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Full Metal Jacket

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Full Metal Jacket Kritik

Full Metal Jacket Kritik

Full Metal Jacket Kritik
0 Kommentare - 24.08.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Full Metal Jacket" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Unter der wachen Führung des Gunnery Sergeant Hartman (R. Lee Ermy) werden die jungen Gefreiten J. T. Davis „Private Joker“ (Matthew Modine), Leonard „Private Paula“ Lawrence (Vincent DOnofrio) und Private Cowboy (Arliss Howard) für den Krieg in Vietman ausgebildet. Doch Hartman bildet die jungen Männer mit eiserner Hand aus und führt sie an den Rand des erträglichen...

Für kaum ein Thema gab es im Zuge der späten 1970er und folgenden 1980er Jahre mehr Aufmerksamkeit, als für den Vietnamkrieg. Ein Krieg, der nicht unumstritten war und natürlich auch im vermeintlich linkeren Hollywoodsystem den Zorn großer Künstler auf sich brachte. Man muss da nur ein wenig überlegen und kann aus dem Stegreif sofort eine umfangreiche Anzahl von Filmen, die sich direkt oder indirekt mit diesem traumatischen Erlebnis befassen, nennen. Filme wie Apocalpyse Now (1979), Good Morning Vietnam (1987), Platoon (1986), Taxi Driver (1976), Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986) befassten zumeist kritisch mit der amerikanischen Haltung zum Thema Krieg und förderten einige große Skandale und wichtige Diskurse zur Kriegstreibung hervor. Letzterer ist hier ausgenommen, in der Vita der Vietnamfilme aber keineswegs unbedeutend. Für Stanley Kubrick war das Thema Krieg ebenfalls immer eines, welches seine Filmografie begleitete und in seinem vorletzten Werk befasste auch er sich mit dem Thema Vietnam und förderte damit vielleicht den massentauglichsten seiner Filme zutage. Dabei darf allerdings die Frage gestellt werden, ob denn Full Metal Jacket eigentlich etwas Konstruktives zur Debatte beträgt, denn nicht umsonst wirft man dem Film auch heute noch vor, irgendwie obsolet zu sein. Der Grund dafür liegt ganz klar auf der Hand. Denn während der Krieg schon einige Jahre auf dem Buckel hatte, schien auch das Kino durch die unterschiedlichsten Perspektiven auf Individuen in Platoon (1986) und Ästhetik wie Psychologisierung von Gewalt in Apocalypse Now (1979) eigentlich die wesentlichsten aller Aspekte dieses Konfliktes abgehandelt zu haben.

Dabei ist Full Metal Jacket auch für Kubrick-Verhältnisse ein etwas anderer Film. Zwar findet sich auch hier ein starker Zynismus, wie auch schwarzer Humor, den er schon Uhrwerk Orange (1971), oder auch Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben (1964) an den Tag legte. Doch insgesamt bleibt bei diesem Film immer ein starkes Gefühl der Häufigkeit. Damit ist vor allem gemeint, daß sich dieser Film wie ein sehr konventionelles Werk anfühlt und auch dem Spannungsbogen nie so wirklich gerecht werden kann. So scheint gerade die zweite Hälfte sich eher dem klassischen Kriegstreiben und der Gewalt zu verschreiben. Dabei wirkt es so, als wolle Kubrick irgendwas Interessantes oder neues aus dieser ziehen. Doch gelingen will das nicht, gerade weil etwaige wirkliche Kriegsfotografien, wie auch das Kino wirklich jede Form von Bild produziert hat, die man nur produzieren kann. Es schockiert nicht, weil auch der Film den Irrsinn zur Farce macht. Besonders im ersten Teil möchte Kubrick diesen Film quasi als groteske Komödie verstanden wissen, nur um dann dem Zuschauer den Spiegel vorzuhalten. Dafür ist natürlich ein gewöhnlicher und polemischer Drill-Seargant wie Hartman prädestiniert, weil auch sein Schauspieler dahingehend eigene Berufserfahrung hatte. Witzig ist das und es soll irgendwie nicht witzig sein. Es verwirrt und man überträgt das dann unweigerlich auf eine zeitgenössische Welt. Aber subtil geht in jedem Fall anders.

