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John Wick - Kapitel 3

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"John Wick: Kapitel 3" - Antithese oder Tiefpunkt?

John Wick - Kapitel 3 Kritik

John Wick - Kapitel 3 Kritik
2 Kommentare - 28.03.2023 von Entenverlag
In dieser Userkritik verrät euch Entenverlag, wie gut "John Wick - Kapitel 3" ist.
John Wick - Kapitel 3

Bewertung: 3 / 5

Sieht man sich "John Wick: Kapitel 3" genauer an, so offenbart er sich als Antithese zu seinem Vorgänger. Nicht weil er andere Ansätze verfolgen oder seinen Protagonisten dekonstruieren würde; und auch nicht, weil er der Action mehr Realismus gäbe. Im Gegenteil, diesbezüglich führt er Teil 2 nahtlos fort, überbietet ihn sogar. Nein, es ist die Gestaltung, die insbesondere im Finale konträr ausfällt.

Genügend Gemeinsamkeiten gibt es dennoch: Erneut ist die Ästhetik von Action das zentrale Element. Die videospielartige Inszenierung, wenn Figuren zu zweit ganze Gebiete clearen, sich John Wick levelartig bis zum Endgegner hochkämpft. Im Beisein einer dynamischen Kamera, welche die Konfrontationen kommentiert. Sie schlängelt sich durch Motorradverfolgungen, taucht mit John unter Wasser. Konsequent folgt sie den Bewegungen der Figuren, dreht sich mit deren Sprünge und hält die Kampfhöhe, wenn Akteure die Position ändern. Sogar der Schnitt passt sich der Situation an, indem Unterbrechungen des Bildes auf Perspektivwechsel, Kollisionen und Richtungsänderungen fallen.
Für "John Wick: Kapitel 3" ist Kampf eben Kunst. Ein Tanz. Nicht umsonst geschieht der Verweis auf Johns Jugend über Kinder, die Ballett und Judo üben, begleitet von den Worten: "Kunst ist Schmerz". Eine Weisheit, die der spätere Parallelschnitt zwischen Tänzerinnen und Assassinen veranschaulicht. Beide Tätigkeiten werden artifiziell in Szene gesetzt - drei Auftragskiller zwischen sechs Ballerinas. Man verbildlicht, was zuvor ausgesprochen wurde, was die Reihe seit jeher darstellt.
Ihre Action soll gut aussehen. Soll die Bedeutung in der Inszenierung erlangen. Nicht umsonst bemüht sich auch Kapitel 3 um ausgefeilte Farbgebung, tunkt seine Bilder in Komplementärfarben und Kontraste. Man weiß nach wie vor, so viel wie möglich aus den Gegebenheiten herauszuholen. Sei es dass die Geräusche eines Kampfes - das Splittern von Scheiben und durch Schmerz verursachte Schreie - zu seiner eigenen Musik werden, sei es dass Rauchbomben und Schüsse im Takt des Soundtracks zünden oder sei es dass flackernde Lichter den Kämpfen zusätzliche Dynamik verleihen, wenn grüne und blaue Blitze die Zuschauenden wie Charaktere die Kugeln treffen.
Und wie für die Filme üblich, sind Tiere Grundlage der Action: Hat in Teil 1 der ermordete Hund John erst aus dem Ruhestand geholt, so gibt es auch in Teil 3 eine Kampfszene, die mit dem Schuss auf einen Hund beginnt. Mit dem Unterschied, dass der Verantwortliche nur beinahe stirbt, weil auch der Hund nur beinahe gestorben wäre; und die Tiere diesmal selbst Part des Kampfes sind.

Trailer zu John Wick - Kapitel 3

Doch damit der Gegensätze nicht genug. Zum einen ist es die Art und Weise, wie "John Wick: Kapitel 3" mit vermeintlich schwächeren Figuren umgeht, die ihn von Teil 2 unterscheidet. Ist die Kamera in diesem während einer Konfrontation noch stur ihrem Protagonisten gefolgt, ändert sich die Perspektive nun immer wieder. Schon zu Beginn gibt es einen Shot aus Sicht derer, die es auf den in der Ferne laufenden John abgesehen haben - der schwarze Mann ist mittlerweile eben Gejagter statt Jäger. So scheut sich das Bild nicht, John aus den Augen zu lassen; mehr noch, der Trick ist, ihm gerade im Finale nur dann zu folgen, wenn er unterlegen ist. Denn wendet sich das Blatt, verbleibt die Perspektive auf Seiten der nun benachteiligten Gegner - für uns Zuschauende ist somit immer der jeweils Überlegene eine Bedrohung. Auch weil man so das Setting der letzten Kämpfe auf mehrere Arten nutzen kann.
Zum anderen wird der Film genau darin antithetisch zu seinem Vorgänger: Der Einbezug der Zuschauer*innen. Im Spiegelkabinett gefangen verschwand die Kamera in Teil 2 noch ganz. Jede ihrer Reflexionen musste aus den Wänden herausretuchiert werden, man verbannte sie regelrecht aus der Szenerie. Entsprechend distanziert beobachtete sie die Auseinandersetzungen - im krassen Unterschied zur Fortsetzung. In Kapitel 3 ist die Präsenz der Kamera allgegenwärtig. Sie ist Part der Gestaltung, die vierte Wand des Bildes. So bekommt sie in Schießereien Blutspritzer ab, filmt Glas so, als würde sie selbst zerkratzt werden, und splittert, wenn sie Schüsse treffen. Die Fensterscheiben im Finale sind somit auf ihre ganz eigene Weise Meta - durchsichtig und doch solide, wie die Linse der Kamera, die sie repräsentieren.
Ein Gegensatz, den die jeweiligen Enden der finalen Kämpfe zu explizieren vermögen: Lässt John seine Widersacherin in Teil 2 zum Sterben zurück, signalisiert sie ihm ein "Wir sehen uns", obwohl ihr, ihm und uns klar ist, dass es dazu nicht kommen wird. Trotzdem antwortet John mit einem erlösenden "Klar". Und auch die letzten Worte des Antagonisten in Kapitel 3 suchen nach Hoffnung, wo es keine mehr gibt: "Hab keine Angst um mich, John, ich ruh mich nur kurz aus. Ich komme gleich nach." Doch diesmal entgegnet John nur: "Nein, das tun Sie nicht."

Der gravierendste Unterschied zwischen beiden Filmen ist jedoch, dass Teil 3 bei weitem nicht an die optische Brillanz seines Vorgängers heranreicht, dessen Finale visuell einzigartig bleiben wird. Und dennoch macht "John Wick: Kapitel 3" dieselben Fehler. Schließlich kann man die Figur - abgesehen von Keanu Reeves abscheuerfüllter Miene, wenn der schwarze Mann das Töten längst satt hat - trotz Verweis auf Johns Kindheit wieder nur über die Dialoge anderer charakterisieren. Ein Makel, der sich ebenso auf Nebenfiguren ausweitet. Der Auftritt Sofias ist ohnehin der Tiefpunkt des Filmes, wenn nicht gar der ganzen Reihe.

6 von 10 Enten.

John Wick - Kapitel 3 Bewertung
Bewertung des Films
610

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2 Kommentare
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Entenverlag : : Moviejones-Fan
29.03.2023 16:26 Uhr
0
Dabei seit: 20.02.23 | Posts: 103 | Reviews: 21 | Hüte: 17

@luhp92

Ente dankt. :3

"Je poetischer, je wahrer."
~Novalis

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
29.03.2023 11:54 Uhr | Editiert am 29.03.2023 - 11:54 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Schöne Besprechung, Hut.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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