Bewertung: 4 / 5
27 Jahre ist es her, dass Tom Cruise in Mission: Impossible erstmals in die Rolle des Ethan Hunt geschlüpft ist. Während die ersten drei Filme solide Adaptionen zweier US-amerikanischen Agentenserien darstellen, hat die Reihe mit dem vierten Teil Mission: Impossible - Phantom Protokoll erstmals bis dato ungekannte Höhen erreicht. Das lag nicht nur am für diesen Film am höchsten Gebäude der Welt hängenden Tom Cruise, sondern auch an der perfekten Symbiose aus spektakulären Actionszenen, einer tollen Teamchemie sowie einer spannenden und wendungsreichen Handlung. Die beiden anschließenden Teile konnten sogar noch einen draufsetzen. Nun erwartet uns mit Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins die erste Hälfte eines geplanten Zweiteilers, der die Mission: Impossible-Reihe abschließen soll.
Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins Kritik
Ethan Hunt und sein IMF-Team begeben sich auf ihre bisher gefährlichste Mission: sie sollen eine bedrohliche neue Waffe aufspüren, die das Schicksal der gesamten Menschheit bedroht, bevor sie in die falschen Hände gerät. Konfrontiert mit seiner eigenen Vergangenheit und einem allmächtigen Feind, entbrennt ein tödlicher Wettlauf um die halbe Welt, bei dem Ethan erkennen muss, dass selbst das Leben derer, die ihm am wichtigsten sind, hinter der Mission anstehen muss.
Trailer zu Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins
Altes trifft auf Neues
In Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins kehren viele bekannte Figuren zurück und wie für die vergangenen Teile üblich, werden auch einige neue Figuren eingeführt. Neben Tom Cruise als Ethan Hunt ist Ving Rhames als Luther Stickell die einzige Figur, die in bislang allen Teilen der Reihe zu sehen war. Er kehrt hier ebenso zurück wie Simon Pegg als Benji Dunn, der seit Mission: Impossible 3 fest zum Cast gehört.
Auch Rebecca Ferguson ist nach den letzten beiden Teilen erneut als IMF-Agentin Ilsa Faust zu sehen, während Henry Czerny zum ersten Mal seit dem ersten Teil wieder in die Rolle des Eugene Kittridge schlüpft. Wieder dabei sind nach Mission: Impossible - Fallout zudem Vanessa Kirby und Frederick Schmidt als Alanna und Zola Mitsopolis.
Neu dabei sind hingegen Hayley Atwell (bekannt als Peggy Carter aus dem MCU) als Diebin Grace, Esai Morales als Antagonist Gabriel, Pom Klementieff (Mantis in den Guardians of the Galaxy-Filmen) als seine Handlangerin Paris sowie Shea Wigham und Greg Tarzan Davis als CIA-Agenten.
Während Simon Pegg und Ving Rhames weiterhin das Herz unseres liebgewonnenen IMF-Teams darstellen und immer wieder für Situationskomik sorgen, ist es vor allem Hayley Atwell, die in einer zwielichtigen Rolle allen die Show stiehlt. Das liegt nicht nur an ihrer beeindruckenden Physis, sondern auch an ihrer tollen Chemie mit Tom Cruise. Auch deswegen kommt Rebecca Ferguson leider etwas zu kurz, was bei diesem großartigen Ensemble jedoch zu verschmerzen ist.
Esai Morales überzeugt wiederum vor allem durch seine Physis und sein Charisma als Antagonist, inklusive einer spannenden Vergangenheit. Pom Klementieff überzeugt ebenfalls in ihrer Rolle, wirkt phasenweise aber etwas wie ein Harley Quinn-Verschnitt.
Ein undurchsichtiger Gegenspieler und ein wirrer Plot
Für Überraschung sorgen wird definitiv der im Vorfeld unbekannte und für unsere Zeit brandaktuelle Gegenspieler von Ethan Hunt & Co., der aufgrund von seiner Undurchsichtigkeit für einige spannende Handlungssituationen sorgt und in einer tollen Eröffnungssequenz eingeführt wird. Selbst als Zuschauer kann man sich dabei nie ganz sicher sein.
Dass neben dem uns bekannten IMF-Team weitere verschiedene Figuren einen Wettlauf um die halbe Welt bestreiten, sorgt dagegen mitunter für etwas Verwirrung aufgrund der unterschiedlichen Figurenmotivationen. Glücklicherweise werden alle Figurenkonstellationen so weit aufgelöst und alle Motivationen so gut erklärt, wie es eben nach der ersten Hälfte eines Zweiteilers der Fall sein kann.
