Bewertung: 2.5 / 5
Hin und wieder zirkuliert ein Film, der angeblich alle Grenzen überschreitet und die Zuschauer fassungslos in ihren Kinosesseln zurücklässt. Ankündigungen dieser Art werden oftmals zu Werbezwecken eingesetzt, um die Neugierde bei potenziellen Zuschauern noch weiter zu steigern. "A Serbian Film" allerdings wird zweifellos seinem Ruf gerecht. Der Skandalfilm von 2010 war in Deutschland beim Filmfest Hamburg zu sehen. Kein anderer Film der letzten Jahre wurde so kontrovers diskutiert; nicht zuletzt aufgrund von drastischen Szenen von Sex und Gewalt bei denen auch oftmals Kinder involviert sind. Der Film handelt von dem Pornostar Milos. Dieser erhält eines Tages ein seltsames Angebot für eine Rolle in einem mysteriösen neuen Film des Regisseurs Vukmir. Milos wird weder mit der Story noch anderen Einzelheiten vertraut gemacht. Er hat keine Ahnung auf was er sich da eingelassen hat. Doch schon kurz nach Drehbeginn geraten die Dinge zunehmend außer Kontrolle und Milos findet sich bald in einer Art Snuff-Film wieder. Der Film blickt in tiefe seelische Abgründe. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die Seelen der Charaktere, sondern um die des Regisseurs und des Drehbuchautors. Diese projezieren hier sämtliche anstößig-abstoßende Gewaltfantasie auf die Leinwand, die man sich vorstellen kann. "A Serbian Film" ist vielleicht das extremste Stück Film, das momentan zu finden ist, zumindest ist er ganz oben mit dabei. Überraschend dabei ist aber, dass der Film handwerklich kaum Mängel aufweist. Kamera und Bildkomposition sind von hoher Qualität und auch die Darsteller machen größtenteils einen guten Job. Auch sei erwähnt, dass der Film nicht ausschließlich aus Brutatlitäten besteht, sondern tatsächlich eine Story erzählt; mal ganz abgesehen von deren inhaltlicher Qualität. So schafft es der Film über weite Teile eine sehr beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Ein paar Dialogsequenzen sind jedoch unfreiwillig komisch und auch einige wenige total übertriebene Momente zerren gelegentlich an der düsteren Grundstimmung des Films und hegen Hang zur Lächerlichkeit. Trotzdem schafft es der Film auf voller Linie zu schockieren und zu verstören. Fragen wurden laut, ob solch ein Film eine Existenzberechtigung hat und das zurecht. Mindestens eine Szene geht hier doch eindeutig zu weit, vorallem da der Film jeder Substanz und Relevanz entbehrt. Der Regisseur proklamiert zwar, es handle sich dabei um eine Gesellschaftsparabel (im Stile von Passolinis "120 Tage von Sodom"), die das Leiden des unterdrückten serbischen Volkes darstelle, aber es bedarf beim Anblick der höchst expliziten (sexuellen) Gewaltdarstellungen viel Fantasie und Wohlwollen, um hier (fundierte) Kritik herauszulesen. Auch wenn der Film von manchen Kritikern als mutiges Meisterwerk gehandelt wird, hat es eher den Anschein, dass man intentional versucht hat, den Skandalfilm des Jahrzehnts zu schaffen. In diesem Sinne scheint der Film jedenfalls erfolgreich gewesen zu sein. Das Finale des Films - die letzte Viertelstunde - bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis. Auch wenn die "Überraschung" etwas vorhersehbar ist, ist das Resultat nicht minder effektiv. Wer es dann bis zum dröhnenden Soundtrack während des Abspanns geschafft hat, kann sich freuen, das Ende erreicht zu haben und fühlt sich vielleicht auch erinnert an Hanekes "Funny Games". Auch "A Serbian Film" muss - neben allen anderen - mit Vorwürfen von Voyeurismus/Sensationalimus leben. Mit einem DVD-Release in Deutschland war eigentlich aufgrund strafrechtlicher Bedenken nicht zu rechnen. Dennoch ist mittlerweile eine Fassung im Umlauf - allerdings über 13 Minuten gekürzt und von nahezu sämtlichen Gräueltaten befreit. "A Serbian Film" ist eine gut inzensierte, tabulose Gewaltorgie ohne Tiefgang. Hartgesottenste Horrorfans mögen hier einen Reiz sehen und man muss eingestehen: als - zugegebenermaßen - sehr kranker Torturestreifen für ein sehr spezielles Publikum funktioniert "A Serbian Film". http://eliasandthemovies.blogspot.com/
A Serbian Film Bewertung