer durchaus dubiosen Arbeitswelt hindeutet. Und andererseits ist da auch ein kleines Problem zu finden, daß man dem Film vielleicht nicht anlasten sollte, es aber definitiv kann. Denn tatsächlich ist ja die Frage, warum sich Figuren, die sich ja eindeutig, wie in diesem Fall ausstechen wollen, um Karriere zu machen, nicht dazu übergehen, zu hinterfragen, wogegen sie eigentlich kämpfen. Vielleicht spiegelt das aber auch genauso gut unsere Gesellschaft. Denn feministisch mögen diese beiden Frauen definitiv sein, aber sie befinden sich auch in einem Kleinkrieg gegeneinander, der eben dafür sorgt und vielleicht sogar stellvertretend dafür steht, daß der Feminismus in der breiten Gesellschaft nur durch Zwang erwirkt werden kann. Weaver spielt hier eine sehr hassenswerte Figur. Die zwar ab einem gewissen Punkt vertieft werden soll. Doch das kauft man ihr dann wiederum nicht ab.
Denn dafür hat die Figur zu diesem Zeitpunkt einfach schon ein paar Leichen zu viel im Keller. Retrospektiv ist klar, daß Die Waffen der Frauen vielleicht nichts ist, was irgendeine Besonderheit aufweist. Dafür ist Nichols auch zu sehr ein Regisseur des subversivem Filmemachens. Heute würde man vermutlich abverlangen, daß Frauen klar ausdefinieren, wie schlimm jene Zeit war und wie viel sie kämpfen mussten, um dort Fuß zu fassen. Wer ein wenig Ahnung von Gesellschaftsstrukturen und Geschichte hat, kann sich allerdings diesen Gedankengang selber herleiten. Die Frage, die sich im Falle des Werkes auf jeden Fall stellt, ist, ob er feministisch ist. Ein reißerischer Titel und eine Frau in der Hauptrolle sind ja nicht allein ein Merkmal für Feminismus. Sorry, Captain Marvel (2019). Es ist gar nicht so einfach diesen Film analytisch zu betrachten, weil er sehr subtil eine Welt in Szene setzt und eben auch eine Zeit, die seit langem vorbei ist. Man bekommt sehr schnell gute Laune, wenn man sich mit dem Werk befasst, weil er natürlich irgendwo durch seine charmante Inszenierung und Figuren, die man schlicht und ergreifend mag, oder eben verabscheut, als Komödie recht einfach gehalten ist. Dann gibt es eben den Versuch, der Figur Jack Trainer eine falsche Identität vorzugaukeln, oder eben auch die Auseinandersetzung mit dem Exfreund, Mick Dugan, der ein Problem mit der Unabhängigkeit seiner Freundin hat. All das gelingt Nichols tadellos, weil er eben nicht versucht, alles zu erklären, was da passiert, sondern einfach Szenen Szenen sein lässt.
Der Film ist dabei so schleichend und ruhig, daß man ihn durchaus als langatmig empfinden könnte. Und er wirkt an seiner Oberfläche eben auch nicht, wie Kino von Godard oder Fassbinder. Doch das ist eine herrliche Persiflage, die ebenso ihre Zuschauer schnell entlarven könnte, wenn man das alles genauso betrachtet, wie es dargestellt wurde. Dabei ist klar, daß der Film vor allem versucht, die Vergangenheit filmisch zu entlarven und so gesehen als eine Art Wiedergutmachung weiblicher oder besser gesagt nicht vorhandener weiblicher Perspektiven in Komödien vergangener Jahre fungiert. Gänzlich ohne Probleme kommt aber die Entlarvung von Rollenbildern und Klischees auch nicht aus. Denn ein betrügender Freund, der versucht seiner Freundin einzureden, daß das ja eigentlich nicht so schlimm wäre, ist ebenso ein Klischee. Und da muss man dann sagen, daß sich das zwar gekonnt gegen das Patriarchat wendet, aber eben auch modernerem Blickwinkel heraus auch nicht mehr genug ist, um dem etwas abzugewinnen. Andererseits ist ja auch die Figur von Harrison Ford durchaus wesentlich komplexer, insofern lässt der Film schon Zweifel daran, daß eben alle Männer Schweine wären. Es findet aber eben auch ganz unterschwellig statt. Damit ist gemeint, daß der Film Themen in den Raum wirft, die den Zuschauer irgendwie triggern und sie dann im Verlauf der Geschichte fast schon beiläufig, während einer ganz anderen Sache entkräftet. Das ist dann durchaus sehr herausfordernd, um dem zu folgen.
Unterschwellig muss man sagen, geht es natürlich in Die Waffen der Frauen auch um den Kapitalismus. Es ist eben eine Welt, die da gezeigt wird, die in ihrem Kern auch so verdorben ist und wo man sich fragt, was diese Figuren da eigentlich suchen. Natürlich schafft es Nichols da ganz einfach, seinen Figuren ein gewisses Charisma zu geben und diese zu entlarven, die eben unsympathisch sind, doch er ist da vielleicht hin und wieder eben versöhnlicher als Oliver Stone und Martin Scorsese in Wall Street (1987) oder The Wolf of Wall Street (2013). Dennoch muss man sagen, daß es eben auch nicht das Kernthema von Nichols Werk ist, sondern das Aufbrechen von Geschlechterrollen und das Erheben des Feminismus. Dadurch, daß der Film eben auch relativ intelligent das Konkurrenzdenken ins Zentrum rückt, kann man ihm diesen kleinen Schönheitsfehler auch wirklich verzeihen. Der Zeitgeist einer Welt im Wandel wird vielleicht auch selten so gut getroffen, wie in diesem Fall, weil da eben bestimmte Träume Formen annehmen, die man sich eigentlich so nicht erhofft hatte. Und dann wiederum trifft es eben auch so gut die 1980er, weil diese Figuren in all ihrem Treiben so modern, besser gesagt einen Hang dazu haben sich zu beweisen und der Film, die Gesellschaft darzustellen. Besonders sieht man das auch daran, daß die Figuren dann eben so etwas wie Fitnessstudios besuchen. Auch eben wieder ganz subtil, aber ehrlich. Und da unsere Zeit sich in Kultur, Struktur und selbst in ihren geopolitischen Konflikten sehr stark an den 1980ern orientiert, ist der Film vielleicht aktueller denn je.
Ein reißerischer Titel, der entlarvend sein kann, ist Die Waffen der Frauen aber dennoch mehr, als bloße Polemik. Ein Film, der ganz subtil unterhält und der nur vollends verstanden werden kann, wenn man zwischen den Zeilen liest. Das mag aus moderner Sicht heraus nicht so prickelnd sein und dennoch, das Werk ist aktueller denn je.
