Anzeige
Anzeige
Anzeige

Good Will Hunting

Kritik Details Trailer News
Genies sind nicht immer wahnsinnig und Therapeuten nicht immer weise...

Good Will Hunting Kritik

Good Will Hunting Kritik
2 Kommentare - 25.02.2011 von BlackSwan
In dieser Userkritik verrät euch BlackSwan, wie gut "Good Will Hunting" ist.

Bewertung: 5 / 5

GOOD WILL HUNTING (1997) - eine Entwicklungsgeschichte, ein Psychogramm und der Kampf um "das Recht der Seele, zu atmen".

Das zweifach oscar-prämierte Filmwerk (Bestes Drehbuch, Bester Nebendarsteller) unter der Regie von Gus Van Sant wirkt bis heute polarisierend: die einen lieben den Film, andere finden ihn"strunzlangweilig" und bei aller guten Darstellung visuell platt, die einen mögen das Facettenreiche des Films, die anderen sehen eine schwache Story mit einem Mix aus übereinandergelegten Klischees und zweifelhaften Botschaften.

Zur Geschichte:

Will Hunting (Matt Damon) haust in einer runtergekommenen Bude in South Boston und wischt die Flure im Institute of Technology in Cambridge. Wenn er nicht gerade arbeitet, trifft er sich mit seinen Freunden Chuckie (Ben Affleck), Billy (Cole Hauser) und Morgan (Casey Affleck) zu diversen Saufgelagen oder zum Baseball - und nicht selten ist der 20jährige aus nicht gerade behüteten Verhältnissen Inszenator derber Schlägereien.

Eines Tages löst Will in besagtem Institut eine mathematisch knifflige Aufgabe, die Prof. Gerald Lambeau (Stellan Skarsgard) für seine Studenten auf einer Tafel im Flur ausgeschrieben hat - und wird dabei von eben diesem Professor inflagranti erwischt. Die eigentlich angedachte Zurechtweisung verwandelt sich in Staunen, als Lambeau feststellen muss, dass Wills Krikelkrakel die korrekte Lösung der Aufgabe darstellt. Im Handumdrehen schwingt Lambeau sich zum Förderer des unverhofft entdeckten Mathe-Genies auf - doch sein angedachter Zöglin spielt nicht mit. Erst, als eine weitere Vorladung vor Gericht mit Strafsitzungen bei Therapeut Sean Maguire (Robin Williams) endet, sieht Lambeau eine Chance, ihn doch noch als neuen Stern am Mathehimmel erglänzen zu sehen - denn Sean ist ein alter Jugendfreund von Lambeau. Und soll Will natürlich "auf die rechte Bahn", wie Lambeau sie Wills Potential entsprechend vorzeichnen will, bringen... doch Will hat eigentlich nur eins im Kopf - seine frisch gebackene  Romanze zu Skylar (Minnie Driver), einer Biologie-Studentin...

Kritik:

Ich will direkt vorneweg sagen, dass ich zu denen gehöre, die diesen Film lieben.
Die Gründe dafür dürften euch in der folgenden Kritik entgegenspringen...

Story, Inszenierung und Darstellung

An der Besetzung und Darstellung, da scheinen sich die Kritiker zumindest einig zu sein, gibt es nichts auszusetzen. Matt Damon ist als Hauptprotagonist Will perfekt besetzt - er spielt Will mit dem ihm eigenen unglaublich authentisch wirkenden Außenseiter-Charme. Sicher hat diese Rolle den Weg Damons für ähnlich tiefgehende Charakterstudien bereitet wie z.B. die des "talentierten Mr. Ripley" (Der talentierte Mr. Ripley), ein ebenfalls grandioser Film! Robin Williams wiederum hat schon im Filmklassiker Der Club der toten Dichter bewiesen, dass er die väterlich-einfühlsamen bzw. beeinflussenden Rollen mit Bravour meistert. Diese beiden Schauspieler zusammen vor die Kamera zu stellen - das konnte nur in einem wirklich gute Zusammenspiel Damons mit Williams enden. Zumindest Robin Williams  heimste daher zurecht für die Rolle des Psychologen Sean Maguire einen Oscar als Bester Nebendarsteller ein. Damon ging in der Bester Schauspieler Oscar-Kategorie leider leer aus.

