Bewertung: 4.5 / 5
Green Book - Eine besondere Freundschaft ist eine dieser schönen Geschichten, die einem nicht nur ans Herz gehen, sondern auch vor Augen führen, was in dieser Welt an so vielen Stellen falsch läuft. Es ist im Kern ein Film, der versucht die Zuschauer emotional zu packen, mal mit Humor, mal mit dramatischen Szenen. Eine Geschichte, die niemanden kaltlassen dürfte und auch wenn hier mit klassischen Hilfsmitteln versucht wird, den Zuschauer zu erreichen, so ist dies bei einem dermaßen gelungenen Ergebnis mehr als gerechtfertigt. Green Book - Eine besondere Freundschaft ist schon jetzt einer der besten Filme des Jahres.
Green Book Kritik
Die 60er in den USA: Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ist einer der begnadetsten Klavierspieler seiner Zeit - doch er ist schwarz und trotz zunehmender Rechte für Schwarze ist die Diskriminierung allgegenwärtig, vor allem in den US-Südstaaten. Genau dorthin zieht es Shirley, der eine Tournee durch die wichtigsten Orte von Dixieland wagen will. Dafür heuert er den italoamerikanischen Tony Lip (Viggo Mortensen) an, einen Mann für alles, der zwar ebenfalls Vorbehalte gegen Schwarze hat, sich aber des Geldes wegen auf den Job einlässt. Die Fahrt orientiert sich dabei am sog. "Green Book", einem Reiseführer für Afroamerikaner, der ihnen die wenigen Unterkünfte, Restaurants und Tankstellen nennt, die auch schwarzen Kunden offenstehen. Auf der Reise lernen sich die beiden besser kennen - der Beginn einer besonderen Freundschaft...
Trailer zu Green Book - Eine besondere Freundschaft
Den Namen Farrelly bringt man für gewöhnlich mit zwei Brüdern in Verbindung, die vor allem für Komödien unterhalb der Gürtellinie bekannt sind. Dass es auch anders geht, beweist nun ein Teil der beiden. Peter Farrelly hat sich der ungewöhnlichen Geschichte über Tony Lip und Dr. Don Shirley angenommen und trifft bei diesem Roadtrip durch den Süden den Nerv der Zuschauer. Dezent wird Humor mit einem Hauch Drama und einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik vermischt und es ist dem Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller Mortensen und Ali sowie dem gut abgestimmten Drehbuch zu verdanken, dass das Ergebnis auf ganzer Linie überzeugt.
Gerade Mortensen ist der Italoamerikaner, der sich für keinen Job zu schade ist und selbstbewusst durchs Leben geht. Ihn dabei als verfressene Pummelfee zu erleben, ist nach seinen Zeiten als Aragorn ein netter humoristischer Gegenentwurf. Sein verkörperter Tony Lip, eigentlich Frank Anthony Vallelonga, dürfte dabei Serienkennern durchaus ein Begriff sein, spielte der echte Lip mehrere Jahre in der Erfolgsserie Die Sopranos Carmine Lupertazzi. Auch in Green Book - Eine besondere Freundschaft könnten einige Szenen aus Lips Umfeld direkt den Sopranos entsprungen sein, ohne dass der Film viel Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt legt.
Die Kamera ist dabei, wie Shirley und Vallelonga von einem Ort zum nächsten reisen, wie sie sich fremd sind und mit jedem Stopp ein wenig besser verstehen. Sie leben in einer Welt von Vorurteilen, wo nicht nur die Hautfarbe darüber entscheidet, was ein Mensch wert ist. Zwar schreckt Peter Farrelly nicht davor zurück, den Finger immer wieder in die Wunde der Ungleichheit zu legen, er verzichtet aber auf zu viel Drama und versucht eher, aus Green Book - Eine besondere Freundschaft einen Feel-Good-Movie zu machen, der die Ungleichheiten aufzeigt, aber deutlich macht, es könnte und sollte anders laufen. Dass es besser laufen kann, wenn man es einfach zulässt und offen durchs Leben geht.