Bewertung: 3 / 5
Nun ist mein Kinobesuch schon vier Tage her und ich habe Zeit genug gehabt, den Film nachwirken zu lassen und über ihn ein wenig nachzudenken. Doch genau hier beginnt schon das erste Problem: Es GIBT kaum etwas, über das man lange nachdenken kann. Der Film hinterlässt kaum einen Abdruck in meinem Langzeitgedächtnis und hat keinerlei Szene oder Dialog, welche/-r sich hätte einbrennen können. Aber der Reihe nach.
Beginnen wir mit dem, was mir an dem Film gut gefallen hat:
Trailer zu Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Zum einen wäre da der ikonische Soundtrack von John Williams, der auch hier wieder schön ist. Wobei natürlich viele Versatzstücke der ersten Filme verwendet wurden und ich im Nachhinein kaum sagen kann, wieviele neue Stücke dabei waren. Diese sind dann jedenfalls nicht im Ohr hängengeblieben.
Zum zweiten hat mir Harrison Ford hier gut gefallen. Er hat den in die Jahre gekommenen Indy gut gespielt. Allerdings muss ich auch anmerken, dass es seltsam anmutet, wenn er in einer Szene über seine Gebrechen klagt, während er sich in der nächsten Szene kämpferisch und fit zeigt. In diesen Momenten wird klar, dass hier ein Double agiert hat. Aber zumindest von der Mimik und den Sprüchen her ist es noch der alte Indy.
Zum Dritten hat mir die gesamte Eröffnungsszene um 1943 herum sehr gut gefallen.
Traurigerweise gibt es nicht viel mehr, das ich aus meiner Sicht großartig loben könnte, denn alles andere ist maximal solides Mittelmaß oder einfach nur ganz nett, aber nichts davon ist ikonisch, prägnant oder großartig.
Die Story ist nicht sonderlich spannend und vor allem extrem vorhersehbar. Alles, was passiert, kann man schon gefühlt 30 Minuten vorher erahnen. Es geht um ein ziemlich uninteressantes Objekt von Archimedes, von dem ich selbst noch nie gehört habe. Da wäre mir Atlantis einfach deutlich lieber gewesen. Generell sind Zeitreisen dann sowieso mittlerweile nur noch langweilig. Zeitreisen hier, Zeitreisen da, Zeitreisen dort. Zudem enthält die Story extrem große Logikfehler. Wie kann es bloß sein, dass an diesem Drehbuch ein Jahrzehnt geschrieben wurde? Es ist uninspiriert, klaut oftmals bei den eigenen Vorgänger-Filmen und ist einfach voller Logikfehler. Beispiele gibt es in den folgenden Absätzen unter einem Spoilercode:
Da wären zum Beispiel die CIA-Agenten und der Präsident der Vereinigten Staaten. Wozu werden die in den ersten 45 Minuten eingeführt, wenn sie danach KEINE Relevanz mehr haben? Da ist der Nazi Dr. Voller, der sich in den 1960er Jahren als jemand anderes ausgibt und die Raketentechnik der Apollo-Missionen entwickelt hat. Und dieser arbeitet offenbar mit der CIA zusammen, um an dieses Zeit-Artefakt "Antikythera" zu gelangen. Die Motivation der CIA wird dem Zuschauer niemals erläutert. In einer Szene gehen eine CIA-Agentin zusammen mit den Söldnern von Dr. Voller in die Universität, in der Indy arbeitet. Dort töten die Söldner von Dr. Voller einfach zwei andere Mitarbeiter. "Keine Zeugen", heißt es da. Wie kann die CIA-Agentin das einfach so hinnehmen? Sie sagt nur kurz etwes dazu, nimmt es dann aber einfach hin. Später dann wird in den Medien gesagt, Indy sei der Mörder und wird dann gesucht. Und das lässt die CIA zu? Das ergibt null Sinn. Später dann wird die CIA-Agentin dann auch umgebracht, doch das hat keinerlei Nachspiel. Ab diesem Moment bis zum Abspann wird nie wieder davon gesprochen, die CIA mischt sich nie wieder ein, so als wären sie nie involviert gewesen. Auch der Präsident, der anfangs noch erwähnt wird, hat dann keinerlei Bewandnis mehr. Dass Indy als Mörder gesucht wird, wird später in der Handlung auch nie wieder zur Sprache gebracht. Für mich ein richtig fettes Logikproblem. Es scheint, als hätte man das Drehbuch noch während der Dreharbeiten umgeschrieben und wusste dann nicht mehr so recht, wie man das mit der CIA weiterführen sollte, also lässt man es einfach so stehen und hofft, dass die Zuschauer davon nichts merken.
