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Er ist wieder da

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Er ist wieder da Kritik

Er ist wieder da Kritik

Er ist wieder da Kritik
0 Kommentare - 08.01.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Er ist wieder da" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Im Jahr 2014 erwacht Adolf Hitler (Oliver Masucci) nach Ende des Zweiten Weltkrieges inmitten von Berlin. Schnell zieht er die Aufmerksamkeit der Menschen der Stadt auf sich, und als er behauptet, der echte Adolf Hitler zu sein, will ihm niemand glauben. Als die Fernsehproduzenten Christoph Sensenbrink (Christoph Maria Herbst) und Fabian Sawatzki (Fabian Busch) von dem Mann erfahren, planen sie mit ihm ein Comedy-Format. Schnell schafft es Hitler in der Gunst der Senderchefin Bellini (Katja Riemann) zu steigen und lernt mithilfe des Internets alle wichtigen Informationen über die Gegenwart.

„Was wäre wenn...?" ist eine der spannendsten und zugleich erwartbaresten Phrasen, denen sich auch das Kino nicht verschließen kann. Viel zu aufregend ist doch die Debatte um die verdrehte Darstellung geschehener, wie erwarteter Ereignisse in dieser Welt. Sicherlich haben sich auch genügend Philosophen, Historiker, wie auch ganz einfache Leute bereits die Frage gestellt, was wäre eigentlich, wenn Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte. Nun ist das nicht zwingend das Anliegen von der Literaturverfilmung des Skandalromans Er ist wieder da. Sondern viel mehr die Frage, ob unsere Zeit einen Hitler einfach so hinnehmen würde, oder eben nicht. Gut, im Kern geht die These dann doch ein wenig weiter und skizziert die Zeit des politischen Pulverfasses mit einem schleichenden Horrorszenario, daß zu erschrecken weiß. Doch zu Beginn entwickelt sich die Geschichte wie eine klassische Fish Out Of Water-Geschichte, die tatsächlich Adolf Hitler zu ihrem Protagonisten macht. Natürlich verwundert und zugleich aus der Zeit gefallen, beobachtet der Zuschauer hier das Handeln einer Persönlichkeit, in einer weltfremden Umgebung. Wenn Hitler zur Reinigung geht, oder das Internet erforscht, dann hat das zunächst einmal einen tatsächlich unterhaltenden Charakter zu sich. Gleichwohl wäre vermutlich auch jede andere Person aus einer fremden Zeit, in unserer heutigen Gesellschaft, sicherlich für sehr viele Lacher verantwortlich. Dennoch schafft der Film es tatsächlich Hitler zu seiner Hauptfigur zu machen.

Trailer zu Er ist wieder da

Ob das jetzt allerdings eine großartige Errungenschaft ist, sei tatsächlich dahingestellt. Viel eher versucht sich diese Gesellschaftssatire in dem ein oder anderen Moment ganz schleichend noch als Mediensatire, die hier den Wegbereiter für Hitlers erneuten Aufstieg anbahnen. Das ist insofern ein zweischneidiges Schwert, weil der Film einerseits die absurde und nicht mehr zu greifende Macht der sozialen Medien anprangert, auf der anderen Seite aber auch stellenweise für sie wirbt. So tauchen hier wahllos vermeintliche Pseudoprominente auf, die dann ihre Zuschauerschaft über die Rückkehr von Hitler informieren. Witzig ist das tatsächlich, weil der Film Spielraum lässt, wie die gezeigten Internetphänomene um Dagi Bee, Freshtorge, Robert Hofmann und Joyce Ilg zu deuten sind. Denn letztlich fungieren die Vertreter der Plattform hier nur als Informanten über die Rückkehr der Person und fügen sich damit auch nahtlos in die Medienkritik, die auch zentraler Punkt der Geschichte ist. Ohnehin sollte man sich die Frage erlauben, warum denn Reality-Phänomene wie YouTuber sich heimlich in den deutschen Film schleichen. Doch das ist vermutlich ein anderes Thema, welches tatsächlich auch eines der Kernthemen von Fack ju Göhte 2 (2015) war und die Frage dahingehend klären sollte. Doch klar bleibt, daß Showgeschäft im Film, ist Wegbereiter des Faschismus, insofern nehmen auch diese Kultfiguren der Plattform YouTube einen Anteil daran.

