Bewertung: 3.5 / 5
Normalerweise spule ich nicht gerne die Handlung eines Filmes zunächst ab, aber da scheinbar keine Sau Steven Soderbergh‘s „Logan Lucky“ gesehen hat kann ich das genauso gut mal machen.
Die Logan Familie in West Virginia ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Jimmy (Channing Tatum) halt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, und versucht dazu noch Zeit mit seiner Tochter zu verbringen, was durch das Verhältnis zu seiner Ex (Katie Holmes als Bobbie Jo Chapman) nicht unbedingt erleichtert wird. Clyde Logan (Adam Driver) hat einen Arm, ich meine natürlich Hand, beim Militärdienst verloren und schlägt sich als Barkeeper in einer Spelunke, dem „Duck Tape“, durchs Leben. Die beiden sind nicht gerade Raketenwissenschaftler, genau wie ihre Schwester Mellie Logan (Riley Keough), die in einem Haarsalon arbeitet und irgendwie immer denselben Gesichtsausdruck hat*. Immerhin ist sie nicht auf den Mund gefallen und verpasst keine Gelegenheit, dem neuen Mann von Jimmy’s Ex auf den Keks zu gehen.
Trailer zu Logan Lucky
Also was könnte man in dieser Situation besseres tun als zu versuchen, beim legendären Coca-Cola 600 Rennen (nie gehört… Ich stehe zu meinen Wissenslücken) auf dem Charlotte Motor Speedway den Tresor zu knacken.
„Easy“ denken sich die Brüder, und versuchen den erfahrenen Tresorknacker Joe Bang (1. LOL, 2. Daniel Craig) für ihre Zwecke zu rekrutieren. Das einzige Problem: Joe sitzt im Knast, und besteht darauf dass seine unterbelichteten Brüder Sam und Fish an dem Bruch beteiligt werden. Zum Glück haben sie aber „Oceans Eleven“ Veteranen Soderbergh an ihrer Seite, damit das Ganze nicht zum totalen Debakel wird.
„Logan Lucky“ ist die Sorte Film, auf die ich direkt anspreche und uneingeschränkt weiterempfehle. Das Problem ist, ich hasse es darüber zu schreiben, da alles einfach „gut“ ist. Auf Rotten Tomatoes hat der Film derzeit einen Score von 92%, mit einer durchschnittlichen Wertung von 7.5/10. Mit anderen Worten, alle mögen ihn, aber wenige finden ihn großartig (im Schnitt, Vorsicht). In genau der Misere bin ich gerade, dies ist ein solider, guter Film, mit wenigen Punkten die man wirklich herausarbeiten kann.
Also was ist gut: Die Schauspieler gehen alle in ihren Rollen auf, und Adam Driver und Mr. (Anti-)Bond stehlen klar die Show. Lediglich Channing Tatum ist immer noch… irgendwie Channing Tatum, der humpelt. Daran wird sich glaube ich nicht mehr viel ändern, aber der Mann hat ein gewisses Charisma, das hier gut eingesetzt wird. Die Handlung ist… naja, es ist „Oceans Eleven“ mit Rednecks, und einer ganz guten Wendung, die allerdings auch nicht wirklich unerwartet ist. Ich hatte leichte Probleme damit, diesen Dusseln die Durchführung eines solchen Planes zuzumuten, aber das sei mal dahingestellt**. Ich bin sicher, bei einer zweiten Sichtung fallen mir ein paar Handlungslöcher auf, aber auf den ersten Blick hin sieht alles solide aus. Aber Soderbergh und Drehbuchautorin Rebecca Blunt schaffen das, worauf ein ankommt: man behält den ganzen Film hindurch ein Lächeln auf den Lippen , und freut sich tatsächlich wenn diese charmanten Pechvögel ihr Ding durchziehen .
Schnitt, Regie und Dialoge… wie aus einem soliden Guss. Die 109 Minuten vergehen mit ein paar minimalen Längen. Ich sollte vielleicht aber betonen dass dies keine Komödie ist, bei der man laut auflacht, sondern eher permanent mit den Charakteren schmunzelt. Aber in dieser Leichthaftigkeit liegt auch die Stärke des Filmes, der nicht schwerfällig versucht noch irgendeine Lehre fürs Leben in die Handlung hineinzudrücken.
Was ist also schlecht? Ich persönlich fand, dass Hilary Swank und Katherine Waterston kriminell kleine Rollen hatten, und hätte gerne eine direkte Konfrontation zwischen Swank’s Charakter und den Brüdern gesehen, da sie als einzige in diesem Film die Beschreibung „kompetent“ verdient. Nun, streng genommen bekommt sie dies, aber nur in der Form eines „Sequel-Baits“ am Ende.
Also, kein Meilenstein hier, aber sehr solide, smarte Unterhaltung für knapp zwei Stunden. Habe ich schon „solide“ gesagt?
*#Friseusen-shaming
**#Redneck-shaming