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Little Big Man

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Little Big Man Kritik

Little Big Man Kritik

Little Big Man Kritik
0 Kommentare - 24.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Little Big Man" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Im stattlichen Alter von 121 Jahren erzählt Jack Crabb (Dustin Hoffman) einem arroganten Reporter seine Lebensgeschichte. Sie beginnt im Alter von zehn Jahren bei einem Indianerüberfall, bei welchem seine Familie verliert und nur er und seine Schwester Caroline (Carole Androwsky) überleben. Beide werden von dem Cayenne-Indianer Shadow That Comes Inside aufgelesen und in sein Dorf gebracht. Caroline ergreift alsbald die Flucht, während Jack bleibt und vom Häuptling Old Lodge Skins (Chief Dan George) wie ein Enkel aufgezogen wird. Sechs Jahre verbringt er dort unter seinen Brüdern und wird erst durch einen Zwischenfall richtig akzeptiert und ein Zwischenfall mit der US-Armee rettet ihm sein Leben.

Der Western ist eine heikle Angelegenheit, weil er in der Masse all dieser produzierten Werke, um die sich Filmlegenden wie John Wayne und Clint Eastwood ranken, immer wieder die Frage aufwirft, wie genau die Geschichte hier in ihrer Richtigkeit, oder kompletten Revision dargestellt wird. Manch einer konnte das besser, so etwa ein Eastwood. Der zwar auch gerne mal unbedachtes Pro-Amerika-Kino in Szene setzte, aber dennoch immer wieder auch versteht, daß es Probleme gibt. In der Tradition des Italowestern, wurden diese Probleme vor allem von Regisseuren wie Sergio Corbucci oder Sergio Leone aufgegriffen und behandelt. Das schmeckt so einigen Amerikanern gar nicht, auch heute noch nicht, wodurch das Schaffen im Western immer wieder zum Nachdenken anregte und nach wie vor noch tut. Nun, während sich aber vor allem die Italo-Amerikaner auch mit dem amerikanischen Traum und der Lüge dessen auseinandersetzten, versucht Arthur Penn den Western hier eher komplett ironisch, sarkastisch und vor allem zynisch zu betrachten. General Custer ist ein vertrottelter Kriegsverbrecher und Rassist, der über Leichen ging, um das amerikanische Fundament, daß nicht diesen Amerikanern gehörte zu schützen. Gleichsam ist das auch eine Gegenwartsmetapher. In der vor allem auch der Wandel der Gesellschaft sich zeigen soll, der eben doch nicht so groß ist und aus ethischer Sicht vielleicht auch zu wünschen übrig lässt.

Nun muss man sagen, daß Penn den Zuschauer schon eine Weile lang durch das Geschehen prügelt. Immer wieder werden historische Ungenauigkeiten kommentiert und Fehler offengelegt, der Heldenmythos des Revolvermannes wird persifliert und alles dient natürlich dem Zweck, vor allem die Mythengestalten um John Wayne und Konsorten zu karikierten. Das ist ein durchaus ironischer Film, der sich da offenlegt und auch mit Dustin Hoffman eine sehr einprägsame, gute und lustige Leistung aufweist. Es ist ein Film, der sehr viele Muster, die man so kennt und an die man sich im Lauf 1960er bis frühe 1980er Jahre im Western bereits gewöhnt hatte. Der Pathos, die Liebschaften, die Bösen, die interkulturellen Konflikte, Stammeskämpfe, Macht und so weiter und so fort. Man kennt das alles und insofern mag Little Big Man auch daran kranken, eben viel zu einfaches Fressen vorzufinden. Gerade weil die Muster so simpel sind, lassen sie sich hier auch herrlich karikieren. Nun muss man aber dazu sagen, daß Penns Werk hier vielleicht auch nicht mehr zu bieten hat, als das, was er eben nach einer guten halben Stunde schon ins Bewusstsein der Zuschauer gerückt hat. Und das ist dann schon ein wenig zäh, weil man eben weiß, worauf das hinaus will. Das wird im Amerika der 1970er Jahre durchaus Zündstoff gewesen sein und lässt sich durchaus in diesem Sinne auch auf die heutige Zeit übertragen, ist aber rein inhaltlich weniger interessant.

Dabei wird eben alles Vorgetragen, was man so kennt. Die Indianer, die Revolverhelden, die Gier nach dem Kapital. Die Figur von Dustin Hoffman durchlebt hier eine Art Odyssee, die sich an allen Klischees abarbeitet, die man so kennt. Und während sich gewöhnliche Western wohl häufig auch damit befassen, daß die geeinte Nation, sich in der Pionierzeit einem unerforschten, fast schon infantilen Explorationsdrang und damit der Möglichkeit einer gelebten Utopie nahe kommt, erweist Arthur Penn auch dem eine Abfuhr, indem er eben die innere Zerrissenheit und die verschiedenen Weltanschauungen und Ansichten Teil seiner Geschichte werden lässt. Das ist ebenso etwas, was sich auf das heutige Amerika, aber auch das heutige Europa übertragen lässt. Dieser Kampf zweier Ideologien, von denen eine eben absoluter Müll ist und die andere der Wahrheit schon ein Stückchen näher kommt. Interessant ist, daß Penn hier zumindest oberflächlich den Beginn des Kapitalismus außen vor lässt. Das schwingt sicher zwischen den Zeilen mit, ist aber in keinem Fall der Kern in Little Big Man. Wenngleich es natürlich durch die Vielzahl von Frauen, die die Hauptfigur Jack Crabb auf ihrem Weg trifft, immer wieder angedeutet wird.

Interessant ist allgemein der Blick auf Frauen. Im zynischen Sinne, gerade auch im Italowestern, sind die das, was vom Kapital gierigen Individuum in jedweder Weise ausgenutzt wird und zwangsläufig so ein wenig zur Passivität verkommt. Das ist nicht unbedingt ein breitgefächerter Sexismus, der da bei Leone, oder auch im Mafiafilm bei Scorsese mitschwingt, sondern viel eher verdeutlicht es, wie grausam die Männer in jener Zeit waren und vermutlich auch heute noch zu Teilen sind. Der ein oder andere Missbrauchsskandal dürfte das ja belegen. Und das die Frau auch hier nicht unbedingt passiv sein muss, unterstreicht der Film dann durch die Persona Mrs. Pendrake, die sich Polygam durchs Leben bewegt und doch recht freizügig ist. Nun kann sie mit ihrem Charme wohl nicht ganz bei Jack Crabb landen, ist aber durchaus recht aufreizend. Gleichsam wird das hier auch im Sinne der Religion gepaart und ist dann wiederum als Kritik an der Prüderie im Allgemeinen zu verstehen. Etwas drastischer verdeutlichte sowas ja auch A Million Ways to Die in the West (2014) Jahre später.

Hin und wieder kommt Little Big Man zu echter Größe, wenn es darum geht, die Gründungsgeschichte Amerikas offenzulegen. Das ist heftig zu weilen unglaublich zynisch und getragen von einer Ironie, wie man sie nur noch selten so clever findet. Ein Film, der anders auf die Dinge blickt und sehr entromantisierend agiert.

Little Big Man Bewertung
Bewertung des Films
710

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