Bewertung: 3 / 5
Der Pokerspieler Bret Maverick (Mel Gibson) möchte das große Geld auf einem Dampfer in St. Louis machen. Dummerweise muss er 3000 Dollar Startgeld mitbringen, um überhaupt teilnehmen zu dürfen und hat nur noch ein paar Tage Zeit, das Geld zu bringen. Dabei wird Maverick immer vom wachsamen Marshall Zane Cooper (James Garner) beobachtet und auch die Trickbetrügerin Annabelle Bransford (Jodie Foster) bringt ihn um den Verstand.
Einer längst verstaubten Tradition folgend zeichnet sich eine Welt, die moderner denn je, aber deren Filmkonzeption lange nicht mehr so beliebt ist, wie sie es einmal war. Ein Film, der seinen Reiz daraus zieht, daß niemand niemandem trauen kann, daß jeder alles für sich selbst tut und daß eine unnötig verkomplizierte Geschichte dadurch aufgewertet werden soll, daß sie einen tollen Cast aufwarten. Solche Geschichten gibt es sicherlich auch heute noch. Man denke nur an Catch Me If You Can (2002), The Gentlemen (2019) oder auch Amsterdam (2022), um nur ein Paar dieser Beispiele zu nennen. Für Richard Donner ist Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel ein ungewöhnlicher Film und dann wiederum ein erschreckend gewöhnlicher Film. Etwas mühsam kommen die Charakterzeichnungen voran, wenn sich etwa ein Mel Gibson mit irgendwelchen Indianern trifft, Menschen auf den puren Profit aus sind, eine Liebesgeschichte sich anbahnt. Und eigentlich dreht und wendet sich doch alles in diesem Film um ein Spiel, um das Pokern. Ein Spiel, aus dem schon etliche Filme entsprungen sind und diese sind zu Teilen spannend und zu anderen wiederum nicht. Zugegeben, dieser Film hier will seinen Reiz auch gar nicht draus ziehen, irgendwie spannend zu sein, sondern viel mehr eine Fernsehserie adaptieren, die sicherlich mal einen gewissen Reiz hatte.
Das klingt alles sehr trübselig und man könnte meinen, daß Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel, damit vielleicht ein schlechter Film ist. Doch das ist er gar nicht, er hat durchaus seine Qualitäten. Als da wären zum Beispiel die Chemie zwischen Mel Gibson und Jodie Foster. Beide haben ein gutes Gespür für Timing und derlei Dinge. Auch ihre romantische Chemie funktioniert super. Hin und wieder leistet sich der Film auch einen Cameo der besonderen Sorte und grundsätzlich folgt man dem Treiben der Figuren gerne, wenn sie miteinander spielen. Wörtlich, wie im übertragenen Sinne. Doch selbst wenn Richard Donner nie ein Regisseur der Tiefgründigkeit war, so hatte er durch starke Blockbuster etliche Klassiker geschaffen. Sei es Das Omen (1976), ein Superman (1978), Die Goonies (1985) oder eben Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis (1987). All diese Filme haben entweder kulturell, popkulturell oder auch in beiden Belangen irgendeine Form von Einfluss auf das jeweilige Genre oder die Filmkunst an sich genommen. Doch bei seinem Western ist das nicht zu finden. Der Versuch, aus der Ernsthaftigkeit mit gekonnt subtilem Humor etwas Neues zu schaffen, gelingt einfach nicht in diesem Film. Vielleicht mag es daran liegen, daß der Western einfach auserzählt ist. Selbst wenn es auch modernere Beispiele für wirklich gelungene Western gibt. Django Unchained (2012) und Feinde – Hostiles (2017) lassen grüßen. Doch an dem Western-Image kratzen will dieser Film nicht und als Komödie ist er dann auch zu routiniert und handzahm.
Der Film leidet eben darunter, unter allen Umständen vorhersehbar zu sein. Man erahnt, wohin sich das entwickeln muss und kommt auch unweigerlich zu dem Entschluss, daß sich da sonst mit den Wendungen, die hier schon im Blickfeld liegen, nichts ändern wird. Wenn man sich von oberflächlichen Dingen wie etwa einem großen Dampfer, einer Postkutsche oder generell einem gut ausgestatteten Set beeinflussen lässt und sich davon unterhalten fühlt, dann bitteschön, wird man mit Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel seine helle Freude haben. Grundsätzlich gibt es ja auch Filme, die sicherlich durch sowas stark aufgewertet werden und man muss es immer wieder betonen, wenn man retrospektiv über Filme spricht, daß nämlich das Handwerk hinter solchen Werken, daß Bauen von Sets und Tragen von Kostümen leider so ein wenig aus der Mode gekommen ist. Blockbuster müssen heute schneller und günstiger denn je produziert werden und das ist etwas, was man wirklich bedauern muss. Es ist insofern schon in gewissen Maßen beeindruckend, was Donner hier für einen Aufwand betreibt, um seine kurzweilige Westernkomödie zu drehen. Daß Mel Gibson über die Jahre zu einer Karikatur seiner selbst geworden ist, ist ja wohl hinlänglich bekannt. Wenngleich man froh darüber sein kann, daß ein solcher Enfant terrible noch existiert, der auch gerne mal mit seltsamen und abstoßenden Kommentaren über sich reden macht, aber auch Anstöße zu wichtigen Diskussionen gibt, so ist es dennoch eine Figur, die er hier verkörpert, die man ihm wohl nicht mehr abkaufen kann.
Insgesamt verschwindet der Film aber ob der inhaltlichen Leere und der fehlenden Bedeutung als Persiflage auch in der Versenkung. Ob der da nun hingehört oder nicht, ist sicherlich eine Frage, die nicht zweifelsfrei zu klären wäre. Im Endeffekt kann er gut unterhalten für die wenigen Augenblicke, die er letzten Endes geht. Doch bleibt natürlich die Frage, ob man sich nicht auch auf bessere Werke stürzen kann.
Und so ist Maverick – Den Colt am Gürtel, ein As im Ärmel ein eher uninteressantes Werk, daß zu überzeugen weiß und hin und wieder auch unterhält. Ein insgesamt gut aufgelegter und namenhafter Cast, kann den Film aber dennoch nicht vor Mittelmaß retten. Und gerade im Western gibt es ja deutlich bessere Werke.