Bewertung: 5 / 5
"Mama" ein Monster-Film ist. Die Kreatur wird komplett gezeigt, die Frage ist nicht (für den Zuschauer) ob sie in der Einbildungskraft existiert. So folgt der Streifen auch mehr dem Motiv, das hinter dem Wesen lauert. Und hier kommt der Titel doppeldeutig ins Spiel. Im selben Maß wie die Protagonistin zunächst keine Mutter sein möchte, im Verlauf aber Nähe zu den Wald-Gören aufbaut, Verantwortung übernimmt, so manifestiert sich auch das Biest, die gezielten Angriffe und Bedürfnisse nach den Kindern steigern sich. SPOILER-Anfang Es entsteht ein Konkurrenz-/Eifersuchtsverhältnis um Liebe und Zuneigung, welche sich im Showdown dann überraschend anders, symbolisch-vereinnahmend auflöst und nicht in das übliche Abschlachten des Monsters endet. Hier bekommt die bedrohliche Gestalt der Über-Mutter Brüche, das Ungeheuer wirbt um Verständnis beim Zuschauer, dieser tragische Aspekt ist eher selten im Horror-Genre. SPOILER-Ende Wie die kurze filmische Fingerübung (auf dem der Kinofilm basiert) von Regisseur Andrés Muschietti schon andeutet geht es in "Mama" nur bedingt um subtilen Grusel sondern um konkrete Geisterbahn-Schreck-Effekte (Fachwort: Cheap-Scares) im Stile des Japanischen Gruselkinos, inklusive kraxelnde, gebrochen wirkende Frauen mit langen schwarzen Haaren und Traumata. Allerdings gehört schon eine große Begabung dazu dies, nach unzähligen Geister-Mädels in Horrorfilmen, dem Zuschauer noch spannend zu verkaufen. Hier überrascht der Film, neben seiner differenzierten Monster-Thematik. Der Streifen hat bei mir und dem Großteil des Kino-Publikums sowohl eine bedrohlich-unheilvolle Stimmung aufgebaut als auch lauthals auf-quiekende Schreckreaktionen verursacht. Obwohl "Mama" letztlich "nur" auf Schock- und Erschreckungseffekte angelegt ist mag ich seinen unerbittlichen Stilwillen, sein präzises Timing und seine wundervoll-schaurige Bildkompositionen, die immer mit typischen Motiven des Horrorfilms verbunden werden (Nachtangst, etwas lauert unterm Bett, im Schrank, finstere Wald, alleine im Haus usw). Da störte es mich nur bedingt, das schwarze Haare, die auf dem Boden herumwuseln albern aussehen und das ich der Hauptdarstellerin (Jessica Chastain), so hübsch und wandelbar sie auch ist, keine Sekunde die harte Rockband-Braut abgenommen habe. Zu aufgesetzt sind ihre Tattoos, schwarzen Perückenhaare und Gesten. Auch wirkt die männliche (Vater-) Figur völlig verschenkt bzw. überflüssig, ähnlich orientierungslos-unwichtig wie sie dann auch durch den Wald eiert. Aber genug der schlechten Worte. "Mama" ist sicherlich nicht der Überflieger wie er so von der Werbung verkauft wird, ist aber für Freunde des traditionellen Horror-Kinos ein Blick zwischen den vor Schreck an das Gesicht gefassten Hände wert, gibt dem Monster- und Mutter-Thema eine angemessene Tiefe und ist im Vergleich zu weit weniger wirkungsvollen Vertretern der Horror-Zunft, die sich sonst so im finsteren Mainstreamwald der großen Kinos verlaufen, ein besser Vertreter. Eine abschließende Frage habe ich noch. Warum beginnt der Film mit "Es war einmal..."? Einen direkten Märchen-Bezug habe ich so nicht erkannt.
Mama Bewertung