Überdies möchte der Film auf Teufel komm raus eine semi romantische Liebesgeschichte etablieren und der eigentliche Film, beginnt aber der Hälfte zu schleppen.. Auch diese erinnert zu Teilen stark an das Fack ju Göhte-Konzept und wird indes auch von einer unglaublichen Dysbalance der Figuren getragen. Nach dem Motto: Gegensätze ziehen sich an, ist der Zuschauer hier der Aufsichtslosigkeit der Produzenten ausgesetzt und muss diese ach so liebreizende Schmonzette dann ertragen. Daß Komödien mit Stereotypen spielen, ist natürlich ein in sich festes Gesetz, um auch Kritik äußern zu können, dennoch ist die Figurenzeichnung dermaßen klischeehaft und hat in dieser Konsequenz auch keinen tieferen Sinn, weil die Geschichte auch so funktionierte. Viel eher will man hier den Anschein erwecken, neben dem Twist, auch einen weiteren zu etablieren. So entpuppt sich gerade die Freundin des freien Mitarbeiters Fabian Sawatzki als Jüdin. Daß Hitler natürlich Juden umbringen ließ, dürfte sicherlich kein Geheimnis sein, doch ebenso ist es auch keine Erkenntnis, aus der Glaubensrichtung der Figur ein Geheimnis zu machen, nur um damit im Endeffekt den zur gleichen Erkenntnis wie Jojo Rabbit (2019) zu kommen: Hitler war ne Dreckssau! Dadurch nutzt sich leider auch der satirische Effekt ein wenig ab, weil man nach ungefähr zwanzig Minuten erahnen wird, wohin denn die Reise geht.

Indessen muss man dem Film zugutehalten, daß er versteht, wo seine eigenen Grenzen liegen. Es gibt hier weder ein versöhnliches Statement in Richtung Faschismus, noch werden Dinge beschönigt oder heruntergespielt, wie es auch in Kreisen der Tagespolitik, aber auch dem gesellschaftlichen Leben bereits passiert. In solchen Momenten schafft der Film es, seine Subtexte und seine Botschaft konsequent zu transportieren, weil er Pietät wahren kann. Es gibt nämlich tatsächlich Grenzen. Sicherlich sind diese subjektiv, weil auch Kunst zumindest das Recht hätte, diesen Rahmen zu sprengen. Doch das tut der Film glücklicherweise in meinen Augen nicht. Viel mehr ist es ein beklemmendes und unruhiges Gefühl, daß sich zwischen den Zeilen transportiert. Nun ist Regisseur David Wnendt nicht unbedingt ein Meister seines Faches und gibt inszenatorisch eine TV-Produktion ab, dennoch hat der zugrunde liegende Text genug Inhalt, sodass dieser nicht vollkommen zerstört wird. Im Zuge der Darstellung von Influencern und anderen öffentlichen Personen im Film, kann der Film auch ganz offene Nazis großartig zur Schau stellen, weil diese sich in bester Heute Show-Manier dermaßen selbst zur Schau stellen, daß es fast unheimlich ist, wie minderbemittelt man tatsächlich sein kann. So sind Szenen während der Fußball-WM oder auch als Porträtmaler tatsächlich so gedreht worden, und zeigen auf, wie schamlos dümmlich sich kleingeistige Deutsche entpuppen.

Richtig unheimlich wird es dann, wenn der Film einen Ausblick wagt, wohin sich dieses Land, aber auch im speziellen Europa durch den anbahnenden Rechtsruck entwickeln könnte. Schließlich sind schamlose, rassistische Übergriffe heute keine Ausnahme mehr und der Film schafft es dabei eben sehr schnell von Satire zu ernster Realität umzuschwenken, ohne dabei tatsächlich etwas von seinem Glanz einzubüßen. Hier funktioniert die Regie dann doch ein wenig und zeigt in Er ist wieder da, daß Problem, was nun mehr und mehr Teil des Lebens wird. Großartig wird das alles vor allem von Hauptdarsteller Oliver Masucci getragen, der eine dermaßen einnehmende Darstellung bietet, die alles andere in den Schatten stellt. Zwar sind die Schauspieler allesamt passabel, wenngleich einige Rollen triefendes Klischee bleiben, dennoch lebt der Film eben durch seinen Hauptdarsteller. Besonders Fabian Busch bekommt mit seiner Figur in im Marty McFly-Cosplay zu wenig zu tun, und muss sich der übergeordneten Satire beugen.

Auch wenn die Welt einige Zeit älter scheint, so ist sie in keinem Fall gereifter. Er ist wieder da könnte noch mehr den Finger in die Wunde legen, und würde dadurch vermutlich einer der zeitgemäßesten Satiren blieben, so aber will der Film zu viel, bietet aber zu wenig. In vielen Momenten kann er dennoch entlarvend und hat einen grandiosen Hauptdarsteller, auch der Weg über die Werbeindustrie und das Fernsehen als Wegbereiter für den Faschismus ist eine konsequent, durchdachte Schablone unserer Zeit.

Er ist wieder da Bewertung
Bewertung des Films
710

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