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Im Schatten des Zweifels

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Im Schhatten des Zweifels Kritik

Im Schatten des Zweifels Kritik

Im Schatten des Zweifels Kritik
0 Kommentare - 08.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Im Schatten des Zweifels" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Onkel Charles „Charlie“ Oakley (Joseph Cotten) besucht seine Familie in Santa Rosa. Seine Nichte Charlotte (Teresa Wright), die ebenfalls nur Charlie genannt wird, hat ihn in sein Herz geschlossen. Doch ihr Schwärmen wird auf die Probe gestellt, als sie herausfindet, daß ihr Onkel Verdächtiger in einem Witwenmord-Fall ist. Charlotte weiß nun nicht, wie sie reagieren soll, denn einerseits liebt sie ihren Onkel, doch die Beweislast ist erdrückend. Nun sucht Charlotte selbst nach der Wahrheit und findet sich in immer dubioseren Umständen wieder.

Hitchcock hat Schwarzweiß-, Stumm-, Farb- und Tonfilme gemacht. Er hat Filme über mehrere Dekaden veröffentlicht und das Kino nachhaltig auf eine Weise geprägt, die ihn wohl zu einer legitimen Wahl des bedeutendsten Regisseurs der Kinogeschichte machen. Gut, zugegeben, die technischen Fortschritte waren zu jener Zeit noch in weitaus kleineren Abständen zu finden, als die Tatsache, daß man seit zwanzig Jahren über „das CGI“ im Film spricht. Das ist ja mit allem so, wenn man denn an so etwas wie die Postmoderne glaubt. Doch überdies hat Hitchcock auch Filme gedreht, wie nur ein Hitchcock es konnte. Über den Begriff „Meisterwerk“ spricht man im Kino ja gerne mal inflationär und die wenigsten Filmemacher können überhaupt davon sprechen, je so etwas wie ein Meisterwerk kreiert zu haben. Das tut schon weh, wenn man Hitchcock betrachtet, der in seiner Vita gefühlt Meisterwerk um Meisterwerk produzierte und ehrlich gesagt könnten sich Regisseure modernerer Zeiten dennoch eine Scheibe von der Machart des Künstlers abschneiden, wenn sie nicht gerade mit dem Scheitern eines Remakes solcher Klassiker wie Das Fenster zum Hof (1954) oder Psycho (1960) beschäftigt sind. Denn wie Hitchcock Thriller versteht, verstehen sie nur noch Wenige und er nimmt dem Voyeurismus damit einen wesentlichen Grundpfeiler seiner Bedeutung, weil auch sein Werk Im Schatten des Zweifels nie von der Suche nach dem Täter handelt, sondern von etwas gänzlich anderem.

Wie so häufig zieht Hitchcock auch in Im Schatten des Zweifels die Spannung nicht aus der Frage „Who done it?“, sondern legt sofort alle Karten auf den Tisch: Der geliebte Onkel Charlie wird des Mordes verdächtigt. Witzig, gab es also neben Two and a Half Men (2003-2015) wohl noch einen nicht ganz so familientauglichen Onkel. Doch ist gerade dieser allseits beliebt, wenngleich der Film nie so ganz diese starken Familienbände erklärt, wird es dennoch überdeutlich, wenn sie aufeinandertreffen. Hitchcock hat hier kein Interesse daran dem Zuschauer ständig irgendwelche Zustände zu erklären. Der Zuschauer lernt die Familie kennen, lernt das Problem kennen und lernt den Konflikt kennen. Wer Erklärungen dafür sucht und braucht, sollte vielleicht nochmal in der Schule danach suchen. Die Familie, die das allerheiligste für Neokonservative Menschen ist, die keinerlei legitime Begründung mehr für die Ausbeutung ganzer Völker finden. Die Familie wird in Filmen, wie auch in der Politik oder dem allgemeinen Diskurs immer wieder dann hervorgehoben, wenn man eigentlich keine Argumente mehr hat und sich durch rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen irgendwie zu retten versucht. Wer danach sucht, soll im Süden anfangen. Und damit ist dieser Film, der vor allem auch mit gewissen Stilmitteln, wie etwa einem Macguffin ganz subtil auf die unterschwelligen Fragen antwortet, muss über alle Maßen als zeitlos verstanden werden. Wenngleich er natürlich mit der Todesstrafe und anderen Themen noch so ein wenig in seiner Zeit verhaftet ist, ist Hitchcocks Studie über das Idyll der Familie durchaus ein Werk, daß alles überdauern wird.