Damon und Williams ist diese wohl einfach veranlagte Aura von eindringlicher Authentizität gemein, die Gus Van Sant m.E. fantastisch in Szene setzt. Intensität in Dramen kann nun einmal bei entsprechend wirkenden Schauspielern durch viele close-ups der Mimik und emotional anrührende Dialoge gut zur Geltung gebracht werden - warum sollte Van Sant hier also ein bei solchen Darstellern optimal funktionierendes Stilmittel nicht benutzen und statt dessen irgendwas fragwürdig Innovatives versuchen?

Auch Minnie Driver als Skylar, Wills (damals nicht nur filmisches!) Objekt der Begierde, und Ben Affleck als Wills bester, wenn auch etwas schlichter Freund Chuckie sind wunderbar passend in ihren Rollen, und die intensive Zusammenarbeit von Damon und Affleck in früheren Projekten wie auch für den Film (sie schrieben gemeinsam das Drehbuch, wofür es dann ebenfalls einen Oscar gab) dürfte zu dieser einfach einheitlich so intensiven und runden Stimmung des Films beigetragen haben.
Stellan Skarsgard steht ihnen  als Prof. Lambeau in nichts nach - die verbohrte, leicht stoffelige und dezent angefrustete Professortype steht ihm mehr als gut zu Gesicht.

Zum Klischeeargument - es wird einfach viel zu oft vergessen, wieviel Wahrheit im Klischee steckt. Ich selbst kenne genug Menschen, die aufgrund diverser Problematiken ihr Potential nicht auf (gesellschaftlich angedacht) gerader Strecke entfalten, sondern eher mit einem Haufen an Umwegen (Umwege zumindest in den Augen Außenstehender - manchmal haben sie recht, manchmal aber auch nicht) - und das macht vor einem Genie nicht unbedingt halt. Zudem heißt ein Potential besitzen nun eben wirklich nicht unbedingt, dass man sich in dem Umfeld, indem es üblicherweise gesellschaftlich zum Tragen käme, auch gerne auslebt. Ein Beispiel - nicht jeder durchaus begabte Künstler kann das Gehabe an Kunstakademien ertragen und sucht sich lieber andere Wege, sein Talent zu gebrauchen. Und dass nicht besonders tolle Kindheitserlebnisse dazu führen, dass Menschen mit solchen Biographien Probleme mit der Selbsteinschätzung haben und eben gewisse "Ecken und Kanten" aufweisen - mal weniger schlimm, mal schwerwiegend - auch mit Folgen für das Beziehungsleben - ist auch nichts sonderlich Weltfremdes. Auch, dass das gute alte Sprichwort, dass man am meisten von dem Menschen (über sich und für sich - manchmal aber auch gegen sich) lernt, den man liebt, durchaus oft wahr ist und ein Therapeut da manchmal weitaus weniger ausrichten kann - ist keine groß anzuzweifelnde Erkenntnis.

So gesehen kann man Kritikern durchaus damit Recht geben, dass man nichts Neues über die miteinander verflochtenen Problematiken erfährt - jedoch ist genau diese Verflechtung und die m.E. auch für diesen Film absolut passende Beschränkung auf ein Andeuten der ineinander greifenden Schwierigkeiten mehr als hinreichend.

Ich muss keine ellenlangen Szenen haben, in denen Will übelst von seinem Vater verdroschen wird - es wurde per Dialog erzählt und visuell in "Flashbacks" dargestellt - mehr braucht es nicht und mehr Raum bekommt eine solche Kindheitserinnerung gerade am Anfang einer Therapie auch nicht. Flasbacks in kurzen Bildern sind nicht nur ein Klischee, sondern auch einfach erwiesenermaßen genauso erscheinend bei Opfern von Gewalt. Denn natürlich herrscht anfangs eher Verdrängung und Abwehr vor (auch wenn Flasbacks eben anzeigen, dass da etwas trotz aller Abwehr einfach wahrgenommen werden will) und ja, auch die Schuldfrage ist ein großes Thema, das bezeugen x wissenschaftliche Arbeiten bzw. Erfahrungsberichte dazu.

