Bewertung: 3.5 / 5
Ich habe mit einem standardisierten Superheldenfilm gerechnet und wurde aufgrund der ein oder anderen erfrischenden Idee positiv überrascht.
Tom (Bill Milner, Son of Rambow, X-Men: First Class) ist ein Waisenkind, das bei seiner Großmutter (Miranda Richardson, Sleepy Hollow, Harry Potter) lebt und sich nach der Schule oft mit seiner besten Freundin bzw. heimlichen Liebe Lucy (großartig: Maisie Williams, Game of Thrones) trifft. Nach einer Schießerei, in der Teile seines Smartphones in sein Hirn eindringen, erhält Tom ungeahnte Superkräfte, mit denen er technische Geräte und elektronische Daten manipulieren kann.
Trailer zu iBoy
Die Charakterkonstellation "Waisenkind, Großmutter und Love Interest" erweckt nostalgische Erinnerungen an Spider-Man, inhaltlich beschreitet "iBoy" jedoch einen eigenen Weg. Onkel Ben sagte einst "Aus großer Macht folgt große Verantwortung" und gemäß dieser Maxime kämft Peter Parker für das Gute und schafft es stets aufs Neue, seine Frauen zu retten. Was wäre, wenn man diesen Spieß einfach mal umdreht? Tom erhält seine Superkräfte, weil er Lucy während der Schießerei nicht beschützen konnte und vor den Tätern geflohen ist. Aufgrunddessen betrachtet er sich selbst als Feigling, das persönliche Versagen und Rache motivieren ihn dazu, seine Superkräfte einzusetzen. Indem sich Tom auf einen willkürlichen Pfad der Selbstjustiz begibt und die Toten sich in seinem Kopf einnisten, bricht "iBoy" mit Onkel Bens Maxime und zeichnet ein düsteres Bild seines Protagonisten. Darüberhinaus veranschaulichen Toms Fähigkeiten, welche Macht und Gefahr sowohl von Nachrichtendiensten als auch von der naiven Nutzung datenverarbeitender Geräte ausgehen.
In den Spider-Man-Filmen gelten Peter Parkers Freundinnen meistens als der Inbegriff der Jungfrau in Nöten, "iBoy" entfernt sich von diesem Klischee und stellt Lucy als ein Mädchen dar, das sich auch selbst zu wehren weiß und Tom in Momenten der Schwäche zu Hilfe eilt.
"iBoy" kommt ohne Bombast und ohne überbordende Geschichte aus, stattdessen beschränkt er sich auf das Wesentliche. Ein schöner, kleiner, kompakt erzählter Film, der im Verlauf der Handlung an Spannung gewinnt. Empfehlenswert!