Bewertung: 2.5 / 5
Im australischen Outback wird dem ehemaligen Polizisten Max Rockatansky (Mel Gibson) sein Auto gestohlen. Nun vermutet er den Wagen, wie auch den Dieb in Bartertown. Bartertown ist eine post nukleare Stadt, die sich vor allem dem Tauschhandel verschrieben hat. Hier herrscht die Gründerin und Gesetzgeberin Aunty Entity (Tina Turner), die jedoch von dem Gespann Master-Blaster (Angelo Rossitto und Paul Larsson) kontrolliert wird. Nun schlägt sie Max einen Handel vor, wodurch sie die Macht in der Stadt erlangen will.
Einsame Streiter in der Wüste. Max Rockatansky in der Post-Apokalypse. Es wird klar, daß George Miller seine Ideen ausgereift hat. Denn immerhin sieht man nun wesentlich mehr davon, was eigentlich die Prämisse des Franchise versprach. Hier geht es um Charaktere, die nach der Welt eine neue Ordnung formen. Der absurd, groteske Idealismus, welcher vor allem das Gesetz des stärkeren meint und dann klare Hierarchien offenbart. Miller zeichnet einen Machtkampf in den Reihen der Herrscherin Aunty Enitity und formuliert Charaktergetreu das Handeln von Rockatansky aus. Ein moralisch zwielichtiger Geselle, der in jedwede Situation tritt, um zu überleben. Miller verspricht hier einen Antihelden und inszeniert seine Fortsetzung quasi mit dutzenden Querverweisen auf Jäger des verlorenen Schatzes (1981), Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) oder Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984). Das stagniert und ist mitunter so geordnet, wie das Schaffen von Michael Cimino. Allerdings kann man sich als Zuschauer fragen, wo bei all der Struktur die Substanz bleibt. Menschen, die sich um jedwede, letzte Subtanz prügeln sind nicht originell. Grotesk gekleidete Pseudo-Punks offenbaren nur den Konservativen Geist ihres Künstlers und unterdessen wird Max doch zum Helden, weil er sich irgendwo für die Kinder einsetzt.
Strukturiert ist der Film episodisch, in drei kleine Einzelteile sozusagen und möchte dabei die weltlichen Handlungsweisen und den Menschen als Individuum ergründen. Das sieht man schon allein daran, daß Max sozusagen im weiteren Verlauf der Geschichte auf einen Kinderstamm trifft. Dieser wurde gezwungen in der Wüste zu verweilen und von einem Piloten verlassen. Es ist klar, daß Miller hier natürlich auf eine Art Messias-Gestalt anspielt, weil die Kinder in Max eine Art Erlöser sehen. Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel spielt damit natürlich irgendwie auf die verwunschenen Kinder als Teil der Mythologie um Peter Pan an. Menschen, die nie das Recht hatten, die alte Ordnung zu erleben. Auch dort zeichnet sich aber Millers ideologisches Gehabe ab. Denn wenn Max den Kindern vom Kapitalismus berichtet, dann ist das erstmal eine tolle Welt, in der sich alle fein sind und gut leben konnten. Nun ignoriert der Film dabei gekonnt die Tatsache, daß er ja selber von einer zerstörten Welt berichtet, die die Menschen zu jener Zeit eigens zerstörten. Klar, man kann natürlich darüber debattieren, wer nun letzten Endes für die Apokalypse vor Ort verantwortlich war. Doch dadurch, daß gerade eher Menschen, die rein optisch der Punk-Bewegung angehören schon immer „die Bösen“ in den Mad Max-Filmen waren, stellt sich auch dieser Film gegen den Fortschritt. Da wird dann ein weiteres Mal pseudotiefgründig über die Vergangenheit lamentiert und weiterhin gar nicht infrage gestellt, ob grenzenloser Reichtum nicht auch ein Problem ist.
Klar, man kann auch hier sagen, daß Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel diese Probleme in Form von Rohstoffriegen andeutet. Allerdings geht der Film in dieser Hinsicht ja nie über Andeutungen hinaus und kristallisiert ein Feindbild in der Herrscherin Aunty Entity. Diese ist sogar so böse, daß sie Menschen minderen IQs und anderen körperlichen, wie seelischen Gegebenheiten gegeneinander ausspielt. Sie bekriegen sich in einer Szenerie, die ein weiteres Mal an das Finale von George Lucas Trilogie erinnert. Dahingehend gewinnt Max Rockatansky auch seine Menschlichkeit wieder und wird zur nahbaren Figur für den Zuschauer. Unterdessen finden sich dann wiederum im zweiten Akt auch klare Parallelen zum Christentum und anderen Religionen. So etwa, wenn man hier sieht, daß Menschen abermals durch die Wüste streifen, in der Hoffnung, daß Gelobte Land zu entdecken. Und wenn Max dann von der Zukunft, also von den Kindern gerettet wird, dann ist klar, daß Miller hier einen Generationenwechsel anstrebt. Die Idee allerdings, daß sie auch in ihm den Heiland sehen müssen, ist entweder purer Zynismus, oder die fehlende Lösung von der Vergangenheit. Auch hier hätte der Film durchaus mehr als Andeutungen gebraucht. Und das ist auch im dritten Teil ein großes Problem. Immer wieder deuten diese Filme, sofern sie mal in etwas substantielles Übergehen, vor allem Dinge an. Nie aber wird das konkret an einem wirklich systemischen Problem ausgemacht: Das heißt also, der Film kann alles und nichts zugleich sein. Und damit ist er quasi nichts wert.
Nun muss man Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel lassen, daß er zumindest in seinem Kernelement als Actionfilm ein paar nette Ideen aufweisen kann. Zwar wirkt der Käfigkampf an Trägerseilen etwas in die Jahre gekommen, doch im Gesamten dennoch originell. Sein gesamtes Potential ausschöpfen, kann Miller hier vor allem zum Finale in der Wüste. Dort wo sich Autos überschlagen, kann man nur erahnen, was da später noch einmal auf einen Zukommen sollte und dennoch hat das einen gewissen Reiz.
Auch Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel liefert keinen inhaltlich stimulierenden Film. Es ist zwar weiter gedacht als die beiden Vorgänger, zumindest in der Optik und den Möglichkeiten. Allerdings bleiben fahles Worldbuildung und der konservative Geist erhalten, sodass sich das Werk wie eines ewig-gestrigen anfühlt.