Auch die Folgen (wie Probleme, Nähe zu ertragen oder die aggressive Reaktion auf Mitleid) wurden nur angerissen - denn der Film will eben nicht in ein reines Psychogramm von Will ausarten - nebenbei will eben auch eine spannend-dramatische Geschichte erzählt werden. So lange kein Blödsinn erzählt wird, reichen mir auch Andeutungen. M.E. wurden hier zwar einerseits die typischsten Probleme und Folgen, andererseits eben aber auch zugleich die wichtigsten, hinreichend thematisiert. Und dass sich bei aller Abwehr jemand, der wenig Liebe erfahren hat, eben eigentlich vor allem nach Liebe sehnt (der Wunsch nach Anerkennung in Talenten ist nicht nur bei Menschen mit einer "schlechten Kindheit" oft eher zweitrangig!), erscheint mir auch keine all zu fragwürdige Message. Auch die Art, wie das Thema Freundschaft dargestellt wurde - sei es nun die zwischen Will und Chuckie oder zwischen Sean und Lambeau - fand ich angemessen und wartete wieder mit viel Wahrheit im Klischee auf.

Die Therapiesitzungen waren einerseits durchaus authentisch, andererseits mit herrlichem Hang zur Parodie angelegt. Ich weiß aus guten Quellen, dass manches, was hier so parodistisch wirken mag, soo parodistisch gar nicht ist...
Mir hat gerade gefallen, dass man einerseits Schmunzeln muss, andereseits, wenn man auch nur ein wenig Ahnung hat, auch dabei wahrnimmt, dass es gar nicht so sehr zum Schmunzeln, und leider gar nicht so sehr übertrieben ist - und betrachtet als wissender Zuschauer die Art, wie Will therapeutische Vorgehensweisen ad absurdum führt, nicht nur schlicht erheitert, sondern durchaus mit diebischer Schadenfreude...

Göttlich ist einfach die Szene, in der Will und Sean eine Therapiestunde damit zubringen, einfach wortlos herumzusitzen. Den Satz "du musst nicht reden, wenn du nicht willst" sollten Psychologen eben mit Vorsicht gebrauchen - denn über etwas Reden wollen ist selten an bestimmte Termine und Uhrzeiten dafür gebunden. Die Darstellung und Inszenierung dieser Szene ist mit eine der besten des ganzen Films.

Weniger erheiternd, dafür sehr eindringlich und berührend ist eine weitere große Filmszene, nämlich als es um die schon genannte Schuldfrage geht. Wer keine Ahnung von dem Metier hat, kann einfach nicht verstehen, wie genial das inszeniert wurde - und wie emotional der Satz "Du hast keine Schuld" auf Opfer von Gewalt oder Missbrauch wirkt. Statt über Klischees zu lästern sollten sich entsprechende Kritiker eher freuen, dass hier so manches einfach so direkt und fast authentisch zu sehen ist, was man sonst selten sieht - Gus Van Sant beschränkt sich da auf Andeutungen, wo man als Zuschauer genug Vergleichbares auch ausführlich (oft aus reißerischen Motiven) schon einmal zu sehen bekommen hat und sich denken kann und wird da eindringlicher und inszenatorisch wirklich beeindruckend, dreht gerade zu auf, wo andere selten den Mut haben, so genau auf solche scheinbaren Klischees und nur scheinbaren Nebensächlichkeiten in einem Hollywood-Filmchen einzugehen.

Auch muss bedacht werden, dass wir nicht eine ganze Lebensgeschichte zu sehen bekommen, sondern nur den Teil eines Weges - Will wird noch so manche Strecke, so manchen Umweg gehen. Es spricht für das Ernstnehmen des Themas bzw. der angeschnittenen Themen, eben nicht versucht zu haben, ein ganzes Leben, die komplette Entwicklung in einen Film zu bannen - auch wenn Good Will Hunting mit rund 2 Stunden Spielzeit ja durchaus nicht kurz geraten ist. Sich aber eben nicht auf eine Facette zu konzentrieren, sondern eben das Ineinandergreifen verschiedener Faktoren, biologischer wie sozialer und familiärer Prägungen (auch andersartigen Prägungen im Gehalt gegenübergestellt), verschiedene Beziehungsgeflechte und -problematiken darzustellen.

