
Bewertung: 2.5 / 5
Beth (Lily Sullivan) reist nach L.A., um dort ihre Schwester Ellie (Alyssa Sutherland) zu besuchen. Sie freut sich auf Ellie und ihre drei Kinder. Die Familie lebt in einer runtergekommenen Wohnung. Dort gibt es ein seltsames Buch, daß unter den Mauern verdeckt wurde. Als sie das Buch finden, werden böse Mächte heraufbeschworen und manifestieren sich in Albträumen.
Als Kind zwischen sechs und neun Jahren ist der Jahrmarkt für viele mit Sicherheit der ideale Ort. Ganz viel leuchtendes, lautes Getöse und die schier unendlichen Möglichkeiten, sein Geld zu verprassen. Wenn man wagemutig ist, dann kommt man da sicherlich an ein Geisterhaus. Wahlweise mit so semi witzigen Namen versehen und wenn man dann so ein paar Minütchen da durch watschelt, kommt aus irgendeiner versteckten Tür eine vermummte Gestalt und macht „Buh“. Für einem kleinen Kind das Herz in den Magen und dann ist es auch schon wieder vorbei. Nun gibt es jenes Phänomen auch seit jeher im Film und unter dem Titel des Jump-Scares werden recht manipulative Ideen gestreut. Man muss sich das nur mal vorstellen. Immerhin benutzen Filme da eine ganz einfache Masche, um den Herzschlag zu erhöhen. Das entsteht nicht aus Grusel, sondern daraus, daß der Puls durch laute Töne und schnelle Schnitte, wie auch Wahrnehmungsbeeinflussung in Bildern stark manipuliert wird. Das ist nicht gruselig, sondern ein fauler Trick eines Jahrmarktes. Und genau in dieser lächerlichen, pseudo-gruseligen Tradition steht Evil Dead Rise. Was sind wir doch gruselig und innovativ, wenn wir die Waldhütte aus dem Originalfilm Tanz der Teufel (1981) durch ein Hochhaus in der Stadt austauschen. Nun, sicherlich, für den ein oder anderen mag das genügen. Aber mehr als bloße Behauptung bleibt das Konzept nicht.
In seiner ekelerregenden Atmosphäre, die durch Bilder voll Dunkelheit und Tristesse transportiert werden, zeichnet Evil Dead Rise sich vor allem dadurch aus, daß man nicht zu viel nachdenken sollte. Allgemein ist es doch ein wenig fragwürdig, daß sich zum Beispiel Danny, als total cooler Jugendlicher für ein Buch aus der Mottenkiste interessieren soll. Ja, jetzt kann man natürlich auch darüber streiten, ob das Nitpicking ist. Doch ehrlich gesagt, geht es auch in gewisser Weise um Authentizität und die Vorstellung, daß diese jungen Menschen sich für alte Medien und Dinge interessieren, erscheint mir doch recht albern. Denn immerhin lassen Studien und Beobachtungen doch eher die Meinung zu, daß die Aufmerksamkeitsspanne und das Talent, sich mit Dingen zu befassen, abhandengekommen ist. Damit ist hier aber auch schnell der Eindruck im Raum, daß Evil Dead Rise ein wenig anachronistisch daherkommt. Immerhin wird hier mit einem gruseligen Buch argumentiert, während noch dazu billige, inszenatorische Kniffe angewendet werden, um dem Zuschauer ein Zucken zu entlocken. Doch die Frage bleibt abseits der fragwürdigen Entscheidungen, die man in Kauf nehmen oder es einfach mal lässt, was denn nun eigentlich der eigentliche Appeal von Evil Dead Rise ist. Nun, ehrlich gesagt konnte man schon anhand der Werbekampagne erahnen, daß der Film sich in irgendetwas dummen verlieren würde.
Trailer zu Evil Dead Rise
Und so ist es auch, denn thematisch handelt Evil Dead Rise das einzige Thema ab, das Leute scheinbar noch abholen kann. Es geht hier um die Familie und im Besonderen die Mutterfigur. Nun, der Schock für den Zuschauer ist eigentlich nicht gegeben, weil anhand der Entwicklung der Geschichte, aber auch schon im Vorhinein zum Film klar ist, daß es hier eben um eine besessene Mutter geht. Alleinerziehend, in irgendeinem Haus und dann hält sich der Film glücklicherweise auch nicht allzu lang damit auf, diese Figuren zu charakterisieren. Es folgt ein Gemetzel, während sich die biologische Mutter in eine Tötungsmaschine verwandelt und die Tante, zur eigentlichen Mutter aufsteigt. Man kann sagen, daß hier der Beschützerinstinkt von Eltern oder eben Erwachsenen im Fordergrund steht. Unterdessen kommt eben der Kontrast aus dem Terror, daß die eigentliche Mutter, also die Erzeugerin den Kindestod wünscht. Natürlich nur aufgrund des magischen Buches. Wuhuhuhu, sei schockiert. Bla, bla, bla. Evil Dead Rise grenzt inhaltlich an Arbeitsverweigerung und befindet sich tatsächlich auf einem Niveau eines Fast & Furious-Films. Und das als solches wäre kein Problem, wenn man eben nicht so täte, als wären die gezeigten und blutigen Bilder so besonders skandalös. Ehrlich gesagt ist das nämlich äußert lächerlich. Immerhin hat man als Zuschauer schon wesentlich blutigere Filme und auch wesentlich tiefsinnigere Filme gesehen. Zumal der Film hier so wirkt, als sei die Gewaltspirale tatsächlich das eigentliche Kunstwerk. Doch Gewalt ohne Substanz ist halt am Ende des Tages immer noch Gewalt ohne Substanz. Da können Werke wie Blutgericht in Texas (1974) oder John Wick (2014) künstlerisch mit weitaus mehr aufwarten.
Etwa ab der Hälfte der Geschichte passiert da auch inhaltlich im Sinne des Plots, aber auch mit den Figuren und ihrer Bedeutung eigentlich nichts mehr. Stattdessen reiht Regisseur Lee Cronin die üblichen, dummen Szenen einer Horror-Geschichte aneinander. Wir teilen uns auf. Wir stehen da und du da. Wir sind kein wir. Wir erschrecken uns, weil mal irgendwas durchs Bild läuft und so weiter und so fort. Das führt sogar zu unsäglich dummen Szenen. So wenn etwa das kleine Mädchen alleine an der Haustür steht und aus absurden, irrationalen Gründen der Mami die Tür öffnet. Ja, hier mal nach dem „Warum“ zu fragen, würde den ganzen Spaß vermutlich zermürben und das hat es auch im Endeffekt getan.
Mami war sehr böse. Das ist kein Spruch aus einem billigen Porno, oder dem Dirty Talk zwischen Boomern, sondern viel eher die Zusammenfassung von Evil Dead Rise. Über Familie, mit Familie, wegen Familie, zur Familie, von Familie und all dieser Quatsch, den Leute vermeintlich für Kunst halten. Es ist die absonderliche Abhandlung der Banalität, die nie zu irgendeinem Punkt kommt und darüber hinaus, zwar gut inszeniert ist, aber auch in Sachen Horror auf ganz altbackene und oberflächliche Dinge setzt.
