Bewertung: 3.5 / 5
Vielen wird beim Namen Maria Magdalena für den Rest ihres Lebens der eingängige Popsong von Sandra aus dem Jahr 1985 einfallen. Doch mit Maria Magdalena schafft es Regisseur Garth Davis (Lion - Der lange Weg nach Hause), auch die biblische Figur wieder etwas mehr ins Rampenlicht zu rücken. Ihr etwas Kontur zu geben und zudem den lasterhaften Ruf zu nehmen, welcher "der Sünderin" seit Jahrhunderten anhaftet.
Maria Magdalena Kritik
Die junge Maria Magdalena (Rooney Mara) lebt mit ihrer Familie am See Genezareth im Heiligen Land. Sie ist als Geburtshelferin bekannt und scheut sich doch selbst, diesen für Frauen so typischen Weg zu gehen. Als ihr die Heirat mit einem Bekannten auferzwungen werden soll, reagiert die junge Frau abwehrend und in den Augen ihrer Familie ehrlos und besessen. Ein jüdischer Wanderprediger (Joaquin Phoenix) hilft der jungen Frau, die sich kurz darauf entschließt, ihm und seinen Anhängern zu folgen, selbst gegen den Willen der Familie. Und so wird die junge Frau Augenzeugin wundersamer Begebenheiten und muss erleben, wie der junge, charismatische Prophet für die Sünden seiner Mitmenschen auf grausamste Weise büßen muss...
Trailer zu Maria Magdalena
Die Geschichte um Maria Magdalena, oder Maria von Magdala, ist in vielen Überlieferungen erhalten und wie das nun mal so ist mit dem Hören- und Weitersagen geht dies mit unterschiedlicher Legendenbildung und falschen Deutungen einher. Von vielen Klerikern einst als Prostituierte beschimpft, hat sich erst Papst Franziskus ausdrücklich dafür eingesetzt, dass Maria Magdalena
mit den Aposteln Jesu gleichgestellt wird. Kein immenser Schritt in der patriarchalisch geprägten Kirche, aber doch ein kleiner. Wenn es auch deutlich effektiver wäre, Diskriminierungen am lebenden Objekt zu verhindern.
Rooney Mara spielt die ikonische Rolle mit der ihr inneliegenden Zart- und Zähigkeit. Eine Rolle, die der zurückhaltenden Schauspielerin wie auf den Leib geschrieben ist und die sie mit viel Innbrunst verkörpert. In einer von Männern dominierten Welt gehört sie zu den Frauen, die sich nicht beugen lassen möchten, weder von Tradition, noch wegen angeblicher Werte und erst recht nicht aufgrund fremder Erwartungen. Damit entspricht Maria Magdalena einer der ersten (überlieferten) Feministinnen und Maras kraftvolle und zugleich sensible Darstellung macht deutlich, was für Entbehrungen die junge Frau einst auf sich genommen haben muss. Kein Wunder, dass ihr Ruf ruiniert war.
Ihr gegenüber der wie immer starke Joaquin Phoenix, auch wenn dessen Jesus-Interpretation mit Leinschal um den Hals ein bisschen an Berliner Hipster erinnert. Doch der Film legt gekonnt den Fokus auf seine Begleiterin und vergisst dennoch nicht, bestimmte Stationen aus dem Leben des berühmten Propheten aufzugreifen. Ob Heilungswunder, Totenerweckung, Tempelreinigung, Fußwäsche, Abendmahl oder Kreuzigung: Der Film zeigt es in einer beachtlichen Einfachheit. Wo mittelalterliche Gemälde so manche Überlieferung grafisch überzeichneten, zeigen Filme wie Maria Magdalena und auch einst Die Passion Christi eher eine greifbare Realität mit all ihrem Schmerz und ihren Entbehrungen.
Maria Magdalena ist ein guter Film, der von überzeugenden Darstellern getragen wird, aber alles in allem auch leider nicht so berührt, wie er es könnte. Er wirkt realistisch und zugleich etwas unnahbar und das ist bedauerlich. Dennoch für all jene eine gute Wahl, die sich für biblische Filme interessieren und Details abseits der Passion Christi auffrischen möchten.