
Bewertung: 5 / 5
Der dritte Teil der bekannten „Indiana Jones“-Filmreihe aus dem Jahr 1989 hat bei sehr vielen Menschen einen sehr guten Ruf und wird nicht selten als der beste Teil der Reihe angesehen. Doch ist „Der letzte Kreuzzug“ das wirklich, oder hat auch dieser Film seine Schwächen? [u][b]!!ACHTUNG!!DIESE KRITIK ENTHÄLT MASSIVE SPOILER! WER NICHTS VON DER HANDLUNG ERFAHREN MÖCHTE, SOLLTE NICHT WEITERLESEN!![/b][/u] 1938. Gerade konnte Professor Henry „Indiana“ Jones das Kreuz von Coronado, welches er schon sein ganzes Leben suchte, sicherstellen, als ihn ein paar mysteriöse Männer zu einem anderen Archäologen namens Walter Donovan bringen. Dieser ist im Besitz einer halben Steintafel, auf der Hinweise zum Aufenthaltsort des heiligen Grals stehen, doch leider kennt sich Jones nicht mit dem Gral aus, sondern eher sein Vater. Doch als Henry erfährt, dass sein Vater auf der Suche nach der anderen Hälfte der Steintafel in Venedig verschwunden ist, macht er sich auf den Weg dorthin, um seinen Vater zu finden. Doch was Indiana Jones auf seinem Abenteuer findet, ist mehr als er jemals erwartet hätte... Der Film beginnt, wie für einen „Indiana Jones“ Streifen üblich, mit einer kleinen Einleitungssequenz, die nichts mit der eigentlichen, späteren Handlung zu tun hat. Aber in dieser Sequenz wird Henry Jones nicht von Harrison Ford verkörpert, sondern vom jungen River Phoenix, welcher allerdings seine Sache sehr gut macht und die Mimik und Gestik von Ford perfekt nachahmt, da dieses Abenteuer im Jahr 1912 in der Wüste in Utah spielt. Und gleich diese Szenen lassen das Indy-Fanherz höher schlagen, weil man sehr viel über den Titelhelden erfährt, wie zB dass er bereits früher auf der Suche nach Artefakten und Gerechtigkeit war, man lernt den Ursprung seiner Angst gegenüber Schlangen kennen und woher er seine Fähigkeiten mit der Peitsche und seine damit verbundene Narbe hat, wobei man auch das erste Mal den namengebenden Hund und natürlich seinen Vater sieht. Danach kommen Szenen, welche stark an den originalen „Indiana Jones“ Film, nämlich den „Jäger des verlorenen Schatzes“ erinnern, beispielsweise sieht man den Professor wieder an seiner Universität und als Artefakt, welches im Film gesucht wird, wurde von Drehbuchautoren Jeffrey Boam, Menno Meyjes und natürlich George Lucas, wieder ein biblisches und bekannteres Objekt genommen, anstatt der Sankara Steine aus dem Vorgängerfilm. Man merkt allgemein, dass sich die Macher, um Regisseur Steven Spielberg, vom düsteren „Tempel des Todes“ so weit wie möglich entfernen wollen und wieder zu den Wurzeln der Reihe zurückkehren wollen, weshalb es einige Parallelen zwischen Teil 1 und 3 gibt, wie zB dem Gegenspieler Walter Donovan, welcher anfangs ein Archäologenkollege ist und Jones anbietet zusammenzuarbeiten, wie einst Belloq, später aber zum Bösewicht wird, welcher das Relikt für sich selbst haben möchte und auch das endgültige Schicksal der beiden ist nicht allzu verschieden. Und auch die Einleitungssequenz erinnert ein wenig an „Jäger des verlorenen Schatzes“, weil der Titelheld das Artefakt erst finden muss und vor den Handlangern der Gegenspieler entkommen muss, anstatt es schon zu besitzen, wie in Teil 2. Darüber hinaus erinnert auch der finale Gralstempel mit seinen Fallen stark an den südamerikanischen Tempel, in dem das Götzenbild versteckt war. Was besonders auffällt ist, dass der Film extrem von Humor und Situationskomik durchzogen ist, was man beim Vorgänger etwas vermisst hat, was vor allem auf kleine Anspielungen auf den ersten Film, beispielsweise das Bild der Bundeslade im Grab von Sir Richard, oder den kleinen Streitigkeiten zwischen Vater und Sohn zurückzuführen ist. Auch die Actionszenen, welche die Reihe erst zu dem gemacht haben, was