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Mein linker Fuß

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Mein linker Fuß Kritik

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Mein linker Fuß Kritik
0 Kommentare - 10.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Mein linker Fuß" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der junge Christy Brown (Daniel Day-Lewis) wird in eine sehr große und gleichzeitig arme irische Familie hineingeboren. Zu allem Überfluss leidet er auch noch an spastischer Tetraplegiker, wodurch er nur beschränkt seine Körperfunktionen erkennen kann. Einzig seine Mutter (Brenda Fricker) erkannt das Potential ihres künstlerisch begabten Sohnes. Und so reift der Mann zu einem begabten Schriftsteller heran, der lernt seine Kunst, mit seinem linken Fuß zu schreiben.

Bei einer Behinderung, besonders dann, wenn sie sich körperlich ausprägt, passiert häufig sehr viel im eigenen Dasein, aber besonders auch im sozialen Umfeld. Das ist ein hochkomplexes Unterfangen, welches man natürlich auch im Kontext seiner Zeit betrachten muss, aber auch der sozialen Schicht, aus der man kommt. Nun hat Mein linker Fuß noch zudem an sich den Anspruch, eine Biographie zu sein, also auf vermeintlich wahren Begebenheiten zu beruhen. Dieses vermeintlich ist deshalb so wichtig, weil man natürlich nie die gesamte oder echte Realität eines Lebens in einen Film packen kann und das noch zudem auch ein gänzlich falscher Anspruch an einen Film ist. Insofern muss das hier klar herausgestellt werden. Man muss dazu sagen, daß es sich bei dem Werk von Jim Sheridan auch tatsächlich um klassisches Oscar bait handelt. Nicht, daß das zwangsläufig etwas Schlechtes wäre, allerdings ist der Zugang zu dem Werk, bedingt durch das harte Thema, auch ein wenig erschwert. Denn wenn man sich solch sensiblen Themen einer fast kompletten Lähmung, oder vielleicht dem Holocaust wie etwa in Schindlers Liste (1993) nähert, sind oder sollten die meisten Leute doch von Grund auf schon etwas sensibilisierter an das Werk herantreten, als wenn man von einem „normalen“ Film spräche.

Nun blickt man in den 2020ern schon deutlich anders auf das Thema Behinderung, als man es in den 1980er Jahren tat. Ist auch grundsätzlich gut so, denn was man vor allem in Mein linker Fuß beobachten kann, ist daß die Behinderung, in dem Falle eine Infantile Zerebralparese als große Herausforderung betrachtet wird. Natürlich muss man das im Kontext der Zeit betrachten und gerade dann, wenn man auch ständiges Vergleichspotential, vermeintlicher Normalität bekommt, ist es natürlich noch einmal deutlich schwerer, auf eine Behinderung irgendwie positiv zu blicken. Insofern fängt der Film seine Zeit, oder vielleicht auch die unsere Zeit ganz gut ein. Immerhin fangen unsere Augen in der Regel alles, was uns erstmal irritiert ein und so blicken wir auch heute noch am laufenden Band auf irgendwelche Menschen im Rollstuhl. Gleichsam ist es natürlich auch so, daß der Zugang zum alltäglichen Leben deutlich erschwert ist, weil man mit einer körperlichen Behinderung und vor allem mit einer Spastik dieser Art immer auf Hilfe angewiesen ist. Die Frage, die man sich stellen könnte und die sich auch etwaige Menschenrechtler wie Raúl Krauthausen stellen, ist, ob die Behinderung das Problem ist, oder die Gesellschaft, die nicht entsprechend auf die Behinderung reagiert. Nun ist das ein Diskurs für eine andere Debatte, weil er auch nicht so einfach zu führen ist und vom Film erstmal wegführt.

Tatsächlich fängt der Film dabei aber ganz gut die Sorgen der Verwandten eines Behinderten ein. So etwa die, daß das Wesen von Grund auf verletzlicher ist und man sich darum sorgen muss, daß es von gesellschaftlichen Konventionen ausgesperrt wird. Viele Behinderte wurden ja zudem auch Jahrzehnte lang von ihren Familien und Freunden versteckt gepflegt, weil man fürchtete, daß man gesellschaftlich ebenso ausgeschlossen wird oder das Kind, der Mensch einfach verletzlicher ist. Gerade in Deutschland hat diese Form des Versteckens ja noch einmal eine ganz andere erschreckende Geschichte und insofern ist Mein linker Fuß da zumindest sehr ehrlich, wenn er dies hin und wieder mal aufgreift. Nun ist aber die Frage, die über allem thront, ob dieser Gedankengang tatsächlich noch zeitgemäß ist. Denn wie kann man etwas normalisieren, daß bedingt durch sein bloßes Auftreten schon zu Komplikationen in der Gesellschaft führt? Ja, es ist insofern ehrlich und zeigt auf, wie es war und wie es eben noch ist, mit einer Behinderung zu leben. Nur kann der Film nicht gänzlich herausstellen, daß es vielleicht mehr ein gesellschaftliches Problem, als ein Problem des Individuums ist. Denn sonst gäbe es ja diesen Film nicht. Und das liegt mitunter schon etwas im Magen, weil man abseits dessen dann wiederum einen Film präsentiert bekommt, in dem es um etliche Banalitäten geht. Wie der Streit mit der Familie, wie Geldsorgen, wie die Liebe und so weiter und so fort.

Klar, auch da ist Mein linker Fuß durchaus ehrlich, weil er ebenso aufzeigt, daß eine Behinderung zusätzlich auch Geld kostet. Und überdies ist man noch dazu erstaunt, wie großartig Daniel Day-Lewis das ganze spielt. Mitunter fällt schon ein zweimal auf, daß man hier keine tatsächliche Lähmung und Spastik vorliegen hat, doch das sind wirklich nur kleine Momente und man muss sagen, daß es wohl kaum ein Schauspieler besser gekonnt hätte, wenn überhaupt. Es ist eben klassisches Actors-Piece, wenn dieser Mann durch das Leben schreitet. Und das zu erreichen ist dann wiederum sehr schwer.

Nicht ganz zeitgemäß, aber phantastisch gespielt greift Mein linker Fuß einige interessante Fragen auf. Was macht eine Behinderung mit dem Umfeld? Was kostet sie? Wie kann man damit an die Öffentlichkeit gehen und wie wird man betrachtet? All das ist sehr ehrlich und damit auch sehr aufschlussreich. Aber es geht wohl nie darüber hinaus.

Mein linker Fuß Bewertung
Bewertung des Films
610

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