Denn auch das ist doch nun einmal wahr - es spielen immer verschiedene Faktoren zugleich eine Rolle, wie unsere nächsten Schritte und unsere emotionalen Bindungen aussehen auf unserem Lebensweg.
Gehalt und Parodie - besser: Gehalt und Humor (denn Parodie ist hier ein zu starkes Wort) halten m.E. eine sehr gute Balance. Und wer weiß, dass Humor durch so manche Situation hilft, wird sich auch über diesen hier nicht groß beklagen.

Ich könnte nun endlose weitere Szenen anführen und begründen, warum sie m.E. einfach toll gemacht sind - aber dann verriete ich zu viel über den Film und diese Kritik würde ein Buch füllen.
Wie man diesen Film langweilig finden kann, ist mir ein Rätsel - aber da wir nun einmal alle Filme verschieden wahrnehmen, weil wir aus diversen Gründen verschieden sind - muss man solche Meinungen wohl tolerieren.

Mit auf die Liste bester Filmzitate müssen vor allem diese:

Sean: "Du hast keine Schuld!" - Will: "Ich weiß." (inklusive Steigerung des emotionalen Tons bei Wiederholung selbiger Sätze - genial  gemacht!)

"Freiheit ist das Recht der Seele zu atmen."

"Ich muss mich um ein Mädchen kümmern."

Würde man das Leben so mancher Menschen authentisch verfilmen, würde so mancher Zuschauer schreien - das sind ja lauter Klischees, die ich da zu sehen bekomme! Tja, woher stammen denn wohl Klischees?

Für soviel Authentizität, eine tolle und berührend inszenierte und dargestellte Geschichte kann ich logischerweise einfach nur 10/10 Punkten = 5 Hütchen geben (nach der mir eigenen genialen Mathematik ;) )

Good Will Hunting Bewertung
Bewertung des Films
1010

Weitere spannende Kritiken

Ghostbusters - Frozen Empire Kritik

Ghostbusters: Frozen Empire Kritik

Poster Bild
Kritik vom 23.03.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Etwas Seltsames ist in der Nachbarschaft des Kinos angelangt: Die Geisterjäger kehren mit Ghostbusters: Frozen Empire zurück! Nach ihrem Sieg über Gozer sind die Spenglers Callie (Carrie Coon), Trevor (Finn Wolfhard), Phoebe (McKenna Grace) und Gary Grooberson (Paul Rudd) die neuen G...
Kritik lesen »

Kingsman - The Secret Service Kritik

Filmkritik

Poster Bild
Kritik vom 23.03.2024 von filmfreak99 - 0 Kommentare
Dieser Käse hier von 2014 war anscheinend als James-Bond-Parodie gedacht, ist aber gründlich misslungen. Dafür nimmt sich der Streifen viel zu ernst. Kingsman: The Secret Service" ist eine Verfilmung des Comics "The Secret Service" von Mark Millar und Dave Gibbons. Wenn ich ehrlich bi...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Horizont erweitern

Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!
2 Kommentare
Avatar
BlackSwan : : Moviejones-Fan
25.02.2011 19:53 Uhr
0
Dabei seit: 05.02.11 | Posts: 0 | Reviews: 22 | Hüte: 57
@Sully - Oh mea culpa, mea culpa!!!

Hatte doch glatt den werten Ethan Hawke mit Damon verwechselt!!!

Hui, nochmal gut gegangen, danke!! Gut, dass ich noch editieren konnte!! laughing Nächstes Mal sicherheitshalber noch einmal nachgucken!! Die beiden verwechsel ich eh gern - also Damon und Hawke. Hawke ist ein ähnlich guter Schauspieler, den sehe ich auch wirklich sehr gern...

Danke fürs Lesen und die Hammer-Wertung trotz fetter Faux Pas!! ;)
Avatar
Sully : : Elvis Balboa
25.02.2011 08:19 Uhr | Editiert am 25.02.2011 - 08:24 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555
Yes! Wo soll ich unterschreiben! Tolle Kritk, die wiedermal eine intensive Auseinandersetzung mit dem entsprechenden Film widerspiegelt!
1 setzen! ;o)))
 
Aber, jetzt bin ich mir in einer Sache nicht ganz sicher, weil ich Club der toten Dichter bestimmt seit gut 15 Jahren nicht mehr gesehen habe! Ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass Matt Damon dort mitgespielt hätte! Irre ich mich, oder hast Du da was durcheinander gebracht!?

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

Forum Neues Thema
AnzeigeN