sie jetzt ist, sind einmal mehr perfekt inszeniert und abwechslungsreich, denn man versucht sich nicht zu wiederholen und schafft mit einer Bootsverfolgungsjagd und einem ungleichen Duell auf Motorrädern, welches ihren Höhepunkt im legendären Lanzenduell findet, sowie einer Flugzeugverfolgung unvergessliche und kurzweilige Actionsequenzen, welche es so noch nicht gab. Auch der absolute Showdown mit einem Panzer in der Wüste ist sehr einfallsreich und spannend inszeniert worden. Im Gegensatz zum „Tempel des Todes“ liegt hier der Schwerpunkt bei der Action ganz klar auf Vehikeln und Fahrzeugen und nicht mehr auf Faustkämpfe, welche allerdings trotzdem noch reichlich vorhanden sind und unglaublichen Spaß machen. Doch der Film bietet selbstverständlich nicht nur Action und Humor, sondern auch eine glaubhafte Handlung, welche sich viel Zeit für eine ordentlich Charakterzeichnung nimmt und auch ein paar unerwartete Wendungen bereithält. Darüber hinaus schafft der Film eine sehr gute Balance zwischen Story und Action, und man sieht Indiana Jones wieder als den rätselratenden und Geheimnisse aufdeckenden Professor, welchen wir alle lieben, anstatt einer Actionlegende. Jetzt könnte man meinen, der Film wäre wie eine Wiederholung des ersten Teils, doch das Herzstück dieses Filmes ist nicht unbedingt die Suche nach dem heiligen Gral, sondern viel mehr die Vater-Sohn Beziehung, welche sich wie ein zweiter Handlungsstrang parallel zur Gralssuche präsentiert. Denn bereits im Prolog, also dem Anfang des Filmes, sieht man die Beziehung zwischen dem jungen Indy und seinem Vater, welche auf Respekt und Disziplin basiert, was man auch auf Schloss Brunwald sehen kann, als Junior fast schon mit einem Salutieren und „Ja, Sir!“ auf seinen Vater reagiert, und man kann schon erkennen, was dem Senior mehr am Herzen liegt, die Archäologie oder sein Sohn. Und man sieht schon in Donovans Appartement, wie Junior auf die Nachricht seines verschollenen Vaters reagiert und er sich natürlich auf die Suche nach ihm begibt, auch wenn ihre Beziehung nie wirklich gut war und Senior und Junior, wie wir während der Zeppelinfahrt erfahren, nie wirklich miteinander geredet haben und sich über Probleme ausgetauscht haben. Den kompletten Film über gibt es diese netten, witzigen Diskussionen und Streitigkeiten zwischen Vater, der mehr auf die Fakten achtet, und Sohn, welcher eher der jenige ist, der Hand anlegt, welche den Film so besonders und charmant machen. Und trotz ihrer Differenzen können beide etwas von einander lernen und überraschen den anderen in vielen Situationen mit ihrem speziellen Fähigkeiten. Und der Höhepunkt der Suche ist natürlich das Ende im Tempel, wo Senior seinen Sohn das erste Mal „Indiana“ nennt, um ihn davon abzuhalten, den Gral zu erreichen, denn hier erkennt man, was am Ende beiden Jones mehr am Herzen liegt, die Archäologie oder ihre Familie. Doch diese Chemie zwischen Vater und Sohn funktioniert natürlich nur wegen den herausragenden Schauspielern, wie Harrison Ford als „Indiana Jones“, welcher seine Sache wieder gut macht und auch mal sein komödiantisches Talent ein wenig zeigen darf. Der Vater von Indy ist, laut Regisseur Spielberg, James Bond, weshalb man den originalen Bond-Darsteller Sean Connery mit dieser Rolle besetzte, welcher für diese Rolle auch einen Golden Globe bekam. Auch er zeigt sich in schauspielerischer Höchstform, auch wenn seine Szenen leider ein wenig rar sind und man sich gerne einige weitere mit ihm gewünscht hätte. Der bereits aus Teil 1 bekannte Marcus Brody wird noch einmal von Denholm Elliott verkörpert, doch leider wird er mehr zur Witzfigur degradiert, denn war er im ersten Film eine Art Vaterfigur für Jones, muss er jetzt natürlich Connery weichen und bekommt deshalb eine etwas