
Bewertung: 4 / 5
Der letzte Streifen mit Pierce Brosnan ist zugleich sein umstrittenster, obwohl er bis dahin der finanziell erfolgreichste Bondfilm war. Nach einer wirklich starken ersten Hälfte liefert er in der zweiten Hälfte eine einzige Zerstörungsorgie. Offensichtlich sind dabei viele der Stunt- und Actionszenen am Computer entstanden. Die verwendete Tricktechnik ist dabei absolut nicht zeitgemäß und wirkt streckenweise lächerlich. In einer Szene des Films wird das Problem offensichtlich. Pierce Brosnan surft auf der Cockpitfensterscheibe eines Jets an einem Gleitschirm hängend über die Eisschollen der Arktis. Das wirkt unpassend, zumal sich die Produzenten früher einmal damit rühmten, dass alle Stunts in Bondfilmen real seien. Der Charme früherer Bondfilme geht aber auf diese Weise verloren. Als Mayday „Im Angesicht des Todes“ vom Eiffelturm springt, war der Stunt an sich echt. Auch als James Bond in „Moonraker“ aus dem Flugzeug geschmissen wurde, war der Fall eines Stuntman aus der Maschine real. Dass nicht Roger Moore selbst in die Tiefe stürzte, dürfte dabei jedem klar sein. Natürlich wurde der Hauptdarsteller in die Szene hineingeschnitten. Und der Sturz von der Klippe in dem Film „Der Spion Der Mich Liebte“ ist ebenfalls echt und vermittelt genau deswegen die große Spannung. Natürlich bietet neuere Computertechnik bessere Möglichkeiten. Aber deshalb muss die Tricktechnik nicht gleich dazu verwendet werden, die Darsteller vollkommen absurde Stunts vollführen zu lassen. Stattdessen sollte Tricktechnik dazu verwendet werden, die Darsteller mit Actionszenen sinnvoll in Einklang zu bringen. Ein gutes Beispiel ist die Szene, in der Bond alias Pierce Brosnan vor einem Hubschrauber, der riesige Baumsägen trägt, flüchtet. Der Helikopter mit den Baumsägen ist echt und Brosnans Flucht ist echt. Nur sind die Bilder nicht zur selben Zeit entstanden, sondern nachträglich ineinander kopiert worden. Das Ergebnis ist eine absolut überzeugende Szene, in der man die Tricktechnik noch nicht einmal bemerkt, wenn man von ihr weiß. Bei der Cockpitfensterscheibenszene indes ist dem Betrachter klar, dass alle Bilder um Brosnan herum am Computer entstanden sind und der Szene kein realer Stunt mehr zugrunde liegt. Gegen Ende des Films stürzen Bond und das Bondgirl in einem Hubschrauber ab. Der Hubschrauber ist im Film so offensichtlich computeranimiert, dass sich dem Zuschauer die Frage nach dem Sinn der Szene aufdrängt. Hätte man die Szene nicht einfacher drehen können? Mehr Innenaufnahmen des Helikopters? In dem Film „Verschollen“ stürzt Tom Hanks mit einem Flugzeug ab. Die Szenen sind beeindruckend, auch und gerade weil sie ausschließlich die Darsteller im und nicht das Flugzeug selbst zeigen. 1985 zerschellte „Im Angesicht des Todes“ ebenfalls ein Helikopter. Auch hier wurde Tricktechnik verwendet. Denn es handelte sich bei dem Hubschrauber um ein kleines ferngesteuertes Modell. Das wirkte dennoch realer als die Hubschrauberszene dieses Films, der 17 Jahre später entstand. Und das ist peinlich. Natürlich gibt es auch viel Positives über diesen Film zu berichten. Pierce Brosnan ist sieben Jahre nach seinem ersten Bondfilm älter, erwachsener und attraktiver denn je. Insgesamt überzeugt er auf fast allen Gebieten. Halle Barry ist eine Augenweide. Sie gibt sich sehr sexy und unterhaltsam. Rosamund Pike ist ebenfalls entwaffnend sexy. Tobey McGuire und Rick Yune geben die Bösewichter mit viel Spielfreude. John Cleese gibt einen gut aufgelegten, neuen Q. Der neue Aston Martin „Vanish“ mag aus heutiger Sicht Unfug sein. Aber wer weiß? Vielleicht sehen die technischen Möglichkeiten in 40 Jahren schon ganz anders aus. Dann wird der Film sich im Ranking sicherlich weiter nach oben arbeiten. Und dann werden die Kritiker ihm auch die schlechte Tricktechnik verziehen haben. Schließlich war man 1971 bei der Präsentation des Films „Diamantenfieber“ von der überholten Tricktechnik auch nicht begeistert. Heute interessiert das indes keinen mehr. „Die Another Day“ landet auf einem der hinteren Plätze im Bond-Ranking, hat aber Potenzial …
James Bond - Stirb an einem anderen Tag Bewertung