Die Handlung führt die Figuren zudem, wie es für die Mission: Impossible-Filme mittlerweile üblich ist, einmal um den halben Globus: Amsterdam, die arabische Wüste, Abu Dhabi, Rom, Venedig und die österreichischen Alpen sind dabei noch nicht einmal alle Orte, die innerhalb des Films besucht werden. Gerade die Szenen in Italien gehören zu den schönsten Szenen der gesamten Filmreihe.
Spektakuläre Action auf höchstem Niveau
Filme wie Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins schaut man aber natürlich wegen der Action. Die wurde im Verlauf der Filmreihe immer spektakulärer, und was Tom Cruise mit seinen mittlerweile 61 Jahren hier abliefert, zählt zu der besten Action, die das Franchise bislang geboten hat. Cruise rennt über Dächer, navigiert einen Kleinwagen mit einer Hand durch engste Gassen und kämpft auf einem fahrenden Zug. Doch das ist alles noch gar nichts gegen den großen Stunt des Films und den bislang gefährlichsten in der Karriere von Cruise, auf den er sich mit etwa 500 Fallschirmsprüngen und über 13.000 Motorradabsprüngen vorbereitet hat.
Dieser Stunt bekommt im Film zudem einen starken Aufbau, hätte aber gerne etwas ausführlicher gezeigt werden können, wird jedoch aufgrund der Handlung etwas kurz gehalten. Spektakulär ist die Szene aber allemal und alles danach folgende reicht von der Immersion auf jeden Fall an die Flugszenen aus Top Gun - Maverick heran, sodass nicht wenige Besucher das Kino mit schwitzigen Händen verlassen dürften.
Hervorzuheben sind zudem die im Vergleich zu anderen Hollywood-Blockbustern sparsam eingesetzten visuellen Effekte, die nur in wenigen Szenen erkennbar sind, sodass der Großteil der Action echt wirkt. Das ist auch der ruhigen Kameraarbeit von Fraser Taggart sowie dem Schnitt zu verdanken, die alle Actionsequenzen klar erkennbar machen, auch ohne größere Plansequenzen.
Nur ein halber Film?
Trotz der bedrohlichen Ausgangslage wirkt Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins mitunter schon fast leichtfüßig. Das ist auf den immer wieder eingestreuten Humor zurückzuführen, der jedoch nie fehl am Platz wirkt. In der Pressevorführung wurde immer wieder lautstark gelacht. Dennoch ist Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins keine Komödie. Der Grundton ist ernst und auch die für das große Finale einer Filmreihe notwendige Dramatik kommt nicht zu kurz.
Ein großes Kompliment gilt auch Komponist Lorne Balfe, der nach Mission: Impossible - Fallout zum zweiten Mal die Musik für die Filmreihe komponiert hat. Sein Score passt sich stets der Handlung an und ist mal treibend oder opulent und in anderen Situationen wieder einfühlsam. Vor allem in mehreren Montageszenen, in denen die Figuren meist Wege zurücklegen, drängt die Filmmusik in den Vordergrund und macht simple Wegstrecken zu einem wahren Fest für die Ohren.
Wie eingangs erwähnt, ist Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins nur die erste Hälfte eines Zweiteilers, der die Mission: Impossible-Reihe nach fast 30 Jahren abschließen soll. Das sollte man vor dem Kinobesuch wissen, denn zum ersten Mal ist die Handlung eines Films dieser Reihe am Ende nicht abgeschlossen, sondern endet mit einem Cliffhanger. Ein halber Film ist Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins deswegen aber nicht, dafür passiert in diesen erstaunlich kurzweiligen 164 Minuten doch zu viel und gerade die Actionsequenzen entschädigen für das offene Ende.
Fazit
Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Eins macht dort weiter, wo Mission: Impossible - Fallout 2018 aufgehört hat. Ethan Hunt & Co. begeben sich abermals auf eine waghalsige Mission, die das Team um den halben Globus führt und von Regisseur Christopher McQuarrie äußerst spannend inszeniert wird. Der neue Gegenspieler sorgt für frischen Wind, ebenso wie die neu eingeführten Figuren, die den bewährten Cast hervorragend ergänzen. Auch wenn Tom Cruise weiterhin im Mittelpunkt der Reihe steht und sich mit so manchem Stunt mal wieder selbst übertrifft, bekommen alle wichtigen Nebenfiguren genug Raum und ihre Momente.
Abzug gibt es für die teils zu wirre Handlung, die aufgrund der Zweiteilung zudem nach der Hälfte endet. Doch das ist bei dieser schon fast mühelos wirkenden Abfolge von einer spektakulären Actionszene auf die andere absolut zu verschmerzen. Auch wenn 164 Minuten zunächst nach viel klingt, vergeht die Zeit im Kinosessel wie im Flug. Mission: Impossible - Dead Reckoning Teil Zwei kann nicht schnell genug kommen!
Wiederschauwert: 80 %