Bewertung: 4 / 5
Vor knapp sieben Jahren schrieb ich meine erste Kritik auf Moviejones, zum Königreich des Kristallschädels. Sieben Jahre später ist hier nun meine 130. Kritik auf dieser Plattform und ich möchte sie erneut dem vierten Kino-Abenteuer von Indiana Jones widmen.
Warum das Ganze? Ich sah mir vor zwei Wochen die alten drei Indiana Jones Filme an. Das Wochenende war leider nicht lang genug, also war keine Zeit für Teil 4 – das konnte kürzlich nachgeholt werden. Immer wenn ich diesen Film sehe, dann merke ich, wie doch zu Unrecht auf ihn eingeschlagen wird. Es ist sicher kein perfekter Film, aber im Zuge seiner Zeit durchaus gelungen.
Trailer zu Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
Wir befinden uns im Amerika der späten 1950er Jahre. Die Nazis sind besiegt und es tobt ein Krieg der Siegermächte, ein kalter Krieg zwischen den USA und Russland. Man vermutet Agenten und Spione auf beiden Seiten. In Mitten dieser Handlung findet sich Henry Jones wieder, besser bekannt als Indiana Jones.
Dem Film wird gerne vorgeworfen, dass er eine schwachsinnige Idee hatte und Indiana Jones mit Aliens konfrontiert. Soweit ist das nicht hergeholt, denn die Handlung basiert lose auf den Roswell-Zwischenfall und ist in Anbetracht der Zeit ein passender MacGuffin. Allgemein sind die späten 50er Jahre stark eingefangen, die Kostüme, die Frisuren, die Musik, optisch werden die USA wunderbar dargestellt.
Schön sind zudem die Anspielungen zu alten Abenteuern, damit sind nicht nur die vorherigen Kinofilme gemeint, sondern auch Erlebnisse aus der Serie Die Abenteuer des jungen Indiana Jones, wie z.B. die Gefangenschaft durch Pancho Villa. Weiterhin schön anzumerken ist, dass sich dieser Film auf einen neuen Erdteil konzentriert. Während man zuvor in Europa, Nordafrika und teilweise in Indien unterwegs war, geht es nun nach Südamerika. Die Erkundungen durch Tempel und Gräber bieten bestes Indiana Jones Abenteuerfeeling.
Natürlich übertreibt Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels es an manchen Stellen leider. Am schlimmsten fällt dabei die Autoverfolgungsjagd durch den Dschungel auf, zunächst das alberne Fechtduell auf den Jeeps und später die Lianenaktionen mit den Affen. Der Atomtest mit der Rettung im Kühlschrank ist zwar lustig gedacht, aber auch zu viel.
Weiterhin strahlen die Widersacher nur wenig aus. „Mac“ fehlt der Charme und Cate Blanchetts russische Agentin die Bedrohlichkeit. Dafür ist Harrison Ford als Indiana Jones authentisch und zugleich selbstironisch. 2008 war vermutlich auch die beste Zeit für ein spätes Abenteuer. Stallone hat es inetwa zur gleichen Zeit erfolgreich mit Rocky und Rambo vorgemacht.
Die Idee mit Indys Sohn war ebenfalls nicht schlecht und Shia LaBeouf liefert durchaus ordentlich ab, wenn man von den Slapstick-Einlagen im Dschungel absieht. Besonders wenn man sich die letzte Szene des Films vor Augen führt, aber dazu später mehr.
Bleibt noch die Rückkehr von Marion Ravenwood, von Indys Love Interests der Vergangenheit wohl die logischste Wahl, auch wenn sie dem Film keinen besonderen Glanz verleiht, aber für einen gewissen Bogen sorgt.
Zudem hat Teil 4 eine ganz große Stärke gegenüber den drei Vorgängern – er ist in Sachen Bild- und Tonqualität einfach perfekt. Auch wenn man die alten Filme teilweise gut restauriert hat, Indy 4 hat wirklich Referenzmaterial, hinzu kommt, dass man sich mit vielen Kulissen viel Mühe geben hat, das zahlt sich aus. Nicht zuletzt passt John Williams‘ Musik einmal mehr wie die Faust aufs Auge.
Teil 1 bis 3 werden gerne als der heilige Gral (ha ha) dargestellt, aber wenn man sich diese vor Augen führt, dann sind auch diese nicht die seriösesten. Im Tempel des Todes rettet man sich mit einem Schlauchboot aus dem Flugzeug, springt bei einer Lorenfahrt von einem Gleis aufs andere, hat eine schrille Hollywood-Diva im Schlepptau und Shorty ist auch nicht ganz ohne. Als Jäger des verlorenen Schatzes wirkt vieles ein bisschen behäbig, was dem Status des Erstlings geschuldet ist. Nur Teil 3 ist relativ verträglich mit heutigen Sehgewohnheiten.
In diesem Zuge muss Indy 4 sich vor seinen Vorgängern nicht unbedingt verstecken und hat als Revival-Abenteuer einen sehr schönen und authentischen Charme.
Die beste Szene des Films hat er sich dabei für den Schluss aufgehoben – wirkt es den ganzen Film über so, als ob man einen neuen Henry Jones Junior aufbauen möchte, zeigt Indy in der letzten Szene, dass er immer noch den Hut auf hat. Im Gesichtsausdruck seines Sohnes kann man regelrecht herauslesen, dass er verstanden hat, dass das eine Harrison Ford Show bleibt.