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Let Me In

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Besser gut geklaut ...

Let me in Kritik

Let me in Kritik
0 Kommentare - 09.12.2011 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 3.5 / 5

Selbstvertrauen hat der Mann definitiv: Als Regisseur und alleinigen Drehbuchautor listet sich Matt Reeves im Abspann seines Films Let me in. Eigentlich legitim, schließlich will der Amerikaner sein Werk nicht als Remake des schwedischen Vampirfilms So finster die Nacht (2008) von Tomas Alfredson verstanden wissen, sondern als eigene Adaption des gleichnamigen Romans von John Ajvide Lindqvist. Dass Reeves nach eigener Aussage Passagen von Lindqvists Drehbuch und Alfredsons Film so gut fand, dass er sie einfach übernehmen musste, lässt die Theorie vom eigenständigen Film jedoch ein wenig hinken.

Über den Sinn oder Unsinn, aktuelle europäische oder asiatische Filme erneut für den amerikanischen Markt zu drehen, wird in den nächsten Wochen noch intensiv diskutiert werden: Dann nämlich, wenn am 12. Januar David Finchers Version von Verblendung in die Kinos kommt. Doch während die skandinavische Adaption des Stieg-Larsson-Krimis 2009 immerhin über 700.000 deutsche Kino- und rund fünf Millionen Fernsehzuschauer fand, blieb So finster die Nacht mit 39.000 deutschen Kinogänger auch hierzulande eher ein Geheimtipp.

Trailer zu Let me in

In gewisser Weise könnte es Matt Reeves dadurch einfacher haben als sein Landsmann Fincher: Zwar dürfte Letzterer das größere Publikum für sein Reboot verbuchen, Reeves jedoch das unvoreingenommenere. Und die Chancen, dass dem unbeleckten Zuschauer Reeves Version des gefühlvollen Gruselfilms gefallen wird, stehen ausgesprochen gut.

Noch einmal trifft darin ein kleiner Junge, Owen (Kodi Smit-McPhee) heißt er hier, auf dem Klettergerüst vor seiner Mietskaserne auf ein seltsames Mädchen (Chloë Moretz). Die neue Nachbarin, die auch bei Eis und Schnee noch barfuß läuft, gibt sich abweisend und neugierig zugleich. Mühsam kann Owen ihr entlocken, dass ihr Name Abby ist und sie "etwa zwölf Jahre alt" sein müsste. Es dauert eine Weile, bis er Abby seine Freundin nennen darf.

Den Grund für ihre anfängliche Ablehung, ihre allgemeine Vorsicht, soll Owen bald erfahren: Abby ist ein Vampir. Erst nach und nach realisiert der Junge, was das eigentlich bedeutet: Dass in seiner zerbrechlich wirkenden Freundin ein starkes, monströses Wesen schlummert, das seinen Durst nach Menschenblut stillen muss. Und dass Abby dennoch eine liebevolle, treue Seele ist, die ihn vor allen Gefahren und Peinigern schützen würde - egal, mit welchen Mitteln.

Reeves erkannte richtig, dass das Gelingen seines Films mit der Inszenierung der Kinderfreundschaft und der Glaubwürdigkeit der jungen Darsteller stehen und fallen würde: Erwachsene bleiben in diesem düsteren Vampirmärchen nämlich kaum mehr als Statisten. Zur Wahl von Smit-McPhee (The Road) und Moretz (Kick-Ass) für die Hauptrollen ist er demnach zu beglückwünschen: Die beiden gehören zu den begehrtesten und auch besten Kinderdarstellern, die Hollywood aktuell zu bieten hat.

Die zweite richtige Entscheidung, die Reeves traf, war die, nach dem Motto "Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht" zu arbeiten: Er mag die Handlung von Stockholm nach New Mexico verlegen, eine Nebenfigur hinzuzudichten sowie Zeitsprünge und Zeugnisse amerikanischen Popkultur in seinen Film einbauen - doch in den wichtigen Szenen orientiert sich Reeves stark an dem Film, den Tomas Alfredson vorlegte. Manchmal sogar Einstellung für Einstellung. So erzeugt der Amerikaner die gleiche spannungsgeladene Atmosphäre, die den schwedischen Film so besonders machte - und befreit das amerikanische Publikum gleichzeitig von der Bürde, Untertitel lesen zu müssen.

Natürlich lässt sich darüber diskutieren, ob das nun dreist oder eine Hommage ist. Ob Trittbrettfahrerei im großen Stil oder der Versuch, einen großartigen Stoff einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Let me in nüchtern betrachtet ein gelungener Film bleibt.

Let me in bekommt 3,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Annekatrin Liebisch)

Let me in Bewertung
Bewertung des Films
710

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