Eine weitere sehr unlogische Szene ist die, in der Indy und ein alter Freund und Fischerbootsbesitzer Renaldo (sollte man den kennen?) im Mittelmeer tauchen gehen, um ein Bruchstück der Antikythera zu finden. Sie müssen selbstverständlich Dr. Voller zuvor kommen. Extrem vorhersehbar tauchen natürlich Dr. Voller und seine Söldner auf dem Fischerboot von Indys Freund auf, während sie gerade nach dem Artefakt tauchen. Auf dem Boot werden Indy, Helena, Teddy und Renaldo festgehalten und dazu gezwungen, das frisch gefundene Artefakt zu übersetzen. Helena übersetzt und fügt falsche Infos hinzu. Ihrer "Übersetzung" nach müssten sie als nächstes nach Alexandria. Dies war jedoch eine Lüge, denn in Wahrheit müssen sie nach Sizilien. Indy, Helena und der Junge Teddy entkommen durch eine List mit dem Boot von Dr. Voller, der erstmal auf dem beschädigten Fischerboot festsitzt. Er sieht mit dem Fernglas, dass Indy, Helena und Teddy nach Westen fahren, obwohl Alexandria im Osten liegt. Einige Stunden Später sind Indy, Helena und Teddy auf Sizilien, Und plötzlich sind Dr. Voller und seine Söldner ebenfalls dort und haben sie gefunden. Aber WIE? Im Westen hätte es viele mögliche Ziele gegeben. Woher wusste er, dass sie auf Sizilien sein würden? Und das ohne modernes Internet, GPS oder andere Hilfsmittel? Auch hier wieder ein grober Logikfehler.
Auch blöd finde ich die Szene, in der der Junge Teddy plötzlich ein Flugzeug steuern kann. Wann und wo hat er bitte fliegen gelernt? Und warum wacht der Besitzer des Flugzeugs auf dem Rücksitz erst auf, als sie schon einige Minuten in der Luft sind? Wie tief kann man eigentlich schlafen?
Es gibt noch einige andere kleinere Logikprobleme, doch dies sind dann schon die schwerwiegendsten in meinen Augen.
Kommen wir zu den Neuzugängen: Helena ist Indys Patenkind. Sie wurde zuvor in den Filmen nie erwähnt, ebensowenig sein alter Freund Basil Shaw, welcher Helenas Vater ist. Sollte man den kennen? Und hier ist er plötzlich sein bester Freund aus damaliger Zeit? Naja. Helena jedenfalls ist scheinbar vom "rechten Weg" abgekommen und zur knallharten Diebin geworden, der andere Leben egal sind und die auch für Geld über Leichen geht. Sie haut zu Beginn sogar Indy, ihren Patenonkel, übers Ohr und überlässt ihn den Mördern seiner Kollegen. Sie klaut Indy ein Bruchstück der Antikythera, welches Indy vor Jahren von Helenas Vater Basil bekommen hat, nur um es dann illegal zu versteigern. Für mich ist Helena eine extrem unsympathische Person. Auch die Schauspielerin dahinter, Phoebe Waller-Bridge, mag ich nicht sonderlich.
Helenas "Sidekick", der Junge Teddy, ist auch nicht sonderlich sympathisch und besticht auch nicht gerade durch eine gute Persönlichkeit.
Dann wäre da noch ein alter Freund von Indy: Sallah. Ein nett gemeinter, aber auch völlig unnötiger Auftritt, weil er einfach nur da ist, um da zu sein. Er trägt allerdings nicht viel zur Handlung bei.
Dann wäre da noch ein weiterer alter Freund von Indy: Fischer Renaldo (Antonio Banderas). Im Film redet Indy von ihm, als sollten die Zuschauer ihn kennen, doch ich kenne ihn nicht. Wer ist das und woher kommt er auf einmal?
Mads Mikkelsen als Dr. Voller und Nazi spielt seine Rolle souverän, doch leider fehlt ihm letztendlich das gewisse "Etwas". Der Antagonist ist langweilig geschrieben und seine Motivation wird nie so recht erklärt.
Kommen wir zum Setting und den Kulissen. Es gibt viele verschiedene Handlungsorte, von New York über das Mittelmeer, Sizilien, Höhlen und andere Orte. Leider aber wurden viele Orte per CGI eingefügt, was man leider auch häufig sieht. Die Umgebungen wirken "unecht" und kaum greifbar, worunter die Abenteuer-Atmosphäre leider stark leidet. Allen voran das Griechenland 212 Jahre vor Christus wirkt einfach nur billig hingeklatscht. Der Kampf zwischen Römern und Griechen wirkt wie ein billiges Larp-Turnier und die Umgebung sieht verwaschen und unecht aus. Dadurch konnte ich die Szene kaum wirklich ernst nehmen.
Viele Actionszenen wirken leider auch eher durchschnittlich, und so im Nachhinein kann ich mich an keine denkwürdige Actionszene mehr erinnern. Ikonische Momente wie in in Indy 1-3 sucht man hier vergeblich.
Gut wiederum gefällt mir das versöhnliche Ende mit Marion.
Trotz all der negativen Kritik von meiner Seite aus ist das Erlebnis trotzdem noch solide und nett gewesen und es ist jetzt kein schlechter Film, aber eben auch nicht wirklich gut. Solides Mittelmaß.
Verglichen mit anderen modernen Vertretern des Abenteuer-Genres wie dem neuen "Tomb Raider" aus 2018, "Das Vermächtnis der Tempelritter" aus 2004 oder "Das Vermächtnis des Geheimen Buches" aus 2007 sieht "Indiana Jones 5" kein Land. Speziell "Das Vermächtnis der Tempelritter" ist einfach nur ein großartiger Abenteuer-Actionfilm, der zeigt, wie man sowas heutzutage inszeniert. Indiana Jones 5 wirkt überflüssig und undurchdacht, enthält extrem große Logikfehler und ersetzt echte Umgebungen durch CGI. Leider geht so viel vom Abenteuerfeeling flöten.
Bewertung: 6/10 Punkte
Wiederschauwert: Gering
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Gering