Es gibt ja auch im Film einen gewissen Grundsatz, der durch erzkonservative und gescheiterte Pädagoginnen und Pädagogen immer wieder getragen wird. Das Kind ist rein, es ist so schützenswert und es kann zwar vieles, aber es ist auch immer wieder lustig zu sehen, wie es eigentlich nur das Erwachsensein imitiert und an gewissen Mustern und Ritualen im Erwachsensein scheitert. Nun ist Im Schatten es Zweifels ein wenig anders. Sicherlich ist dieses Mädchen namens Charlotte durchaus neunmalklug. Eben so, wie Erwachsene, die noch nie etwas mit Kindern zu tun hatten, Kinder eben sehen. Doch wenn man es mal genau nimmt, dann ist dieser Film ein Triumph für die Bedeutung und das Mitspracherecht von Kindern innerhalb der Gesellschaft. Es wird zu Beginn immer mal andeutungsweise durch Indizien gestreut, doch je mehr sich Charlotte mit dem Fall eines Witwenmörders befasst, desto näher kommt sie ihrem Onkel auf die Spur. Eine Tatsache, die zusätzlich Spannung erzeugt, weil auch die Kräfteverhältnisse hier andere sind. Wie für Hitchcock üblich, kommt auch die Lösung der Geschichte nicht ohne einen gewissen Kniff daher. Hier legt er den Maßstab, daß die Wahrheit wesentlich wichtiger ist als der Triumph über das Böse. Leute, die den Film gesehen haben, werden verstehen, was gemeint ist. Und tatsächlich ist die Wahrheitsfindung ebenso uninteressant, wenn es nicht die richtige Moral hat. Denn das Finale beweist, daß die Wahrheit wichtiger ist, als Prestige. Ebenso ein Zustand, der in unserer modernen Gesellschaft abhandengekommen. Schließlich filmen auch viel mehr Menschen einen Unfall, als tatsächlich zu helfen.

Ebenso unscheinbar, wie seine Kritik an konservativen Konzepten, ist auch eine eingestreute Kapitalismuskritik teil der Geschichte. Denn dadurch, daß Charlie hier sein Geld verprasst und einen Ring für seine Nichte kauft und auch überhaupt Geld zur Bank vor Ort bringt, macht er sich auch überhaupt erst verdächtig und kann im weiteren Verlauf der Geschichte enttarnt werden. Hitchcock versteht den Menschen, den Mörder hier als unperfekt, als dummes Wesen, daß seine eigene Gier über das Unentdeckt bleiben stellt. Dadurch entlarvt er ein System, daß sich erst in den Folgejahren erst richtig pervertieren sollte und liefert fast schon philosophisch Erkenntnisse, die zu jener Zeit noch nicht unbedingt Erkenntnisse waren, beziehungsweise weniger Leute interessierten.

Simpel und doch unglaublich intelligent spinnt Im Schatten des Zweifels eine groß angelegte und voll aufgehende Sozialkritik, die zeitlos ist. Der Film mag an manchen Stellen nicht so künstlerisch wertvoll sein, wie es andere Werke Hitchcocks sind, doch liegt er nahe der Perfektion, weil er durch einfache Mittel, eine wirkungsvolle Geschichte spinnt, der Ecken und Kannten fehlen und dennoch vieldeutig ist.

Im Schatten des Zweifels Bewertung
Bewertung des Films
910

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