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Longlegs

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Longlegs Kritik

Longlegs Kritik

Longlegs Kritik
0 Kommentare - 12.08.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Longlegs" ist.
Longlegs

Bewertung: 3 / 5

Seit einigen Jahrzehnten treibt ein rätselhafter Serienmörder namens Longlegs (Nicolas Cage) sein Unwesen. Dubios daran ist, daß die Morde, bei denen immer ein Familienvater seine Familie und dann sich selbst ermordet am Tatort mit okkulten Symbolen versehen ist. Darunter findet sich die Unterschrift „Longlegs“. Der jungen FBI-Agenten Lee Harker (Maika Monroe), die mit dem Fall betraut wird, gelingt es, die Symbole zu entschlüsseln, denn der Mörder kontaktiert sie. Bald wird ihr klar, daß sie eine ganz persönliche Verbindung zu dem Mörder hat.

Unter normalen Umständen wäre ein Werk wie Longlegs vermutlich in der Independent-Mottenkiste Hollywoods verschwunden. Ein paar Cineasten würden sich freuen, ein paar Trivialisten ebenso, wenn sie den Regiestuhl betrachten und alle Romantiker fühlen sich an Thriller der 1990er Jahre wie Das Schweigen der Lämmer (1991) und Sieben (1995) erinnert. Also eigentlich alles perfekt, oder? Nun, Longlegs ist ein Film, der so ein wenig an The Black Phone (2021) erinnert, nur den energischen Charme eines Coming-of-Age-Films vermissen lässt. Erzählt wird hier eher das übliche Hollywoodmärchen der Pseudo-Psychopathologie, um einen Serienmörder, der sie alle überlistet hat. Das ist eben das, was einen Thriller antreibt. Und klar, daß kann man so machen und ist auch eine grundsätzlich nicht unspannende Idee. Doch es bleiben Fragen und man ist auch ein wenig müde das zu betonen. Doch wenn man Longlegs so einfach auseinandernehmen kann, ja warum denn nicht? Also, jene Frage lautet: „Was genau ist daran besonders?“ Ja, der Film ist entgegen dem Zeitgeist unglaublich düster, triste und fordert den Zuschauer in dieser Hinsicht durchaus heraus. Aber während Regisseur Osgood Perkins diese Atmosphäre erstellt, kommt das Werk so gar nicht ins Rollen. Einzelne Nuancen, wie etwa die Obsession einer Beamten mit diesem einen Fall, wirken indes wie ein Klischee, daß aus jedwedem anderen Skript entnommen wurde. Und klar, das ist natürlich irgendwo gemein. Immerhin sind die großen Regisseure unsere Zeit, auch nicht davon befreit, sich immer wieder zu bedienen. Tarantino begründet seine ganze Karriere darauf.

Es fehlt Longlegs nur an diesen bestimmten Punkten, die einen guten Film von einem soliden trennen. Was ist die größere Erkenntnis? Was ist der Schauwert? Was lerne ich aus den Figuren? Nichts davon ist wirklich erfrischend insgesamt. Natürlich, wie gesagt, Kontrastprogramm zum Mainstream. Aber das ist kein erfülltes Versprechen, sondern das, was man von Longlegs eigentlich erwarten müsste. Nun kombiniert Perkins seinen Thriller mit Horrorkost. Mal geht das ordentlich zur Sache und meistens treibt es die Figuren an den Rand des Wahnsinns. Unterdessen spielen zwischenmenschliche Verbindungen ebenso eine Rolle. Gerade das Thema Bindung zur eigenen Mutter greift der Film dabei auf. Es wird suggeriert, daß da ein großes Geheimnis liegen muss. Und als Zuschauer weiß man natürlich, daß dieses auch noch gelüftet wird. Die Frage, die sich stellt, ist, was nun mit die Figuren nun daraus ziehen, wodurch sich diese Situation dann auch ändern könnte. In dieser Hinsicht bleibt Longlegs ebenfalls gewöhnlich, weil diese Wendungen nur der Geschichte dienen, nicht aber einen tieferen Sinn. Die Aufmachung suggeriert die gesamte Zeit über, man habe hier einen Film, der durch Mark und Bein gehen könnte. Doch das tut er nicht und letzten Endes ist das genauso stumpfsinnig, wie etwa Saw (2004). Unterdessen reibt sich Perkins am ländlichen und konservativen Amerika. Gott, Satanismus und Okkultismus werden als Manifest im Leben mancher gestalten verstanden. Gruselig, wie sich das Leben so macher Hillbillies keineswegs verändert hat und dann fühlt man sich natürlich auch an Der Exorzist (1973) erinnert.

Doch genau wegen dieser Themen fühlt man sich in Longlegs immer wieder in die Zeit zurückversetzt. Und das mag dem ein oder anderen ein nostalgisches Schwärmen ermöglichen, als zukunftsgewandter Mensch ist man dann aber schnell ermüdet davon und fragt sich, wohin das noch führen soll. Klar, es sind dichte Bilder. Dunkel, triste, fast herbstlich und wenig optimistisch. In diesem Segment macht Perkins alles richtig. Und grundsätzlich weiß der man auch, wie man Anspannung generiert. Gerade wenn ein Nicolas Cage immer wieder mal kurz angedeutet wird, sorgt das für gewisses Kopfkino. Doch wenn sich eine spezielle Figur dann mehrmals heftig den Kopf auf den Tisch schlägt und dabei, nun ja. Sagen wir mal so, daß ist nicht gerade schauderhaft, sondern sorgt für einiges Gelächter. Und da beißt sich auch die grundsätzlich realistische Ader, mit dem Okkultismus und dem, was die Bilder letzten Endes zeigen. Hier wäre es also durchaus sinnvoll gewesen, sich für eine einheitliche Tonalität zu entscheiden. Zumal man als Zuschauer auch weiß, daß selbst mit den vertrauten Figuren etwas nicht stimmen kann. Je nach Tagesform und Situation natürlich. Doch innerhalb dieses Mikrokosmos ist Longlegs da schon erwartbar und dennoch herrlich unentschlossen. Über jeden Zweifel erhaben hingegen ist Hauptdarstellerin Maika Monroe. Ihre ruhige, introvertierte und brodelnde Ader verspricht von vorneherein, daß sich da etwas ändern wird und das da auch etwas vergaben liegt, was es zu offenbaren gilt. Insofern hier stimmt alles, weil der Fall auch authentisch ist, wenn es darum geht, die Psyche dieser Figur zu proben,

In Longlegs entscheidet sich grundsätzlich viel darüber, ob man als Zuschauer bereit ist, die Prämisse zu schlucken. Das fällt anhand einiger Momente durchaus schwer. Grundsätzlich kann Perkins aber mit einer tollen Atmosphäre aufwarten.

Hin zur Vergangenheit mit der Zukunft. Das offenbart Longlegs bisweilen. Ein Film der inhaltlich nicht neu, aber atmosphärisch dicht scheint. Und auch wenn das mal ungelenk wird, so können die Schauspieler hier vieles aufwerten und auffangen.

Longlegs Bewertung
Bewertung des Films
610

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