Anzeige
Anzeige
Anzeige

In einem fernen Land

Kritik Details Trailer News
In einem fernen Land Kritik

In einem fernen Land Kritik

In einem fernen Land Kritik
0 Kommentare - 08.05.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "In einem fernen Land" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der Bauernjunge Joseph Donnelly (Tom Cruise) lebt mit seiner Familie auf einer Farm in Irland. Als die Bauern ihre Pacht nicht mehr an den Großbesitzer Christie (Robert Prosky) richten kann, wird die Farm der Donnellys zerstört und Josephs Vater kommt ums Leben. Nun macht er sich auf den Weg, um Christie zu ermorden. Auf seiner Flucht vor dem Verwalter der Christies, Stephen (Thomas Gibbs), wird Joseph von der Farmerstochter Shannon (Nicole Kidman) begleitet. Zusammen mit dem verwöhnten Mädchen macht sich Joseph auf den Weg nach Amerika.

Bei Filmen geht es im Prinzip darum, verstrickte Systeme, besser gesagt Konstrukte durch die Augen von Menschen zu versimpeln. Es geht darum, daß ein System, oder eine Ideologie seinen Ausdruck in Gefühlen findet, sodass der Mensch im Mittelpunkt steht und sozusagen der Vermittler der Welten ist. Liebesfilme hingegen spielen mit dem Gedanken, jene Gefühle in den Vordergrund zu rücken und In einem fernen Land ist ein Film, der augenscheinlich nur auf einer Oberfläche stattfindet. Doch das ist nicht so. Dennoch vermittelt Regisseur Ron Howard immer wieder den Eindruck, etwas klischierte und damit nichts Besonderes ins Zentrum seines Films zu rücken. Es ist eine ganz alte Geschichte. Nicht indessen, daß sie in einer Zeit spielt, die längst vergangen ist, sondern deshalb, weil sie sich Parameter und Strukturen heraussucht, die so sehr einfach zu durchleuchten wären. Gerade wenn es um die zwei Liebenden geht, erfährt man nur das Mindestmaß an Charakteristik. Und diese wird dann zu allem Überfluss auch sehr klischiert dargestellt. Man kennt das eben. Den großen Konflikt, daß eine Person eben aus einer anderen Welt kommt, als die andere. Und dann soll es darum gehen, daß Menschen im Kern ja doch gar nicht so verschieden sind, sich womöglich sogar noch verlieben können. Es ist eben Kitsch, es ist einfach und es ist leicht verdaulich. Hin und wieder hat man dann sogar den Eindruck, daß die Laufzeit von zwei Stunden und fünfzehn Minuten etwas übertrieben ist.

Alles in allem macht sich In einem fernen Land aber auch dadurch bemerkbar, daß er von seinen einzelnen Momenten lebt. Die Geschichte neigt sicherlich dazu, sich so ein wenig in einer Pro-Amerikanischen Heilbekundung zu verlieren, weil das Land der Pioniere hier als nicht unwesentlicher Teil eines Subplots in Szene gesetzt wird. Ebenso in Szene gesetzt werden dabei auch weite Landstriche und vermeintlich große Momente, die so ein wenig an die großen Monumentalfilme Lawrence von Arabien (1962) oder Doktor Schiwago (1965) von David Lean erinnern sollen. Doch wo Lean den Gigantismus eindrucksvoll in Kunst verwandelte, schafft Howard hin und wieder eigentlich nur Leere. Denn was nutzen all diese Momente, wenn sie weder Storytechnisch noch auf einer Metaebene irgendeine Form von Relevanz aufweisen. Die Antwort auf diese Frage ist schmerzhaft einfach, wie es eben die gesamte Geschichte ist. Allerdings muss das nicht zwingend bedeuten, daß dieser Film bedeutungslos ist. In der Flut an großen Filmen ist In einem fernen Land sicherlich nicht wirklich hervorstechend, doch man kann ein Zeitprodukt, wie ein Film es immer sein wird, auch aus seiner Zeit nehmen und sich fragen, wo diese Filme hin sind? Große Filme, mit starken, eindrucksvollen Bildern, einer ganz simplen und doch typischen Hollywoodgeschichte, die von einzelnen Momenten getragen wird. Dem postmodernen Zeitgeist folgend, sind Filme heute verschachtelt und komplex, weil man wohl glaubt, daß sie irgendeine Form von Intellektualismus. Gleichsam erklärt man jedes noch so kleine Detail, weil natürlich niemand die Aufmerksamkeit hat, zwanzig Handlungsstränge zusammenzuführen. Und Howards Werk ist dabei glücklicherweise anders.

