Bewertung: 4.5 / 5
Ein Film den ich mir vor einiger Zeit fürs Kino vorgemerkt hatte taucht plötzlich bei Amazon Prime auf. Ich glaube dieser Streifen aus den MGM - Studios hätte sich auch bei einer weltweiten Kinoauswertung gut gemacht. „Dreizehn Leben“ erzählt die Geschichte der spektakulären Rettungsaktion, als 2018 dreizehn Menschen in einer überfluteten Höhle in Thailand eingesperrt waren. Die Methode selbst ist noch immer unglaublich. Neun Tage war die Welt ohne Lebenszeichen, dann wurden die Verschollenen entdeckt, ausgezehrt, aber unverletzt, in einem nahezu unzugänglichen Hohlraum im Inneren des Bergs. Das Problem ist, als Zuschauer weiß man natürlich zu jeder Sekunde, wie die Geschichte ausgeht, das Ende ist also bekannt, aber die Umsetzung ist gelungen, so dass über fast zweieinhalb Stunden kein Leerlauf stattfindet. Hollywood-Regisseur Ron Howard verschafft den Ereignissen in jeglicher Hinsicht ein sehenswertes Filmdenkmal. Fast nebenbei tauchen Schauspieler wie Colin Farrell, Joel Edgerton oder Viggo Mortensen auf und geben dem Drama einen dokumentarischen Erzählstil. Die Hollywoodstars müssen sich die Leinwand mit sehr vielen Akteuren teilen, denn alle, die wichtig waren, sollen vorkommen: die Jungs, ihr Trainer und ihre Eltern, der pflichtbewusste Gouverneur der den Einsatz leitete, die thailändischen Marinetaucher, die am Ende Tote in ihren Reihen zu beklagen hatten, der Ingenieur, der mit den Einheimischen zusammen unermüdlich Entwässerungsrohre verlegte, ja selbst die Bauern, die freiwillig der Überflutung ihrer Felder und dem Verlust ihrer Ernte zugestimmt haben. Ron Howard präsentiert dabei keinen typischen Katastrophenfilm. Die konzentrieren sich normalerweise auf die Menschen, die in der Situation gefangen sind, viel Zeit wird verwendet, um die Personen vorzustellen, damit das Publikum auch richtig mitfiebern kann, schließlich braucht es einen Anlass, um jemandem die Daumen zu drücken. Hier wird der Fokus jedoch auf die Retter, aber auch auf die Einheimischen gelegt, die alles daransetzen, zu helfen. Denn die Stärke von “Dreizehn Leben” liegt darin, dass die Verfilmung des Höhlen-Dramas vor allem eines zeigt: Welche Wunder Menschen vollbringen können, wenn sie ihre Kräfte und Expertise bündeln. Die Spannung besteht gerade darin, dass bis zur letzten Sekunde alles schiefgehen könnte. Die Herzschlag-Momente, in denen es um Leben und Tod geht, sind atemberaubend. Eine Atemluft-Flasche, die sich fatal zwischen Felsen verhakt, ein Führungsseil, das der Hand eines Tauchers im trüben Höhlenwasser entgleitet, die Atemgeräusche eines Kindes unter der Tauchermaske, die plötzlich aussetzen. Beklemmend sind auch diejenigen Szenen des Films, in denen die Taucher versuchen, sich unter Wasser einen Weg durch das trübe Wasser zu bahnen, durch die teilweise nur schulterbreiten Tunnel zu schwimmen und dabei auch noch einen der zu rettenden Jungen wohlbehalten aus der Höhle zu befördern. Das sich Howard nicht scheut zu beleuchten, welche psychische Belastung die Mission für die Rettungskräfte darstellt, ist dem Film daher hoch anzurechnen. In einer besonders bewegenden Szene, bittet Colin Farrells Figur John um einen kurzen Moment, um sich zu fangen, nachdem die Atmung seines Schützlings kurz ausgesetzt hatte. In einer anderen bricht Chris, der jüngste Taucher im Team, in Tränen aus, nachdem es auch bei seiner Bergung zu Komplikationen kam.
Höhlentauchen, daran lässt dieser Film keinen Zweifel, ist etwas völlig anderes als Tauchen in weitreichenden Gewässern, die starken, teilweise unberechenbaren Strömungen und sogenannte Sturzfluten machen eine realistische Risikoeinschätzung bei Tauchgängen nahezu unmöglich. Ein einziger Tauchgang umfasste circa 6 Stunden. Bei Ron Howard spürt man wie schon in seinem gar nicht so unähnlichen Weltraum-Rettungsfilm "Apollo 13" einen Respekt vor der Wirklichkeit menschlicher Leistungen und Erfahrungen. "Dreizehn Leben" ist ein Film, der es schaffte, mich zu fesseln, er ist unfassbar spannend – auch wenn mir der Ausgang des Geschehens bekannt war. Ein Hervorragend gemachter Katastrophenfilm, der sich auf die Rettungsversuche konzentriert und vor allem sehr gut verdeutlicht, wie schwierig die Fortbewegung durch das überflutete Höhlensystem war. Was außerdem positiv auffällt, die eigentlichen Hauptdarsteller des Films, Colin Farrell, Joel Edgerton und Viggo Mortensen halten sich sehr zurück, spielen sich nicht in den Vordergrund, große Klasse. Meine Top 10 Liste der besten Filme 2022 bekommt einen neuen Eintrag.