fragwürdige Charakterzeichnung. John Rhys-Davies spielte wieder den Sallah und Bond-Girl Alison Doody kann als Elsa Schneider überzeugen, doch von Hauptgegner Julian Glover als Walter Donovan kann man das leider nicht immer sagen, da er teilweise ein wenig blass bleibt. Wie auch schon bei den beiden Vorgängerfilmen wurde hier viel mit Spezialeffekten gearbeitet, allerdings nicht mit computeranimiertem CGI, auch wenn es bei diesem Film häufiger verwendet wurde, sondern mit kleinen Modellen, wie dem Zeppelin oder der Szene, in der das Flugzeug am Wagen der Jones vorbeirutscht und anschließend explodiert. Es wurden zwar gegen Ende öfters Bluescreens verwendet, wie zB in der Szene im Tempel, als Jones über die, scheinbar unsichtbare Brücke gehen muss, was allerdings kaum verzichtbar gewesen ist und dadurch, dass der eingefügte Hintergrund ein Gemälde und kein Foto ist, nimmt es dem Film trotzdem nicht seinen speziellen Charme. Was besonders auffällt ist, dass sämtliche Explosionen am Set mit Attrappen gedreht wurden und nicht erst später mit Hilfe von CGI eingefügt wurden, was den Film mehr Realismus schenkt. Natürlich wurden auch große Sets, wie zB dem Gralstempel oder dem Innenraum des Zeppelins, gebaut, aber der Großteil wurde an realen Schauplätzen gedreht, wie zB das Eingangsportal des Tempels wurde in Al Khazneh oder die Wüstenverfolgungsjagd mit dem Panzer wurde in Almeria, Spanien gedreht. Ein besonderes Highlight ist natürlich die Bootsverfolgung in den Kanälen von Venedig, welche auch dort mit den echten Schauspielern um Harrison Ford und Alison Doody, gedreht wurden. Eigentlich sollte dieser Film ein klassisches „Burgabenteuer“ werden, was Steven Spielberg aber gar nicht gut fand, weil er kurz davor den Film „Poltergeist“ inszenierte, deshalb wurden nur wenige Szenen auf Schloss Bürresheim in der Eifel gedreht. Auch der Aufwand war wieder enorm, so wurden beispielsweise 10.000 echte Ratten für die Szene im Grab vom Sir Richard verwendet oder für die Szene der Bücherverbrennung in Berlin wurden hunderte Statisten benötigt. Die Filmmusik wurde wieder von Oscarpreisträger John Williams mit weitestgehend neuen Stücken komponiert, doch natürlich darf der „Raiders March“ auch hier nicht fehlen. Doch die Musik untermalt das gezeigte extrem passend, wie zB Streichinstrumente bei Horrorszenen, wie bei den Ratten, oder Blasinstrumente, um komödiantische Szenen noch mehr zu verdeutlichen. Besonders passend finde ich allerdings eine Art Kirchenglocke, die gespielt wird, als Henry Jones jr. das erste Mal den heiligen Gral erwähnt, weil es sehr gut passt, doch auch der restliche Teil des „Gralsthema“ wurde frisch und nachhaltig komponiert. Darüber hinaus wurde der Film mit dem Oscar für den besten Tonschnitt ausgezeichnet, da die Experten Ben Burtt und Richard Hymns sehr gute und aufwendige Arbeit geleistet haben. Doch hat dieser Film auch seine Fehler und Schwächen? Ja und Nein. Einige Daten stimmen Zeithistorisch gar nicht, wie zB der Bücherverbrennung oder dem Zeppelinverkehr und auch die gezeigt Technik um den Panzer stimmt nicht ganz, allerdings fällt das dem Zuschauer gar nicht auf und das ist doch das wichtigste. Wer den „Tempel des Todes“ mochte, wird sich außerdem möglicherweise an dem zu häufigen Humor stören, was dem durchschnittlichem Zuschauer allerdings zusagen wird. „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ ist meiner Meinung nach der beste Teil der kompletten Filmreihe, weil er eine gute Handlung mit grandiosen Darstellern und eine perfekte Mischung zwischen Action und Humor findet und natürlich, weil er wieder zu den tollen Wurzeln der Reihe zurückkehrt, ohne sich wirklich zu wiederholen. [b]Bewertung: 10/10 Punkten[/b]
Indiana Jones und der letzte Kreuzzug Bewertung