Man muss neidlos anerkennen, daß gerade die Szenen in Boston, nachdem die Hauptfiguren ausgereist sind, durchaus etwas für sich haben. Natürlich wird hier auch wieder Amerika als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten verkauft. Doch dieser Kitsch und der Simplicissimus, werden ja durch eine Liebesgeschichte sowieso schon als Gegebenheit verstanden. Das macht auch durchaus Spaß, weil man natürlich nicht erwartet hatte, daß man nach einer als Rachegeschichte ausgelegten Prämisse, irgendwie in Schaukämpfe um Geld geführt wird. Hierbei ist das Werk tatsächlich auch ganz gut darin, seine größte Stärke in den Vordergrund zu rücken. So lässt Ron Howard seine Hauptdarsteller einfach das tun, was sie am besten können, nämlich spielen. Die Chemie zwischen Cruise und Kidman ist natürlich atemberaubend, weil sie eben zu jener Zeit frisch verheiratet waren. Da merkt man dann auch, daß da was knistert, eine Sehnsucht in den Figuren steckt und gleichsam immer wieder ein starker Respekt vorherrscht, den beide voreinander haben. Doch diese sind nicht die einzigen, die dem Werk ihren Stempel aufdrücken können. Besonders der von Colm Meaney verkörperte Kelly hat etwas Verschlagenes, ohne dabei immer groß bedrohlich zu sein. Man merkt ihm seine Macht an und gleichzeitig erinnert das auch ein wenig an ein Werk von Charles Dickens.

Denn gerade in einigen Szenen, wie etwa in einem Freudenhaus und der Beziehung zu den mächtigen Männern der Stadt ist das Werk nahe an etwa einem Oliver Twist. Etwas Emanzipierung versucht der Film ebenso zu thematisieren. Gerade wenn es um die Beziehung von Shannon zu ihrem Verlobten Daniel Christie geht. Sie möchte das nicht, entscheidet sich für die Liebe und die Freiheit. Das ist zwar etwas angestaubt, weil es zumindest in der westlichen Welt nicht wirklich noch ein Thema ist. Auf der anderen Seite ist es noch ein Thema und man kann auf gewisse Themen nicht genug hinweisen. Natürlich könnte man In einem fernen Land auch anmerken, daß zu wenig auf gewisse Themen innerhalb der Gesellschaft angespielt wird. Auf der anderen Seite heißt eine nicht Erwähnung nicht auch immer eine Legitimierung gewisser Gräueltaten.

In einer Tradition damalig längst vergangener Filme und aktuell längst vergangener Filme weist In einem fernen Land sicherlich große Mängel auf, weil er irgendwie zu lang ist und zu wenig Inhalt präsentiert. Gleichsam versteift sich das Werk eben auch auf die banalsten Themen und Ideen solcher Filme und ist dabei erfrischend einfach gehalten. Für Glaubwürdigkeit sorgen indessen die Hauptdarsteller, deren Chemie beeindruckt und nur noch von den wunderbaren Klängen übertroffen werden.

In einem fernen Land Bewertung
Bewertung des Films
710

Weitere spannende Kritiken

Der Pate 3 Kritik

Epilog: Der Tod von Michael Corleone

Poster Bild
Kritik vom 09.10.2025 von luhp92 - 3 Kommentare
Michael Corleones Weg in die Legalität, sein Gang nach Canossa, sein Ablasshandel mit dem Vatikan, er muss letztendlich scheitern, zu schwer wiegen die Sünden der Vergangeheit, zu schwer die Jahrhunderte alte Geschichte sizilianischer Kriminalität. Nachdem Michael als junger Mann quas...
Kritik lesen »

Roar - Ein Abenteuer Kritik

Der reale "Jurassic Park"

Poster Bild
Kritik vom 07.10.2025 von luhp92 - 2 Kommentare
Ein einzigartiges Werk im wahrsten Sinne des Wortes, bei "Roar" handelt es sich um einen Terrorfilm, der eigentlich nie gedreht hätte werden dürfen und der (hoffentlich) auch nie wieder gedreht werden wird. Ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen, die Seherfahrung ist absolut wahnw...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema