Bewertung: 3.5 / 5
Jetzt da der zweite Trailer zu Ford vs Ferrari rausgekommen ist, und das ganze wie eine schöne Buddykomödie wirkt, gepaart mit hoffentlichen guten Rennaufnahmen dachte ich mir, dass ich die beiden wahrscheinlich besten Rennfilme quervergleiche, weil - na ja warum nicht?
Grand Prix (1966)
Erzählt wird auf epische drei Stunden ausgewalzt eine Formel 1 Saison mit internationaler Besetzung, angeführt von James Garner. Regie führt John Frankenheimer. Und der Film ist so untypisch für John Frankenheimer wie nur irgend möglich, wenn man außerhalb der Rennszenen ist. Fast könnte man sich in einer melodramatischen Folge von Love Boat wähnen. Was diesen Film vor dem Totalausfall rettet, sind daher ganz klar die Rennszenen. Sie gelten nicht umsonst auch heute noch als legendär und vor allem das letzte Rennen hat es dramaturgisch extrem in sich, inklusive bitterer Pointe. Da fährt der gute Frankenheimer nochmal zur Höchtsform auf. Sind die drei Stunden es wert, dass man sie durchhält? Gute Frage, eigentlich reicht es, dass man nur zu den Rennen vorspult. Also daher 6-7 Punkte
Le Mans (1972)
Tja, dann haben wir Le Mans mit Steve McQueen, der auch heute noch bei jeder dritten Tag Heuer Werbung als Rennfahrer erscheint. Tag Heuer ist weniger typischer Blockbuster als eine Herzensangelegenheit von McQueen, der irgendwann sogar den originären Regisseur vom Film vertrieb mit seinem ewigen Rennfahrer-Perfektionismus, dass dann ein TV-regisseur auf dem papier den Film vervollständigen musste. Das ging soweit, dass McQueen teilweise darauf bestand, dass die Szenen bei voller Geschwindigkeit gedreht werden müssen (teilweise mit 380 km/h), und auch hier sass der rennverrückte Mr McQueen hinter dem Steuer. dadurch haben wir einen Film, der in seinen Rennsequenzen extrem authentisch ist und vor allem am Anfang auch eine Athmosphäre etabliert, die zum Schneiden ist. Inhaltlich haben wir auch hier wieder ein melodramatisches Stückwerk vorliegen. Auch hier ungefähr 7 Punkte
Der Vergleich beider Filme
Es kommt in beiden Filmen hauptsächlich auf die Rennathmosphäre an, und da sind beide Filme einfach unschlagbar, das Drumherum ist geradezu für beide Werke eine Last, die den Film runter ziehen. Le Mans ist authentischer, Granbd Prix ist besser geschnitten (inkl einem phänomenlaen Gebrauch des Split Screens). Grand Prix dauert 3 Stunden und damit viel zu lang, Le Mans hat gerade mal ca 105 Minuten auf dem Buckel, der Großteil auf der Rennpiste, viel rudimentärer geht ein Rennfilm nicht. McQueen ist der kantigere, ruppigere Charakter, dafür ist Garner nicht so ein Egomane, der den Film fast ruiniert.
Interessante Randnotiz: Alle bereits gefilmten Aufnahmen vom Nürburgring für Grand Prix musste Frankenheimer 1966 aus irgendwelchen rechtlichen Gründen an den Regisseur von Le Mans abtreten, da die beiden Filme ursprünglich in etwa zeitgleich gedreht werden sollten, aber durch das schnelle Fertigstellen von Grand Prix entschied man sich schließlich dazu, le Mans ein paar Jahre später zu drehen, damit nicht der explizite Vergleich stattfinden sollte. Zumindest hier : Gute Entscheidung.
Kurzer Quervergleich in der Filmhistorie
1. Indianapolis: Wo Steve McQueen ist, kann Paul Newman nie sonderlich weit weg sein, zu ähnlich sind ihre Filmografien: Haie der Grossstadt vs Cincinatti Kid, Papillon vs Cool Hand Luke, Le Mans vs Indianapolis. Indianapolis ist noch deutlich mehr Melodram und kein wirklicher Vergleich, Newman aber eine deutlich sicherere Bank als Darsteller, daher 6 Punkte
2. Bobby Deerfield: Al Pacino versucht sich auch mal als Rennfahrer, aber das ist hauptsächlich melodramatisches Schauspielkino, hat hier nichts zu suchen
3. Der Rasende Gockel: Burt Reynolds spielt in dieser Action-Komödie einen Nascar-Rennfahrer, der vertraglich dazu verdonnert wird, als Gockel verkleidet Rennen zu fahren, ganz amüsantes 1980er Vehikel - 6-7 Punkte, aber nicht wirklich ein Vergleich
4. Tage des Donners: Tom Cruise in einer Bruckheimer-Produktion: Hochglanz-Pathos- geile Bilder aber schnell vergessen auch um die 6 Punkte
5. Cars 1 und 3: nette Pixar Filme, aber bei Leibe keine Filme, die als beste Rennfahrerfilme durchgehen dürften
6. Dieser dumme Stallone Film, dessen Namen ich vergessen habe, mit Till Schweiger, Verone Feldbusch und an einen Rollstuhl gefesselten Burt Reynolds: Schweigen wir diesen Rotz bitte aus: 2 Punkte
7. Rush: Ron Howard dreht einen wirklich guten Film, dem aber einiges zuw ahrer Größe fehlt, ich weiss nicht wieso, aber das ist so typisch Howard für mich: 6 Punkte
8. Turbo: Die geilste Schnecke der Welt ist auch ein formidabler rennfahrerfilm, der sicherlich seine 8 Punkte verdient und hier damit auch eigentlich Platz 1 inne hätte, aber trotz der höheren Punktzahl, da er sein Publikum wirklich enorm abholt, hat er ehrlich gesagt keine Chance gegen die beiden Platzhalter oben.
Ausblick Batman und Bourne gegen Italien
Hmm, ich erwarte einen wirklich fesselnden Männerfilm, der gute Rennszenen (hauptsächlich wahrscheinlich CGI) liefern wird und pathetisch USA hoch halten wird. Irgendwas um die 7 bis 8 Punkte.
Aber ich erwarte trotzdem nicht, dass die beiden Platzhirsche irgendwie in Gefahr geraten, trotz ihrer durchschnittlichen Stories.
Welcher Film ist besser?
Geschmackssache, ehrlich gesagt - man sieht es ja an der Wertung - bin ich kein Fan von einem dieser Filme, dennoch in ihrem genre sind sie die Größten!