Im Prinzip bedeutet Full Metal Jacket ein wenig die Dualität des Seins. Dahingehend ist Kubrick ehrlich, weil er die ewigen Widerstände des Menschseins gekonnt und sarkastisch reflektiert. Wenn Soldaten mit Peace-Symbol auf dem Helm in den Krieg ziehen, dann soll das Protest sein und in diesen Momenten merkt man, daß man das nicht trainieren kann. Der Krieg ist nichts, wofür es eine adäquate Ausbildung geben könnte. Auch hier ist wieder der Zynismus zu finden. Doch so kalt wie es der Krieg ist, entpuppen sich die Menschen dahinter nicht. Denn das Individuum stellt hier zur richtigen Zeit die richtigen Fragen, indem die Kriegshandlung inmitten des Irrsinns nicht nur symbolisch, aber auch wörtlich infrage gestellt wird. Da nutzt sich im Film leider so ein wenig die Wirkung ab, weil der Film ab da auf nichts mehr hinaus möchte, als der Tatsache, daß Krieg nun mal schlecht ist. Interessant ist die Rolle der Menschen hier nicht zwingend, aber es ist eine wichtige Aussage im Hinblick auf die Autonomie trifft. Man solle selber entscheiden. Interessanterweise scheint Kubrick Gewalt auf zwei Ebenen zu betrachten und mahnt sich nicht an, dies zu werten. Denn während gerade der erste Teil von regelrechtem Psychoterror mit emotionalem Missbrauch am Mensch berichtet, der in einer Entmenschlichung mündet, zeigt sich auch, daß die Individuen im Kampf trotz Waffenerprobung total aufgeschmissen sind. Ein Grund dafür scheint auch die Kalkulation der Militärführung und das eigentliche Desinteresse am Krieg als Handlung in Amerika zu sein.

Ein Grund, warum Full Metal Jacket in der Rezeption und Verwertung häufig am erträglichsten für Zuschauer scheint, ist neben der Absurdität der Dialoge auch der direkte Bezug auf die Popkultur. Auch hier gibt es keine Subtilität, wenn von Mickey Maus-Scheiße gesprochen wird. Doch dahingehend kann man Kubrick sogar recht geben, weil es für sowas keine Subtilität braucht. Zumindest, wenn man ohnehin den Krieg zur Schau stellt. Dabei steht vor allem die Gegenüberstellung in Vordergrund und auch das Überlegen, ob nun Mord in dieser speziellen Situation auch Mord ist, oder eben nicht. Auch das sind aber Fragen, die man gesellschaftlich so dermaßen durchdiskutiert hat, daß man damit bei Stock und Stein ankommt, wenn man weiter darüber nachdenkt. Interessant ist der Wandel eines Private Joker natürlich dafür auch, wenn er zunächst noch an die eigene Moral gebunden ist und dann vom Krieg total übermannt wird. Dabei löst der Film aber auch ein Problem aus, an welchem er in dieser Überlegung nie vorbeigekommen wäre, er macht diese Figur so ungreifbar zum Schluß. Ähnlich wie alle Figuren eigentlich unnahbar werden, die in diesem Irrsinn eine Mission für höheres Wohl sehen. Man kann nicht anders, als Gewalt in jedweder Form zu missachten, was einerseits das Ziel Kubricks war, aber er verliert sich dabei zu schnell, weil ab dem zweiten Akt komplett das Interesse verloren gegangen ist.

Das sorgt natürlich in der Figurenkonstellation für großes Aufsehen, weil das schauspielerisch brillant gelungen ist. Ob Matthew Modine als Spaßmacher der Gruppe. Ob R. Lee Ermey als sadistischer Ausbilder, aber auch gerade Vincent DOnofrio als Private Paula sind großartig. Wie sie die Psyche der Figuren so grotesk nach Außen tragen, ist brillant, weil es hier kein Verstecken mehr geben muss. Die Figuren können das Bestialische in ihrem Inneren ausleben, was dabei natürlich auch so ein wenig jeden anderen Menschen widerspiegeln soll.

Zum Ende von Full Metal Jacket muss man immer wieder feststellen, daß der Film dem Krieg nichts mehr hinzuzufügen hat, was andere Werke zuvor nicht schon getan haben. Klar ist er noch eine Spur absurder und grotesker, doch das sind Bilder, die man sich auch hätte so vorstellen können, wenn man sich mit Kriegsheimkehrern auseinandersetzt. Unterdessen unterhält der Film und ist dabei sehr schmerzhaft auf eine gute weise. Er wühlt mit dem Finger in der Wunde und zeigt zudem phantastisches und absurdes Schauspiel zugleich.

Full Metal Jacket Bewertung
Bewertung des Films
710

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